AW: Doctor Who 2005 (Serie)
Doctor Who - New Series 5:
„Das ist eine Fliege. Fliegen sind cool.“
Ich erinnere mich noch genau: als Doktor Nr. 10 in seiner Tardis stand, nach tödlicher Strahlendosis seine Regeneration einsetzte und das Interieur des widerspenstigen Zeit-Raumschiffs sehr opulent zu Bruch ging, da dachte ich mir:
“Ok, das war’s. Es war eine nette Reise mit Höhen und (leider) Tiefen, aber nun ist sie vorbei.“ Als aus David Tennant dann dieses Bübchen mit den ungewöhnlichen Gesichtsproportionen wurde, war ich mir sicher, die Serie für mich abgeschlossen zu haben. Als Nr. 11 dann mit dem nervenden
„Geronimo!“ in der nunmehr schrottreifen Tardis gen Erde stürzte, sah ich das Kapitel „Doctor Who“ beendet, wollte dem Neuen einfach keine Chance geben.
Aus müdem Interesse heraus fing ich dann doch mit Staffel 5 an, und Matt Smith, der neue Mann am Steuer der Tardis, hatte mich schon nach kürzester Zeit komplett überzeugt. Der Bursche spielt den Doktor, als hätte er sein Leben nichts anderes gemacht. Schräg, durchgeknallt, immer mit einem wirren Kommentar auf den Lippen, ist er eine wohltuende Abwechslung zur düsteren Nr. 9 und der leidenden Nr. 10 (wobei Eccleston mein Favorit in der neuen Ära bleibt).
Matt Smith ist ein super Doktor, und ihn zu verpflichten, dürfte eine große und richtige Entscheidung der Macher hinter der Kamera gewesen zu sein. Er überzeugt einfach von Anfang an… was man von Steven Moffat leider nicht unbedingt behaupten kann. Der Mann, dem wir Ausnahmeepisoden wie „Das Mädchen im Kamin“ oder „Blink“ zu verdanken haben, braucht eine Ewigkeit, um die Serie in Form zu bringen. So gibt es nach stimmungsvollem Auftakt eine ziemliche Durststrecke, die nur von wenigen Lichtblicken wie „Vincent und der Doktor“ durchbrochen wird.
„Victory of the Daleks“ dürfte der Staffeltiefpunkt sein, und irgendwie stimmt auch die Chemie zwischen dem Doc und seiner Begleiterin Amy nicht wirklich, die ihm, völlig unpassend, gar an die Wäsche will. Als dann auch noch ihr Verlobter zum Grüppchen stößt, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Interessanterweise funktioniert die Serie aber fortan besser, denn Rory ist eine echte Bereicherung und stellt seine Verlobte sofort komplett in den Schatten. Trotzdem muss man eine ganze Reihe von bestenfalls durchschnittlichen Episoden hinter sich bringen, um Informationen zu erhalten, die für das Finale von Bedeutung sind, denn zum ersten Mal zieht sich ein deutlicher roter Faden durch die Staffel. Zwar gab es das in S1 mit der „Bad Wolf“-Geschichte ansatzweise ebenfalls (die ja letzten Endes auch noch in S4 zum Tragen kam), aber ein richtiger Story Arc wird tatsächlich erst hier von Steven Moffat entwickelt, auch wenn die Geschichte um den Riss teilweise arg plump eingebaut wird. Auch die Rückkehr der weinenden Engel aus „Blink“ gestaltet sich eher mau und beweist, dass man davon absehen sollte, derart einmalige Episoden neu aufzuwärmen, zumal zu den Engeln bereits dort alles gesagt worden war, was man sagen konnte und man deren unheimliches Gesamtbild nicht auch nur ansatzweise wiederholen konnte. Wer „Blink“ kennt und, vorzugsweise im Dunkeln, gesehen hat, der weiß, was ich meine.
So leben die eher schwachen Episoden einzig von Matt Smith, der seine Rolle mit Bravour meistert, bis es mit „Vincent und der Doktor“ eine der wohl schönsten Episoden der ganzen Staffel und die vielleicht schönste/traurigste seit „Vatertag“ aus S1 zu bewundern gibt, auch wenn man sich das seltsame Truthahnmonster lieber hätte schenken können. Aber dafür gibt’s immerhin Bill Nighy in einer Gastrolle.
Danach geht’s Schlag auf Schlag („Der Untermieter“ ist eine herrlich schräge Episode), und zum Glück fällt Moffat nicht der Gigantomanie seines Vorgängers Russell T Davies zum Opfer, der seine Staffelfinale ja immer pompöser und übertriebener ausfallen lassen musste. In „Die Pandorica“ und „Der große Knall“ geht es zwar auch gut zur Sache (und vor allem letztere ist einfach nur komplett durchgeknallt), aber es bleibt alles noch im überschaubaren Rahmen.
Der Humor ist insgesamt stimmig, inklusive einigen echten Brüllern (ich sage nur: die Bremse der Tardis

), Murray Golds Musik einmal mehr fantastisch, sein Titelthema für Amy fast so schön wie das für Rose.
Guter Auftakt, mauer Mittelteil und hammermäßiges Finale. Da noch nicht alle Fragen gelöst sind, dürfte sich der rote Faden nun auch in S6 weiterspinnen. Wenn man die Schwächen noch in den Griff bekommt (also bitte nicht schon wieder Daleks, und lasst die weinenden Engel, wo sie hingehören).
„Das ist ein Fez. Ich trage jetzt Fez. Fezze sind cool.“