AW: World Invasion: Battle Los Angeles
Viel ist ja geschrieben worden und die entstandene Diskussion ist auch recht interessant und aus diesem Grund habe ich mir vor ein paar Tagen auch einmal diesen „Film" angesehen.
Zunächst musste ich für mich feststellen, dass es für mich kein eigentlicher Film war, sondern eine filmische Abbildung von aktuellen Ego-Shootern wie „Call of Duty: Black Ops". Der Einfluss der Videospiele ist im Film immanent eingeschrieben und die belanglosen charakterlichen Expositionen bzw. die kurzen ruhigen pathetischen Momente erinnern in dieser Hinsicht an die Zwischensequenzen bei einem Videospiel. Mit dem Unterschied, dass die Videospiele in dieser Hinsicht den Charakteren und der Geschichte sogar noch mehr Dramatik verleihen konnten.
Für mich besitzt dieser Film einen höheren Videospielcharakter als es beispielsweise „Sucker Punch" tut, dem es oft (zurecht?) nachgesagt wird, der aber in der Nachbetrachtung sogar eine starke experimentelle Note bekommt und im direkten Dramaturgie-Vergleich mit „World Invasion" deutlich überlegen ist.
Da ich mich in den letzten Wochen mit den wissenschaftliche Theorien des Filmexzesses und dem Spektakulären im Actionkino auseinandersetze, ist es natürlich auch interessant und naheliegend „World Invasion: Battle Los Angels" unter diesen Gesichtspunkten zu analysieren. Innerhalb der Exzess-Diskurse wird sehr viel über Hegemonie des narrativen Kinos diskutiert und wie sehr es verunglimpft wird, wenn die Form über den Inhalt steht. Warum muss das Medium Film unbedingt narrativ ausgelegt sein, wieso kann es nicht mit audiovisueller Brillanz den Zuschauer zu überwältigen versuchen? Der Einfluss der Hochkultur (Literatur, Theater) auf das Medium des Films ist in dieser Hinsicht sehr groß gewesen und engte die Möglichkeiten des Films ein, indem es den Film in ein Korsett der aufgezwungenen Narration steckte. Dass das Medium zu mehr in der Lage ist als nur eine Geschichte zu erzählen, bewiesen schon die kurzen Filme des frühen Kinos.
Leider ist „World Invasion: Battle Los Angeles" nicht konsequent genug, denn die Macher schufen (zwingend) simple Expositionen und betonen zwischenmenschliche Gefühle, um für den Zuschauer eine sinnstiftende Funktion zu leisten. Wäre dieser Ballast vollkommen weggefallen, hätte man sich einzig auf die Ausnahmesituation und den Kriegsschauplatz konzentrieren und damit ein wirklich apokalyptisches Szenario erschaffen können, wo der Mensch vollkommen aus der Rechnung gestrichen worden wäre. Der Kampf um's Überleben ohne subjektiven Hintergrund und vielleicht sogar ohne subjektive Perspektive, sondern einzig aus der Distanz (fremde, charakterlose Personen, die in den Krieg ziehen) hätte in dieser Hinsicht für den Zuschauer ein Gefühl der Verunsicherung hervorrufen können und den Film einerseits spektakulär aussehen lassen können und andererseits extrem beklemmend wirken können.
Die Frage ist nur, ob Regisseur Jonathan Liebesmann überhaupt das Talent dazu gehabt hätte, den Film formal so exzessiv und überwältigend gestalten zu können. Die dargestellte Monotonie des Kampfes und des Schießens weisen Charakteristiken von Exzessivität auf, aber besaßen für mich zugleich eine ermüdende Wirkung. Es gab keine Höhepunkte, sondern teilnahmslos saß ich auf der Couch und wurde von der schlechten Kameraführung sowie den verbesserungswürdigen Effekten gelangweilt. Das war keine Zerstörungsorgie eines Bays oder Emmerichs, die mich zuweilen überwältigen kann, sondern höchstens ein klägliche Versuch in diese Fußstapfen treten zu wollen.
Hinzu kamen die belanglosen Expositionen, Hintergründe d.h. der simple inhaltliche Rahmen mit seinen kurzen sentimentalen Einschüben, die schon fast als eine Beleidigung für den Zuschauer aufzufassen sind.