Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf
Joe D`Amato drehte im Jahr 1979 das Remake von „Das 3. Auge“ unter dem Titel „Buio Omega“ oder eben hierzulande „Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf“. Inhaltlich blieb er dem Original phasenweise recht treu aber er verfolgt auch absolut andere Ansätze. Seinen Ruf erlangte der Film mit Sicherheit durch die Beschlagnahmung, da er tatsächlich einige unglaubliche Szenen beinhaltet, die aber eher weniger an lebenden Protagonisten vollzogen werden, sondern vielmehr an den Leichen. Während das Original die körperliche Auflösung in Salzsäure lediglich andeutete, hält „Sado“ eben drauf. Auch die Ausweidung seiner toten Freundin, die der Hobby Tierpräparator zur Erhaltung des Leichnams vornimmt, wird komplett gezeigt, weshalb der Film als Werbemaßnahme die Freigabe-Empfehlung ab 21 Jahren erhalten hatte.
Leider wird der Film auf diese 2 Szenen reduziert, die nicht mal als reiner Selbstzweck zu betrachten sind. Klar, irgendwo natürlich schon , da der Regisseur natürlich wusste, was er hier anrichtet, aber dennoch wirken sie im Kontext des Films nicht deplatziert, sondern unterstreichen die morbide Atmosphäre des Films. Im Gegenteil zu 2 Mordszenen, die jetzt zwar nicht sonderlich explizit ausgefallen sind, aber dann dennoch den eigentlichen Charakter des Hauptprotagonisten in ein falsches Licht stellen. Gerade die Fingernagelszene wirkt absolut befremdlich, da sie den Antrieb des Mörders verfälscht.
Zugegebenermaßen hatte ich mit dem Film bei Erstsichtung durchaus Probleme. Die fand in den 80ern statt, als der Film in der Liste der „BpjS“ auftauchte. Das ungeschulte Auge, wollte etwas anderes sehen, weshalb ich den Film danach nicht mehr sonderlich beachtete. Die Zweitsichtung fand auf DVD statt, bei der ich den Film deutlich besser, aber auch nicht richtig gut fand. Das hat sich rückblickend immer weiter geändert. Der Film ist gewachsen. Inzwischen erfolgte eine weitere Sichtung auf Blu Ray und jetzt mag ich ihn wirklich gerne. Dies liegt nicht an den Splatterszenen, sondern ganz eindeutig an der seltsamen Atmosphäre des Films. Diese Atmosphäre ist klar und deutlich durch das Mitwirken der Gruppe „Goblin“ entstanden, die die Musik dafür erschaffen hatten. Der Film lebt und atmet in vielen Szenen durch die Musik, da der Film fast schon in ein unheilvolles Drama wechselt, was durch die wundervollen Klänge untermalt wird. Die Bilder und auch die Ruhe des Films im Kontext zu den Melodien entwickeln einen seltsamen Reiz und lassen den Zuschauer in den Film eintauchen. Kieran Canter, der nur eine kurze Schauspielkarriere hatte, spielte Frank Wyler allerdings auch wirklich stark. Den Irrsinn nahm man ihm wirklich ab. Als Leiche diente Cinzia Monreale, die damit eine seltsame Co-Hauptrolle innehatte, was ihr aber bis auf einige sichtbare Atemzüge bei der Ausweidung gut gelang. Da war sie allerdings auch splitterfasernackt, was dann wahrscheinlich nicht so einfach war. Die Darstellerin, die auch mehrfach für Lucio Fulci und Dario Argento vor der Kamera stand, löste das aber dennoch sehr sehr gut und sie bleibt absolut im Gedächtnis. Glücklicherweise durfte sie auch zeitgleich noch ihre lebende Schwester spielen, weshalb sie ihren Job nicht nur liegend erfüllen musste.
Dennoch eine klare Warnung! Das ist kein Film, den ich durchweg empfehlen könnte. Ich kann auch jeden verstehen, der damit überhaupt nichts anfangen kann. Immerhin ging es mir ja mal genauso. Aber irgendwie hat sich der Film bei mir entwickelt und ich möchte ihn nicht mehr missen.