AW: Böhse Onkelz
Ich bin Onkelz-Späteinsteiger. Als 10jähriger kannte man nur den Namen von Größeren her. Und von den tollen Heckscheiben-Aufklebern.
Und die musste man dann irgendwie cool finden, auch wenn man sie nicht kannte.
Mit dem Alter kam dann auch der Verstand. Und der Verstand zermürbte sich je älter ich wurde. Das fing so im dummen Alter mit 13 an und erlangte seinen absoluten Tiefpunkt mit 17, wo ich die Weisheit quasi mit den Löffel gefressen habe.
Und diese Phase haben die Onkelz in ihren Liedern aufgegriffen. Vorher kannte ich diese Band nur vom Hörensagen. Und interessiert hat sie mich auch nicht wirklich.
Davor kannte ich nur ein paar (leichte) Rechtsrock-Bands, die ich hörte.
Irgendwann dachte ich, mein Leben wäre ein absoluter Missstand. So war es auch.
Psychisch war ich wegen sehr vielen Dingen ganz unten. Und ich fühlte mich von vielen einfach nicht verstanden und dachte, ich stünde jetzt allein in meinem Leben da.
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf die Onkelz gestoßen bin. Jedenfalls bin ich von der (ich war es nie wirklich) rechten Schiene auf Kevin Russell und Co. umgestiegen und musste erkennen, dass sie sich auch mit dem rechten Klischee rumärgern mussten.
Die Texte, die Melodien und das Gesamte haben es irgendwie geschafft, mir mein Selbstbewusstsein und das Bewusstsein gegenüber meinen Mitmenschen wieder aufzubauen.
Seitdem sind ein paar Jahre vergangen. Und wenn ich jetzt nüchtern darauf zurückblicke, bin ich froh, dass es die Onkelz gibt.
Denn ohne sie wäre ich wohl irgendwo völlig verstört beim Psychiater gelandet.
Sie waren meine Psychiater!
Ein guter Nebeneffekt, den ich in der nachfolgenden Zwischenzeit mitbekommen hatte war der, dass der Zusammenhalt zwischen Onkelz-Fans sehr groß ist.
Hat man zu erkennen gegeben Onkelz-Anhänger zu sein, so verstand man sich sofort untereinander.
Das hat mir Situationen erbracht, die ich mir so als Jugendlicher gar nicht hätte vorstellen können. So bin ich zum Beispiel einmal bei einem fremden Ehepaar in der Wohung gelandet und habe mit denen getrunken und philosophiert, nur wegen des gleichen Musikgeschmacks. Mit der Bitte, nochmal wieder zu kommen.
Ich verstehe mich gut mit alten Säcken... das kann doch nicht verkehrt sein.
Solche Zeiten waren der Grund dafür, wie ich heute drauf bin: offener und toleranter, aber ebenso auch rebellischer und großmäulig.
Vaya con tioz
). Das "Viva Los Tios"-Album finde ich von vorne bis hinten genial, von anderen Alben gefallen mir nur einzelne Tracks. Viele Songs sind mir aber zu pathetisch. Von gewissen textlichen Totalausfällen aus der Frühphase müssen wir nicht reden, die mag ich überhaupt nicht. 
Auch Bands die nicht wirklich im härteren Deutschrock angesiedelt sind.
Ein Hohn an die Opfer.
