Augen der Angst

deadlyfriend

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Augen der Angst



Selten schafft es ein einziger Film eine Karriere zu zerstören. "Peeping Tom" gelang dies gleich zweimal. Regisseur Michael Powell bekam nach der völligen Empörung des Publikums und auch der Kritiker kaum noch einen vernünftigen Film angeboten, während Karlheinz Böhm, in den Credits als Carl Boehm bezeichnet, seine meist weiblichen Fans völlig verstörte. Durch seine Rolle als Franz in den Sissi-Filmen war er auf eine bestimmte Darstellung programmiert und versuchte daraus zu entfliehen, was ihm mit "Augen der Angst" fulminant gelang. Wahrscheinlich aber nicht so wie er sich das vorstellte.

Für das Publikum zu Beginn der 60er Jahre war es wahrscheinlich auch einfach des Guten zuviel. Der Film verlangte von seinen Zuschauern auch eine ganze Menge. Man musste dem Mörder bei seinen Taten beiwohnen, aber gleichzeitig Symphatien und Mitleid für ihn empfinden. Schlimmer noch, man wurde mit seiner Psyche konfrontiert und zeigte auf wie er zu dem Monster wurde, das er nunmal war. Mit einigen Bildern und der eigenen Vorstellung wie seine Kindheit ablief, war das Grauen direkt im Kopf vorhanden. Für seine Taten hatte man also eine Entschuldigung, was sicherlich nicht einfach zu verarbeiten war und auch heute noch nicht einfach ist. Ein Frauenmörder der seine Morde parallel aufzeichnet um die Augen im angsterfüllten Moment des Todes auf Zelluloid zu bekommen, dürfte damals die Kinowelt aus den Fugen gerissen haben. Deshalb verschwand der Film auch schnell wieder in der Versenkung. Erst 20 Jahre nach seiner Entstehung veröffentlichte Martin Scorsese den Film erneut und er bekam nun die Anerkennung die er verdiente. Er wurde nun als das gesehen was er ist: Ein Meisterwerk!

Michael Powell spielte mit der Angst der Opfer, des Publikums und nahm sie doppelt auf. Einmal durch die Kamera des Protagonisten und einmal direkt hinter ihm. Die POV Sicht ist auf jeden Fall mal keine Erfindung von "Blair witch Project". ;) Natürlich sind diese Einstellungen nur partiell eingestreut, aber die haben es in sich und kommen ohne Gewackel aus. Die Atmosphäre des Films ist verstörend und irrational, da man selbst nie weiß welche Emotion man gerade durchleben soll. Hinzu kommt das Powell bis auf das erste Opfer, eine vernünftige Charaktereinführung bietet, so das man symphatische Opfer, aber auch einen symphatischen Mörder hat.

Das Tempo ist natürlich sehr ruhig und lebt nicht von Actionsequenzen, sondern von ausgefeilten Dialogen, einem fantastisch aufspielendem Karlheinz Böhm und seiner visuellen Darbietung. Da gibt es cineastische Leckerbissen en masse und auch ein furioses Ende, dass das gesamte Grauen erst wirklich sichtbar macht.

Pflichtfilm für jeden Thrillerfreund, der nicht nur an der Jagd auf den Mörder interessiert ist.
 
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AW: Augen der Angst

Tolle Kritik! :hoch:
Als Peeping Tom ist mir der Film schon länger bekannt und die UK-Blu-ray steht auch auf dem Wunschzettel, nur gesehen habe ich ihn noch nicht! ;)
 

dax

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AW: Augen der Angst

Der Film steht bei mir leider schon ewig ungesehen im Regal und irgendwie vergesse ich immer wieder ihn endlich mal in den Player zu legen.
Das wird sich nun bald ändern!
 

Tarantino1980

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AW: Augen der Angst

Damit mal etwas "Leben" in diesen Thread kommt habe ich mir den Film jetzt endlich auch einmal bestellt! Vieleicht schaffe ich es ja damit das dax auch in "Zugzwang" kommt und sich dann auch den Film mit ansieht. Nach der interessanten Kritik von deadly bin ich schon sehr neugierig auf den Film!
 
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Tarantino1980

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AW: Augen der Angst

Ich wurde gerade wirklich sehr beindruckt von diesem Film. Eine Schande das er kaum bekannt ist und ihn offenbar nur so wenige kennen. Hierfür erstmal vielen Dank lieber deadly das Du mich mit Deiner herrvorragenden Kritik auf diese Filmperle hast aufmerksam gemacht.

Es ist einfach phänomenal wie Karl-Heinz Böhm in diesem Film den "Mörder" spielt. Kaum zu glauben das es der selbe Mensch ist der zuvor in den Sissi Filmen zu sehen war. Er hat hier eine vollkommen andere Seite gezeigt. Ich kann schon verstehen warum der Film damals die Filmwelt geschockt hat, aber heute wäre jeder Schauspieler nach so einer Leistung in aller Munde, das ist sicher. Das war einfach gigantisch was dieser Film für eine Wirkung hat. Es grenzt schon fast an ein Verbrechen das der Regisseur Michael Powell nach diesem Meisterwerk nur noch einen Film drehen konnte. Kaum auszumahlen, wäre dieser Film damals anders vom Publikum aufgenommen worden, was man dann noch für geniale Thriller hätte von diesem Mann sehen können. Jede Szene war Genuß pur. Schon von den ersten Minuten hatte mich der Film in seinen Bann und auch wenn es natürlich nicht das Klassiche "Who done it" Prinzip war, war dieser Film Spannung und Atmosphäre pur! Alleine das Set von seiner Wohnung war einfach genial. Und wie die Leidenschaft des Hauptcharakters Mark filme zu drehen eingefangen wurde, einfach nur super! Der Film hatte zum einen eine sehr düstere und bedrohliche Stimmung aber in vielen Szenen auch eine leichte und lockere Art. Zum einen hatte man kein Verständnis für Marks Bessessenheit Frauen zu Filmen um sie dann im größten Moment der Angst zu töten, zum anderen freute man sich mit ihm wie er mit der jungen Nachbarin Helen offenbar ernsthaft wieder neue Lebensziele bekam und auch versuchte innerhalb seiner Möglichkeiten ein normales Leben zu führen, ja sogar den Versuch wagte sich behandeln zu lassen. Aber natürlich siegte sein Zwang, seine dunkle Seite die ihn definitv dominierte!

Eigentlich hätte Karl-Heinz Böhm, so verrückt sich das jetzt anhören mag für alle Leute die ihn (genauso wie ich vor dem heutigen Abend) nur als Franz aus den Sissi Filmen kennen, die Welt offen stehen müssen und er hätte sich vor Filmrollen nicht retten dürfen weil seine schauspielerische Leistung in dem Film, gerade für die damalige Zeit wo es noch nicht auf der Tagesordnung stand das man "Psychopaten" in Filmen zu sehen bekam. Aber leider war der Film von Michael Powell seiner Zeit mindestens 10 Jahre vorraus, wenn nicht sogar 20 Jahre. Hätte der Film in den 70zigern oder 80zigern das Licht der Welt erblickt, er wäre weltbekannt geworden, wäre jeden Filmfreund ein Begriff und wäre eine der großen Referenzen die das Thriller Genre, insbesondere das Sub-Genre Psychothriller, maßgeblich beeinflusst hätte. Aber so, eben weil der Film nie großartig bekannt war, kennt ihn nur er ein kleinen Kreis von Filmfreunden und mit sehr großer Sicherheit so ziemlich jeder große Regisseur der sich im Thriller Genre durchgesetzt hat. Auch wenn Michael Powell nicht so bekannt und berühmt war wie Alfred Hitchcock, so bin ich mir sehr sicher das er zumindest mit diesem Film so manchen Regisseur beeinflusst und inspiriert hat.

Das ich bei diesem Film die Höchstwertung 10/10 vergebe, dürfte nach meinen Lobeshymnen wohl klar sein. Ich würde mich freuen wenn einige mutige hier sich auch den Film ansehen und hoffentlich danach genauso begeister von ihm sind wie ich. Den Film gibt es bei Amazon sehr günstig. Jetzt nach der Sichtung würde ich selbstverständlich deutlich mehr für dieses Meisterwerk bezahlen. Ich bin froh ihn in meiner Sammlung zu haben!
 
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deadlyfriend

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AW: Augen der Angst

Ich wurde gerade wirklich sehr beindruckt von diesem Film. Eine Schande das er kaum bekannt ist und ihn offenbar nur so wenige kennen. Hierfür erstmal vielen Dank lieber deadly das Du mich mit Deiner herrvorragenden Kritik auf diese Filmperle hast aufmerksam gemacht.

Danke! :kiss: Ich war mir auch sehr sicher das er dir gefallen wird.

Es ist einfach phänomenal wie Karl-Heinz Böhm in diesem Film den "Mörder" spielt. Kaum zu glauben das es der selbe Mensch ist der zuvor in den Sissi Filmen zu sehen war. Er hat hier eine vollkommen andere Seite gezeigt. Ich kann schon verstehen warum der Film damals die Filmwelt geschockt hat, aber heute wäre jeder Schauspieler nach so einer Leistung in aller Munde, das ist sicher.


Ja, das war schon phänomenal. Ihn dafür zu besetzen ebenfalls. Leider haben das nicht viele begriffen. Ich fand das er eine unglaubliche Ausstrahlung hatte und damit den Zuschauer in ein emotionales Dilemma versetzt hat.


Der Film hatte zum einen eine sehr düstere und bedrohliche Stimmung aber in vielen Szenen auch eine leichte und lockere Art.

Diesen Spagat fand ich ebenfalls grandios. Deswegen war das Finale um so grauenhafter. Als gezeigt wurde wie er die Angst des Opfers steigert, fand ich das wahnsinnig. Durch alles was vorangegangen ist, wirkte dieser Kontext einfach nur noch pervers. Ein gnadenloser Einfall, der fulminant umgesetzt wurde.


Zum einen hatte man kein Verständnis für Marks Bessessenheit Frauen zu Filmen um sie dann im größten Moment der Angst zu töten, zum anderen freute man sich mit ihm wie er mit der jungen Nachbarin Helen offenbar ernsthaft wieder neue Lebensziele bekam und auch versuchte innerhalb seiner Möglichkeiten ein normales Leben zu führen, ja sogar den Versuch wagte sich behandeln zu lassen. Aber natürlich siegte sein Zwang, seine dunkle Seite die ihn definitv dominierte!

Das meinte ich mit dem emotionalen Dilemma. Psychologisch war der Film einfach heftig. Dieser schüchterne liebenswerte Kerl, dem man die Daumen drückte, offenbarte sein schreckliches "Hobby", das er durch seine Kindheit aufgezwungen bekommen hatte. Alleine sein Gesicht als Helen ihn fragte ob er sie auch mal filmen würde, war Weltklasse.

Aber leider war der Film von Michael Powell seiner Zeit mindestens 10 Jahre vorraus, wenn nicht sogar 20 Jahre. Hätte der Film in den 70zigern oder 80zigern das Licht der Welt erblickt, er wäre weltbekannt geworden, wäre jeden Filmfreund ein Begriff und wäre eine der großen Referenzen die das Thriller Genre, insbesondere das Sub-Genre Psychothriller, maßgeblich beeinflusst hätte. Aber so, eben weil der Film nie großartig bekannt war, kennt ihn nur er ein kleinen Kreis von Filmfreunden und mit sehr großer Sicherheit so ziemlich jeder große Regisseur der sich im Thriller Genre durchgesetzt hat. Auch wenn Michael Powell nicht so bekannt und berühmt war wie Alfred Hitchcock, so bin ich mir sehr sicher das er zumindest mit diesem Film so manchen Regisseur beeinflusst und inspiriert hat.

Die Ehre wurde ihm ja dann später zuteil. Ich sehe ihn auch als eine Art Referenz an und bin damit nicht allein. Sogar in Scream 4 fand er Erwähnung, worüber ich mich sehr freute. Sagte es doch aus, das Craven sich vor dem Film verneigt. Ich denke aber auch das viele Regisseure ihn gesehen haben und wahrscheinlich ebenfalls verehren. Das Scorsese für eine Wiederveröffentlich gesorgt hat, sagt für mich auch Einiges aus. Bei vielen Filmfreunden steht er ebenfalls hoch im Kurs.
 

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AW: Augen der Angst

Danke! :kiss: Ich war mir auch sehr sicher das er dir gefallen wird.

Ich wurde definitiv nicht enttäuscht von dem Film, im Gegenteil er hat mich mehr als beeindruckt, aber das dürfte mitlerweile klar sein :nice:.

Ja, das war schon phänomenal. Ihn dafür zu besetzen ebenfalls. Leider haben das nicht viele begriffen. Ich fand das er eine unglaubliche Ausstrahlung hatte und damit den Zuschauer in ein emotionales Dilemma versetzt hat.

Mich würde einmal interessieren wie man überhaupt auf ihn gekommen ist. Ob sich Böhm selber für diesen Film "beworben" hat oder ob er ihm vorgeschlagen worden ist. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen das Michael Powell sich die Sissi Filme angesehen hat und auf einmal ihm die Vision kam, das Böhm der richtige für seinen neuen Film ist.



Diesen Spagat fand ich ebenfalls grandios. Deswegen war das Finale um so grauenhafter. Als gezeigt wurde wie er die Angst des Opfers steigert, fand ich das wahnsinnig. Durch alles was vorangegangen ist, wirkte dieser Kontext einfach nur noch pervers. Ein gnadenloser Einfall, der fulminant umgesetzt wurde.

Das meinte ich mit dem emotionalen Dilemma. Psychologisch war der Film einfach heftig. Dieser schüchterne liebenswerte Kerl, dem man die Daumen drückte, offenbarte sein schreckliches "Hobby", das er durch seine Kindheit aufgezwungen bekommen hatte. Alleine sein Gesicht als Helen ihn fragte ob er sie auch mal filmen würde, war Weltklasse.


Wahrscheinlich genau wegen solcher Szenen war der Film damals ein "Skandal". Zu dieser Zeit musste ein Mörder bzw. Schurke ein Motiv haben, sei es ein finanzielles oder die gute alte Rache. Aber das ein Mann auf Grund seiner Psyche mordet, um einen zwanghaften Drang nachzugehen, das war denke ich für das damalige Publikum zuviel. Wie gesagt der selbe Film 10-20 Jahre später und Michael Powell und Karl-Heinz Böhm wären überall in den höchsten Tönen gelobt worden!


Die Ehre wurde ihm ja dann später zuteil. Ich sehe ihn auch als eine Art Referenz an und bin damit nicht allein. Sogar in Scream 4 fand er Erwähnung, worüber ich mich sehr freute. Sagte es doch aus, das Craven sich vor dem Film verneigt. Ich denke aber auch das viele Regisseure ihn gesehen haben und wahrscheinlich ebenfalls verehren. Das Scorsese für eine Wiederveröffentlich gesorgt hat, sagt für mich auch Einiges aus. Bei vielen Filmfreunden steht er ebenfalls hoch im Kurs.

Scorsese hat halt geschmack ;):hoch:. Es sagt in der Tat eine Menge darüber aus, wie gut dieser Film ist, wenn ein Martin Scorsese diesen Film einer breiten Masse zeigen wollte. Wahrscheinlich haben wir es dann sogar ihm zu verdanken das es diesen Film überhaupt auf DVD gibt. Was man so liest, aus der Entstehungszeit, wäre er doch bestimmt in der Versenkung verschwunden geblieben, hätte Scorsese ihn nicht nochmal "ausgegraben".
 

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AW: Augen der Angst

Dank deadlys Tipp heute gesehen und ich bekam ein verdammt verstörerisches Juwel zu sehen.
Bei der Anfangsszene war ich zunächst etwas irritiert, weil mich die Szenerie von den Häusern und der Straßenbeleuchtung an Men in Black erinnerte, wo Will Smith bei seinem Eignungstest das kleine Mädchen "erschoß". Der Look dieser Kulissen war doch eindeutig bei Powells Film abgeschaut, oder etwa nicht? Wenn nicht, dann ist es ein großer Zufall oder ich bin schon selber irre...

Was den Aufbau des Films angeht, gerät man immer mehr in die missliche Lage, den Mörder verstehen zu wollen aber der Verstand sagt einem "Das geht aber nicht!!". Das hat mich äußerst beunruhigt und dieser Umstand muss in den 60ern wirklich ein Schock gewesen sein.

Karlheinz Böhm ist wirklich famos. Eben noch der Traumprinz ist er es hier im Grunde auch, da er verdammt liebenswert ausschaut. Das sich hinter dieser feinen Fassade Abgründe verbergen, kommt in seinem Spiel hervorragend zum Ausdruck. Eigentlich hätte er besser in den Sissi-Filmen seine Mutter umbringen sollen, denn das elende Miststück konnte einem ja wirklich Angst einjagen. :D Aber das nur am Rande...

Als Mark Helen die Szenen seiner Kindheit zeigte, wo er als Versuchskaninchen von seinem Vater (übrigens von Powell selbst gespielt mit seinem Sohn als junger Mark!) missbraucht wurde musste ich daran denken, das Karlheinz Böhm ja auch einen berühmten Vater hatte. Ein Gedanke, der danach im beiliegenden Booklett auch seine Bestätigung fand. Somit in jeder Hinsicht ein wirklich genialer Schachzug von Powell, diese Rolle mit Böhm zu besetzen.

Auch die Szenen mit Helens blinder Mutter (Darling??!!) waren sehr intensiv, da hier das Prinzip seiner Idee des "dem Tod in die Augen zu schauen" nicht mehr funktionierte.

Ich gebe erstmal "nur" 9 Punkte, weil ich erst nach dem anschauen festgestellt habe, das noch eine Fassung mit der Originalsynchro auf der DVD vorhanden ist. Vielleicht ist diese ja noch besser.
 

Tarantino1980

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AW: Augen der Angst

Freut mich das Du den Film nun auch gesehen hast und das er Dir so gut gefallen hat :hoch:

Was den Aufbau des Films angeht, gerät man immer mehr in die missliche Lage, den Mörder verstehen zu wollen aber der Verstand sagt einem "Das geht aber nicht!!". Das hat mich äußerst beunruhigt und dieser Umstand muss in den 60ern wirklich ein Schock gewesen sein.

Ich denke auch das dieser Film seiner Zeit mehr als nur vorraus war. Die Thematik und die Inzenierung war mehr als der damalige durchschnittliche Zuschauer verkraften konnte ;). Aus heutiger Sicht ist der Film wirklich revolutionär und genial!

Karl Heinz Böhm ist wirklich famos. Eben noch der Traumprinz ist er es hier im Grunde auch, da er verdammt liebenswert ausschaut. Das sich hinter dieser feinen Fassade Abgründe verbergen, kommt in seinem Spiel hervorragend zum Ausdruck.

Klar Heinz Böhm fand ich in diesem Film wirklich überragend. Genau das was Du meintest, das er im Grunde dennoch sehr symphatisch rüberkommt und man ihm sowas nicht im geringsten zutrauen würde, fand ich einfach nur genial! Also von daher eine sehr gute Leistung Herr Böhm!

Ich gebe erstmal "nur" 9 Punkte, weil ich erst nach dem anschauen festgestellt habe, das noch eine Fassung mit der Originalsynchro auf der DVD vorhanden ist. Vielleicht ist diese ja noch besser.

Das habe ich ja garnicht bemerkt. Welche DVD-VÖ hast Du dir denn gekauft? Ich habe diese und offenbar ist dort nur die Neusynchro mit drauf.
 

Russel Faraday

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"Peeping Tom"
Seinerzeit (1960) enorm skandalöser Thriller über einen total gestörten Frauenmörder (Karlheinz Böhm, dessen Karriere nach diesem Film erstmal einen derben Knicks bekam, während Regisseur Powell praktisch von jetzt auf gleich zur persona non grata wurde), dem, aus heutiger Sicht, etwas mehr Tempo und Spannung nicht geschadet hätte. Nimmt einiges vorweg, was später den Giallo und Slasherfilm ausmachen sollte.
 

2moulins

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Das ist auch einer der Filme, die ich als Jugendlicher im Spätprogramm der ARD erstmals sah und der mich damals schon nachhaltig beeindruckte. Ich empfand ihn bei der Erstsichtung sehr verstörend und außergewöhnlich, da er einfach anders war, als das, was sonst so im TV geboten wurde. Dass der Film bei seinem Erscheinen zu einem Skandal führte und viele negative Kritiken nach sich zog, kann ich schon verstehen. Im Jahre 1960 war man so etwas eben noch nicht gewohnt. Im gleichen Jahr erschien ja noch "Psycho", wobei Hitchcock auf das Echo zu "Peeping Tom" reagiert haben soll und keine Vorab-Aufführung seines Films für die Presse erlaubte.

Viele der Kritiker von damals haben später ihre Meinung geändert, sich teilweise sogar entschuldigt oder den Film als Meisterwerk eingestuft.

Vor einigen Jahren kaufte ich mir die englische Blu-ray, um den Film nochmal zu sehen. Dabei legte ich Wert auf ein gutes Bild, welches ich auch bekam. Trotzdem kaufte ich jetzt noch die kürzklch erschienene restaurierte Fassung, um auch den deutschen Ton zu kriegen.

Heute sehe ich den Film natürlich mit anderen Augen als bei der Erstsichtung, da in späteren Filmen sehr vieles gezeigt wurde, was 1960 auch zu Diskussionen geführt hätte, heute aber weniger Gesprächsstoff bietet.

Nach wie vor finde ich den Film auf jeden Fall sehenswert und beeindruckend. Schon der Anfang mit den Bildern aus der Ego-Perspektive gefallen. Und Böhm spielt den gestörten Mörder Mark Lewis hervorragend: seine schüchternen Begegnungen mit der Mieterin im eigenen Haus einerseits und die mörderischen Instinkte auf der anderen Seite.....

Mir gefallen auch die Settings, insbesondere das "Fotostudio", in dem er leicht bekleidete Frauen ablichtet, ebenso wie sein Haus und seine Wohnung. Dazu die "Film-im Film"-Aktivitäten.

Der Film versteht es, ein beunruhigendes Gefühl beim Zuschauer zu erzeugen, ohne einen Tropfen Blut* oder explizite Gewalt zu zeigen. (*abgesehen von der Szene, in der "Lewis" am Ende am Boden liegt.) Vieles spielt sich im Kopf des Zuschauers ab. Dass die Erfahrungen im Kindesalter verantwortlich für "Lewis' " Verhalten waren, dürfte damals auch neu gewesen sein, also die Einbeziehung der Psyche und das Zeigen der Auswirkungen.
 

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Das ist auch einer der Filme, die ich als Jugendlicher im Spätprogramm der ARD erstmals sah und der mich damals schon nachhaltig beeindruckte. Ich empfand ihn bei der Erstsichtung sehr verstörend und außergewöhnlich, da er einfach anders war, als das, was sonst so im TV geboten wurde. Dass der Film bei seinem Erscheinen zu einem Skandal führte und viele negative Kritiken nach sich zog, kann ich schon verstehen. Im Jahre 1960 war man so etwas eben noch nicht gewohnt. Im gleichen Jahr erschien ja noch "Psycho", wobei Hitchcock auf das Echo zu "Peeping Tom" reagiert haben soll und keine Vorab-Aufführung seines Films für die Presse erlaubte.
Wenn ich mich auf Entdeckungsreisen innerhalb der Filmgeschichte befnde, sehe ich das Jahr 1960 als einen großen Meilenstein an. Durch diese beiden Filme, die du genannt hast. Ich denke das hier der Startpunkt für viele filmische Ereignisse der folgenden Jahre geschaffen wurde. Sei es der Slasher oder auch der Giallo. Ich bin sicher, das diese beiden Filme einen riesigen Einfluss hatten.

Viele der Kritiker von damals haben später ihre Meinung geändert, sich teilweise sogar entschuldigt oder den Film als Meisterwerk eingestuft.
Zurecht :D
Vor einigen Jahren kaufte ich mir die englische Blu-ray, um den Film nochmal zu sehen. Dabei legte ich Wert auf ein gutes Bild, welches ich auch bekam. Trotzdem kaufte ich jetzt noch die kürzklch erschienene restaurierte Fassung, um auch den deutschen Ton zu kriegen.
Ich habe mir kürzlich erst die 4K besorgt, aber noch nicht gesichtet. Wird aber bestimmt demnächst erfolgen.
Heute sehe ich den Film natürlich mit anderen Augen als bei der Erstsichtung, da in späteren Filmen sehr vieles gezeigt wurde, was 1960 auch zu Diskussionen geführt hätte, heute aber weniger Gesprächsstoff bietet.
Gesprächsstoff bietet der heute auch noch. Nur eben anderen :nice:
Nach wie vor finde ich den Film auf jeden Fall sehenswert und beeindruckend. Schon der Anfang mit den Bildern aus der Ego-Perspektive gefallen. Und Böhm spielt den gestörten Mörder Mark Lewis hervorragend: seine schüchternen Begegnungen mit der Mieterin im eigenen Haus einerseits und die mörderischen Instinkte auf der anderen Seite.....
Mega-Szenen und Böhm fand ich in der Rolle geradezu sensationell.
Mir gefallen auch die Settings, insbesondere das "Fotostudio", in dem er leicht bekleidete Frauen ablichtet, ebenso wie sein Haus und seine Wohnung. Dazu die "Film-im Film"-Aktivitäten.
Worin ich beispielsweise bereits einen Einfluss auf den Giallo erkenne.
Dass die Erfahrungen im Kindesalter verantwortlich für "Lewis' " Verhalten waren, dürfte damals auch neu gewesen sein, also die Einbeziehung der Psyche und das Zeigen der Auswirkungen.
Auch das sind klassische Motive des Giallo, wie auch die subjektive Kamera. Leider werde ich wohl nie erfahren, ob Mario Bava den Film gesehen hatte.
 

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Ich habe mir kürzlich erst die 4K besorgt, aber noch nicht gesichtet. Wird aber bestimmt demnächst erfolgen.
Bereits die BD, die ja auf der gleichen 4K-Abtastung basiert wie die UHD, sieht bildtechnisch klasse aus. Zum Beispiel sind auch die Farben im "Schmuddel-Fotostudio" ein Genuss! :hoch:

Gesprächsstoff bietet der heute auch noch. Nur eben anderen :nice:

Das stimmt natürlich! :D

Auch das sind klassische Motive des Giallo, wie auch die subjektive Kamera. Leider werde ich wohl nie erfahren, ob Mario Bava den Film gesehen hatte.

Im Booklet sagt man ja nach, dass auch Bava sich an dem Film orientierte. Bei der Farbgebung, insbesondere im Filmlabor und -Archiv in Lewis' Wohnung, musste ich auch an Bava denken.
 

deadlyfriend

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Bereits die BD, die ja auf der gleichen 4K-Abtastung basiert wie die UHD, sieht bildtechnisch klasse aus. Zum Beispiel sind auch die Farben im "Schmuddel-Fotostudio" ein Genuss! :hoch:
Ich bin tatsächlich sehr gespannt und freue mich da sehr drauf.
Im Booklet sagt man ja nach, dass auch Bava sich an dem Film orientierte. Bei der Farbgebung, insbesondere im Filmlabor und -Archiv in Lewis' Wohnung, musste ich auch an Bava denken.
Ah, klingt interessant. Das habe ich noch nicht gelesen. Das mache ich natürlich nach dem Film.
 

Tarantino1980

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Das ist auch einer der Filme, die ich als Jugendlicher im Spätprogramm der ARD erstmals sah und der mich damals schon nachhaltig beeindruckte. Ich empfand ihn bei der Erstsichtung sehr verstörend und außergewöhnlich, da er einfach anders war, als das, was sonst so im TV geboten wurde. Dass der Film bei seinem Erscheinen zu einem Skandal führte und viele negative Kritiken nach sich zog, kann ich schon verstehen. Im Jahre 1960 war man so etwas eben noch nicht gewohnt.
Irgendwie kaum vorstellbar das solche Perlen früher wirklich einfach so im freien TV gezeigt wurden. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie der Film damals auf Dich, ohne jegliches Wissen über den Film noch danach die Möglichkeit einfach mal sich mit filminteressierten Leuten ausztauschen bzw. auch Kritiken zu lesen, gewirkt haben muss.

Viele der Kritiker von damals haben später ihre Meinung geändert, sich teilweise sogar entschuldigt oder den Film als Meisterwerk eingestuft.
Absolut zurecht! Aber es ist nunmal ein Film der seiner Zeit vorraus war und in der Entsehungszeit halt wirklich die Leute schokiert hat.

Nach wie vor finde ich den Film auf jeden Fall sehenswert und beeindruckend. Schon der Anfang mit den Bildern aus der Ego-Perspektive gefallen. Und Böhm spielt den gestörten Mörder Mark Lewis hervorragend: seine schüchternen Begegnungen mit der Mieterin im eigenen Haus einerseits und die mörderischen Instinkte auf der anderen Seite.....
Karlheinz Böhm spielte sich hier wirklich die Seele aus dem Leib. Ich finde es so schade das es damals keiner zu würdigen wusste und es für ihn leider zum Tiefpunkt seiner Karriere wurde. Aus heutiger Sicht würde der Mann mit Lob und Preisen überschüttet und hätte danach noch in unzähligen Filmen mitwirken können. Ich kannte ihn ja vorher auch nur aus den "Sissi-Filmen" und daher war ich umso überraschter das der selbe Mensch so eine Performance abrufen konnte. Wahnsinn!

Mir gefallen auch die Settings, insbesondere das "Fotostudio", in dem er leicht bekleidete Frauen ablichtet, ebenso wie sein Haus und seine Wohnung. Dazu die "Film-im Film"-Aktivitäten.
Das Setdesing ist hier absolut grandios! Die Sets sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet worden und spätestens wenn man in dem kleinen Vorführraum von Mark immer tiefer eintaucht strahlt das Filmherz einfach nur noch. Solch einen Ort wünscht sich doch jeder Filmfan wo man in Ruhe und abgeschnitten von der Außenwelt Filme genießen kann, auch wenn seine Aufnahmen natürlich sehr verstörend waren.

Der Film versteht es, ein beunruhigendes Gefühl beim Zuschauer zu erzeugen, ohne einen Tropfen Blut* oder explizite Gewalt zu zeigen. (*abgesehen von der Szene, in der "Lewis" am Ende am Boden liegt.) Vieles spielt sich im Kopf des Zuschauers ab. Dass die Erfahrungen im Kindesalter verantwortlich für "Lewis' " Verhalten waren, dürfte damals auch neu gewesen sein, also die Einbeziehung der Psyche und das Zeigen der Auswirkungen.
Absolut! Das muss man erstmal schaffen ohne Gore, ohne Blut und ohne Kämpfe solch eine Atmosphäre zu erzeugen und zusätzlich eben auch noch solch ein beunruhigendes Gefühl.

Damit hat Michael Powell und im selben Jahr auch Alfred Hitchcock die Filmwelt definitv maßgeblich verändert. Zuvor gab es eher nur Mörder mit Motiv. Sei es ein Rachemotiv, oder ein finanzielles Motiv. Aber das jemand einfach nur mordet zur Lustbefriedigung oder aber weil es in seiner Vergangenheit ein oder mehrere traumatisierende Erlebnisse gab, die dazu führten das er "verrückt" wurde, sowas gab es einfach noch nicht.

Wenn ich mich auf Entdeckungsreisen innerhalb der Filmgeschichte befnde, sehe ich das Jahr 1960 als einen großen Meilenstein an. Durch diese beiden Filme, die du genannt hast. Ich denke das hier der Startpunkt für viele filmische Ereignisse der folgenden Jahre geschaffen wurde. Sei es der Slasher oder auch der Giallo. Ich bin sicher, das diese beiden Filme einen riesigen Einfluss hatten.
Eine sehr treffende Aussage und Beobachtung deadly! Gerade bei diesem Film sehe ich auch einen Einfluss auf den Giallo, da eben die Mischung aus Mord, Motiv liegt in der Vergangenheit, leichtbekleidete Frauen und hinzu auch noch das Fotografie Thema im direkten Kontext mit nackten Damen absolut auch später in vielen Gialli wieder verwendet wurde und zwar in einer sehr ähnliches Konsteallation.

Gerade dieses Hinterzimmer Fotostudio schreit einfach nach einem Giallo! Das war mir damals bei meiner Erstsichtung noch nicht so extrem aufgefallen, da ich da einfach noch zu wenig Filme aus dem Genre gesehen hatte aber nun bei meiner letzten Sichtung hatte ich hier auch ein breites Grinsen im Gesicht!

Im Booklet sagt man ja nach, dass auch Bava sich an dem Film orientierte. Bei der Farbgebung, insbesondere im Filmlabor und -Archiv in Lewis' Wohnung, musste ich auch an Bava denken.

Danke das Du es auch erwähnt hast. Das Booklet ist natürlich sehr informativ und ich bin mir sicher das jeder große Regisseur der in den Genres Giallo, Thriller, Horror oder Slasher später tätig war, auf jeden Fall auch einen ganz tiefen Blick auf Peeping Tom geworfen hat.
 

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Ich kann mir sehr gut vorstellen wie der Film damals auf Dich, ohne jegliches Wissen über den Film noch danach die Möglichkeit einfach mal sich mit filminteressierten Leuten ausztauschen bzw. auch Kritiken zu lesen, gewirkt haben muss.
Ja, interessant, dass Du das schreibst. So war das tatsächlich. Das war nicht so wie heute, wo man sich ausgiebig im Internet informieren kann. Auch gab es niemand, mit dem ich mich direkt austauschen konnte. Der Film blieb mir über all die Jahre im Gedächtnis, weil er stark auf mich wirkte. Und es ist toll, sich heute - nach so langer Zeit - solche Filme ins Regal stellen zu können und darüber zu diskutieren! :hoch:
 
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