Blade Runner 2049
Damals leider nicht ins Kino geschafft, konnte der Bluray-Release dieses Films nicht früh genug kommen. Dennoch vergingen knapp vier weitere Wochen bis die Scheibe dann tatsächlich eingelegt werden konnte, was auch mit der Laufzeit von ca. 160 Minuten zu tun hat und es zunehmend schwerer wird, diese Zeit für einen Film freizuschaufeln. Traurig aber wahr. Umso mehr will es was heißen, dass er innerhalb von 7 weiteren Tagen, nochmals eingelegt wurde. Warum? Fangen wir von vorne an.
Mir ging es vermutlich wie den meisten, als ein zweiter Teil von Blade Runner (1982, Ridley Scott) angekündigt wurde. "Warum kann man dieses Werk nach 35 Jahren nicht einfach ruhen lassen?". Das waren damals meine Gedanken. Die Angst hier eine Fortsetzung zu bekommen, die dem ersten Teil nicht würdig ist bzw. den Titel "Blade Runner" in den Dreck zieht, war groß. Heutzutage weiß man schließlich nie, was sich Hollywood so einfallen lässt. Zugegeben, als bekannt wurde, dass Denis Villeneuve die Regie übernehmen-, Ridley Scott produzieren-, und Ryan Gosling die Hauptrolle besetzen sollte, keimte Hoffnung auf.
Der Film kam ins Kino, die Kritiker überschlugen sich mit Lob, die Zuschauerzahlen enttäuschten. Zumindest hier steht die Fortsetzung dem ersten Teil in Nichts nach.
Doch auch inhaltlich und audiovisuell kann man das - trotz aller Befürchtungen - so sagen. Die Story nimmt elegant die Geschehnisse des ersten Teiles auf und spinnt diese weiter, und wirkt trotzdem auf eine Gewisse Art und Weise eigenständig. Verabschiedet sich also von einer zu großen Abhängigkeit.
Der Film schafft es die grandiose dystopische Stimmung des ersten Teils wieder auf die Leinwand bzw. den Bildschirm zu projizieren. Dabei wirkt alles nachvollziehbar weiterentwickelt. Immerhin sind auch im Filmuniversum selbst 30 Jahre vergangen und die Welt hat seitdem einiges mitgemacht. Doch Villeneuve zeigt uns nicht nur das nächtliche, regnerische Los Angeles, sondern auch gänzlich andere Schauplätze die jedoch ebenfalls die Kälte dieser düsteren Zukunft transportieren.
Gerade die Bildsprache in Kombination mit der ruhigen Kameraarbeit ist grandios und kommt konsequent im ganzen Film so zum Tragen. Grundsätzlich ist die ruhige Art - wie auch schon im ersten Teil - eine Genugtuung. Die Sets und Kulissen könnten authentischer nicht sein. Mir ist zudem nicht einmal irgendein CGI-Effekt bewusst aufgefallen.
Auch der Soundtrack schmiegt sich mit ein und verleiht den Bildern noch mehr Ausdruck. Ob dieser in Gänze an den Soundtrack des ersten Teils herankommt, ist schwer zu sagen. Zumindest nimmt er eine ähnlich wichtige Position ein und bleibt im Kopf.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg top besetzt. Das Wiedersehen mit Harrison Ford aka. Deckard löst Gänsehaut aus. Seine Screentime ist zudem mMn. perfekt dosiert. Auch hier ruht sich der Film nicht einfach auf irgendetwas aus, sondern macht deutlich, wer der Hauptdarsteller ist. Apropo Hauptdarsteller: Die Kritik, die man doch hin und wieder über Ryan Gosling liest, kann ich so nicht unterschreiben. Er spielt den Blade Runner "K" nachvollziehbar kühl, was mMn. perfekt zu der Geschichte und Herkunft dieses Charakters passt. Trotzdem hatte ich keine Schwierigkeiten mich mit ihm zu identifizieren und ihm gespannt zu folgen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass der Film nicht nur einer der bisher besten 2010er Filme ist, sondern sich auch in die Liste der "großartigen Fortsetzungen" mit einreiht. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass man es schafft an den Vorgänger heranzukommen. Doch das tut Blade Runner 2049.
Ich bin froh, dass es in diesen Film gibt, und während ich die Zeilen schreibe, wird mir eines klar: Die dritte Sichtung muss zeitnah folgen.
10/10
Ein Wort noch zu den drei Kurzfilmen (Black Out 2022, 2036: Nexus Dawn, 2048: Nowhere to Run): Fand ich nett anzusehen und haben dafür gesorgt, dass einige kleinere Fragen - die mir ansonsten während dem Sehen in den Sinn gekommen wären - direkt im Vorfeld geklärt wurden. Inhaltlich und stilistisch (ich mag Animes) hat mir da Black Out 2022 am besten gefallen.