Yojimbo - Der Leibwächter

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.608
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
50

Yojimbo


Der hat ja mal sehr viel Ähnlichkeit mit Leone's Film. Das schmälert den Sehgenuss jedoch in keinster Weise. Denn letztendlich macht Kurosawa es sogar ein klein bisschen besser als Leone. Der Film erinnert sowohl von der Optik als auch von gewissen Kameraeinstellungen her an viele Spaghetti Western. Man möchte fast meinen, dies sei der Vorreiter für den Italo-Western gewesen. Mifune ist mindestens genau so cool wie Eastwood als "Mann ohne Namen". Mich beschleicht das Gefühl als hätte sich der Herr Kollege Eastwood das markante Bartkratzen Minufes sogar hier ein wenig abgeguckt. Dafür hat Eastwood ständig nen Zigarillo zwischen den Zähnen :D Was ich bei Mifune aber noch cooler fand war dieses Wolfartige Schulterzucken. Einfach geil! Auch die Musik ist hervorragend, wobei Morricone hier einfach nicht zu schlagen ist. Das Finale ist unbeschreiblich genial inszeniert. Spannung und Gänsehaut pur. Da nehmen sich beide Filme nichts. Der Humor zündet hier aber etwas besser imo und der Bösewicht mit seiner Knarre ist einfach der Wahnsinn. Aber was macht Yojimbo denn letztendlich besser als Für eine Handvoll Dollar? Eigentlich nicht viel, aber Kurosawa hat einige Schlüsselszenen realistischer und packender inszeniert. Und in der Summe ist Yojimbo daher einfach der etwas bessere Film imo.

{1961 - Akira Kurosawa} (OmU) 9/10
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.019
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
57
AW: Yojimbo - Der Leibwächter

Yojimbo {1961 - Akira Kurosawa} (OmU) 9/10

Der hat ja mal sehr viel Ähnlichkeit mit Leone's Film. Das schmälert den Sehgenuss jedoch in keinster Weise. Denn letztendlich macht Kurosawa es sogar ein klein bisschen besser als Leone. Der Film erinnert sowohl von der Optik als auch von gewissen Kameraeinstellungen her an viele Spaghetti Western. Man möchte fast meinen, dies sei der Vorreiter für den Italo-Western gewesen. Mifune ist mindestens genau so cool wie Eastwood als "Mann ohne Namen". Mich beschleicht das Gefühl als hätte sich der Herr Kollege Eastwood das markante Bartkratzen Minufes sogar hier ein wenig abgeguckt. Dafür hat Eastwood ständig nen Zigarillo zwischen den Zähnen :D Was ich bei Mifune aber noch cooler fand war dieses Wolfartige Schulterzucken. Einfach geil! Auch die Musik ist hervorragend, wobei Morricone hier einfach nicht zu schlagen ist. Das Finale ist unbeschreiblich genial inszeniert. Spannung und Gänsehaut pur. Da nehmen sich beide Filme nichts. Der Humor zündet hier aber etwas besser imo und der Bösewicht mit seiner Knarre ist einfach der Wahnsinn. Aber was macht Yojimbo denn letztendlich besser als Für eine Handvoll Dollar? Eigentlich nicht viel, aber Kurosawa hat einige Schlüsselszenen realistischer und packender inszeniert. Und in der Summe ist Yojimbo daher einfach der etwas bessere Film imo.

Freut mich, dass er dir so gut gefallen hat, und auch wie bei mir einen Tick über FoD steht(wobei ich bei beiden die 10 zücken muss). Auch die anderen Punkte sehe ich ebenfalls so. Morricone ist bzgl. der Musik wirklich nicht zu schlagen, wobei sie bei Yojimbo so in der Form natürlich passt und allein die Eröffnungsszene, wo man ihm folgt und dabei eben dieser Musik ertönt, löst bei mir jedesmal Gänsehaut aus. Hier ja auch ein geniales, raubtierartiges Kratzen... :)

Generell waren Kurosawa+Mifune mMn ein einzigartiges Gespann in der Filmgeschichte. Freu dich noch auf alle Filme die du von den beiden sehen wirst. Dich wird keiner enttäuschen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.019
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
57
Yojimbo - Der Leibwächter

用心棒

Bei "Yojimbo" (1961) handelt es sich um das zwanzigste Werk von Akira Kurosawa in dem erneut der großartige Toshiro Mifune die Hauptrolle übernahm. Somit arbeiteten die beiden hier bereits zum dreizehnten Mal zusammen. Kurosawa/Mifune-Filme zählen nicht umsonst mit zu den größten Klassikern der Kinogeschichte, und aus meiner Sicht gab es auch nie ein erfolgreicheres Gespann in dieser Konstellation. Wenn Akira Kurosawa die Kameras anwirft und sein ganzes Können beweist, und gleichzeitig Toshiro Mifune seine Wandlungsfähigkeit und eindrucksvolle Präsenz vor der Kamera zum Besten gibt, dann ist das schon sehr beeindruckend.

"Yojimbo" ist vllt. neben den "Sieben Samurai" das in der breiten Öffentlichkeit bekannteste Werk von Kurosawa. Mit 106 Minuten perfekt dosiert, kommt der Film recht schnell zur Sache und die Geschichte entfaltet sich ohne große Umwege.

Bereits das Intro zieht einen in seinen Bann. Die Kamera folgt dabei dem Samurai Sanjuro (Toshiro Mifune), der wie eine Raubkatze durch die Gegend streift - während im Hintergrund das großartige Theme von Masaru Satō erklingt - und sich im wahrsten Sinne des Wortes von seinen Instinkten leiten lässt, auch was das nächste Ziel seiner Reise betrifft. So gelangt Sanjuro in ein Dorf in dem offensichtlich zwei Fraktionen eine Fehde austragen. Das Dorf ist trist und gibt ein düsteres Bild ab. Die Bewohner sind verängstigt, Geschäfte laufen kaum noch und Baracken prägen das Bild. Der Zustand des Dorfes wird zu Beginn von einem streunenden Hund verdeutlicht, der Sanjuro über den Weg läuft und in seinem Maul eine abgehackte Hand durch die Gegend trägt. Nachdem er sich in ein Wirtshaus einquartiert um die Situation zu beobachten, schmiedet er den Plan, die beiden Fraktionen gegeneinander auszuspielen, um so das Dorf zu befreien.

Falls die Geschichte nun einigen bekannt vor kommt, dann vermutlich durch den Film "Für eine Handvoll Dollar" von Sergio Leone. Leone hatte sich 1964 für den ersten Teil seiner Dollar-Trilogie sehr größzüguig bei "Yojimbo" bedient. Randnotiz: Ich behaupte ja, dass auch Eastwood sich bei Mifune hier das markante Kratzen am Kinn/Bart abgeschaut hat. Auch optisch und atmosphärisch ist "Yojimbo" in gewisser Weise sicher Vorreiter für die späteren Italo-Western gewesen. Die typischen Zutaten können bereits hier gefunden werden: Wortkarger Antiheld, düstere Stimmung, dreckige Atmosphäre und mehr oder weniger der unscheinbare Kampf um Gerechtigkeit.

Wie eingangs schon erwähnt, ist Toshiro Mifunes Spiel des wortkarge Samurai Sanjuro über jeden Zweifel erhaben. Man merkt in jeder Sekunde dass er nicht nur diesen Charakter spielt, sondern dass er Sanjuro ist. Kurosawa fängt dabei jede Szene perfekt ein und lässt die Bilder für sich sprechen. Er setzte auch hier wieder komplett auf schwarz/weiss als Stilmittel, was die düstere Atmosphäre noch weiter steigert. Dies behielt er im Übrigen bis 1965 bei, und drehte erst ab 1970 in Farbe.

Der Soundtrack von Masaru Satō ist ebenfalls absolut passend auch wenn Ennio Morricone im Western Bereich ein anderes Kaliber war. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass es sicher auch darauf ankommt, wo man sich filmisch eher zuhause fühlt. Zudem ist das besondere am "Yojimbo" OST, dass er zwar grundsätzliche asiatische Klänge bietet, jedoch auch westliche Einflüsse zu hören sind, was ihn sehr einzigartig macht. Wenn man den Film gesehen hat, geht einem das Yojimbo Theme jedenfalls für einige Tage nicht mehr aus dem Kopf.

Alles in allem also ein weiteres Meisterwerk von Akira Kurosawa. Großartig inszeniert und umgesetzt, reiht es sich in die Kurosawa/Mifune Klassiker mit ein. Kann man nicht oft genug sehen.
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.274
Ort
Saarland
Filmkritiken
14
Die vorstehende KK von Sam Spade weckte bei mir schon vor Jahren das Interesse, diesen Film mal zu sehen. Seitdem sah ich mich immer mal wieder nach einer brauchbaren Edition, am liebsten als Blu-ray, um. Nachdem die amazon-Serie "Bosch: Legacy" den Film jetzt nochmal bei mir in Erinnerung rief ("Bosch" hängte ein Poster des Films in seiner Wohnung auf), fand ich mit "Akira Kurosawa: Samurai Collection" von BFI kürzlich eine ansprechende Veröffentlichung. Diese beinhaltet zwar keinen deutschen Ton, aber mit engl. UT konnte ich recht gut folgen.

Der Film erfüllte die Erwartungshaltung. Tolle S/W-Cinemascope-Bilder, bei denen die Vorbildwirkung für die Italo-Western unübersehbar ist. Dazu eine unterhaltsame Story und ein stark aufspielender Toshiro Mifune. Der Soundtrack blieb mir jetzt nicht im Ohr, passt aber gut zu den Bildern. Der Film hat das Potential zur mehrfachen Sichtung.

9/10

Ich freue mich schon auf die weiteren Filme aus der Samurai-Collection:
- Seven Samurai
- Throne of Blood
- The Hidden Fortress
- Sanjuro
 
Oben