Yojimbo - Der Leibwächter
用心棒
Bei "Yojimbo" (1961) handelt es sich um das zwanzigste Werk von Akira Kurosawa in dem erneut der großartige Toshiro Mifune die Hauptrolle übernahm. Somit arbeiteten die beiden hier bereits zum dreizehnten Mal zusammen. Kurosawa/Mifune-Filme zählen nicht umsonst mit zu den größten Klassikern der Kinogeschichte, und aus meiner Sicht gab es auch nie ein erfolgreicheres Gespann in dieser Konstellation. Wenn Akira Kurosawa die Kameras anwirft und sein ganzes Können beweist, und gleichzeitig Toshiro Mifune seine Wandlungsfähigkeit und eindrucksvolle Präsenz vor der Kamera zum Besten gibt, dann ist das schon sehr beeindruckend.
"Yojimbo" ist vllt. neben den "Sieben Samurai" das in der breiten Öffentlichkeit bekannteste Werk von Kurosawa. Mit 106 Minuten perfekt dosiert, kommt der Film recht schnell zur Sache und die Geschichte entfaltet sich ohne große Umwege.
Bereits das Intro zieht einen in seinen Bann. Die Kamera folgt dabei dem Samurai Sanjuro (Toshiro Mifune), der wie eine Raubkatze durch die Gegend streift - während im Hintergrund das großartige Theme von Masaru Satō erklingt - und sich im wahrsten Sinne des Wortes von seinen Instinkten leiten lässt, auch was das nächste Ziel seiner Reise betrifft. So gelangt Sanjuro in ein Dorf in dem offensichtlich zwei Fraktionen eine Fehde austragen. Das Dorf ist trist und gibt ein düsteres Bild ab. Die Bewohner sind verängstigt, Geschäfte laufen kaum noch und Baracken prägen das Bild. Der Zustand des Dorfes wird zu Beginn von einem streunenden Hund verdeutlicht, der Sanjuro über den Weg läuft und in seinem Maul eine abgehackte Hand durch die Gegend trägt. Nachdem er sich in ein Wirtshaus einquartiert um die Situation zu beobachten, schmiedet er den Plan, die beiden Fraktionen gegeneinander auszuspielen, um so das Dorf zu befreien.
Falls die Geschichte nun einigen bekannt vor kommt, dann vermutlich durch den Film "Für eine Handvoll Dollar" von Sergio Leone. Leone hatte sich 1964 für den ersten Teil seiner Dollar-Trilogie sehr größzüguig bei "Yojimbo" bedient. Randnotiz: Ich behaupte ja, dass auch Eastwood sich bei Mifune hier das markante Kratzen am Kinn/Bart abgeschaut hat. Auch optisch und atmosphärisch ist "Yojimbo" in gewisser Weise sicher Vorreiter für die späteren Italo-Western gewesen. Die typischen Zutaten können bereits hier gefunden werden: Wortkarger Antiheld, düstere Stimmung, dreckige Atmosphäre und mehr oder weniger der unscheinbare Kampf um Gerechtigkeit.
Wie eingangs schon erwähnt, ist Toshiro Mifunes Spiel des wortkarge Samurai Sanjuro über jeden Zweifel erhaben. Man merkt in jeder Sekunde dass er nicht nur diesen Charakter spielt, sondern dass er Sanjuro ist. Kurosawa fängt dabei jede Szene perfekt ein und lässt die Bilder für sich sprechen. Er setzte auch hier wieder komplett auf schwarz/weiss als Stilmittel, was die düstere Atmosphäre noch weiter steigert. Dies behielt er im Übrigen bis 1965 bei, und drehte erst ab 1970 in Farbe.
Der Soundtrack von Masaru Satō ist ebenfalls absolut passend auch wenn Ennio Morricone im Western Bereich ein anderes Kaliber war. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass es sicher auch darauf ankommt, wo man sich filmisch eher zuhause fühlt. Zudem ist das besondere am "Yojimbo" OST, dass er zwar grundsätzliche asiatische Klänge bietet, jedoch auch westliche Einflüsse zu hören sind, was ihn sehr einzigartig macht. Wenn man den Film gesehen hat, geht einem das Yojimbo Theme jedenfalls für einige Tage nicht mehr aus dem Kopf.
Alles in allem also ein weiteres Meisterwerk von Akira Kurosawa. Großartig inszeniert und umgesetzt, reiht es sich in die Kurosawa/Mifune Klassiker mit ein. Kann man nicht oft genug sehen.