The Zone of Interest
Rudolf wohnt gemeinsam mit seiner Frau Hedwig und seinen Kindern idylisch in ihrem Traumhaus. Als Rudolf jedoch einen neuen Job antreten muss, gerät das Familienidyl ins Chaos.
Regisseur
Jonathan Glazer verfilmte den gleichnahmigen Roman des britischen Schriftstellers
Martin Amis aus dem Jahr 2014, wobei es sich aber um eine freie Adaptaion handelt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie von
Rudolf Höß zu dem Zeitpunkt, als er der Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war. Ich habe meine vorherige Inhaltszusammenfassung bewusst provokant und ironisch verfasst, da es meiner Meinung nach genau das wiederspiegelt was den Film ausmacht. Der Film gewinnt erst an Tiefe, wenn man die reale geschichtliche Grausamkeit kennt und somit die im Film gezeigten Bilder auch einordnen kann. Wenn man jedoch vorher noch nie etwas, was zugebener Weise recht unwahrscheinlich ist, von dem grausamen Alltag in einem Konzentrationslagers gehört bzw. durch andere Verfilmungen bzw. Dokumentationen gesehen hat, wird man in vielen Szenen glaube ich eher ein Fragezeichen bzw. vielleicht sogar garnicht wissen was daran jetzt so erschreckend sein soll. Anders wie andere Verfilmungen zu diesem Thema zeigt nämlich
The Zone of Interest in erster Linie wirklich nur das Familienleben der Familie Höß und ein paar Szenen aus dem Arbeitsleben von
Rudolf Höß, welche aber stellenweise so banal wirken, das mann als Nichtwissender den Eindruck gewinnen könnte, dass er in einem Produktionsbetrieb arbeitet und nicht ein großer Kriegesverbrecher war, dessen Gräultaten auch noch Jahrzente später die Welt erschüttert. Und genau hier liegt die große Stärke des Films. Es ist eben nicht die tausenste Verfilmung über den Holocaust in Deutschland mit dem üblichen Verlauf, sondern der Film zeigt dem Zuschauer die Thematik aus einer anderen Perspektive. Dadurch ist der Film aber in keinster Weise weniger erschütternd und bewegend, vielleicht an manchen Stellen sogar noch schokierender, weil man eben weiß was hinter der im Film nur zu sehenden Mauer alles passiert. Ich will hier natürlich nicht spoilern, da es sich aber um einen geschichtlichen Fakt handelt gehe ich davon aus das es kein großer Spoiler sein sollte. Das Haus der Familie Höß befand sich direkt angrenzend an das Konzentrationslager Ausschwitz. Die beiden Grundstrücke wurden nur duch eine höhe Mauer getrennt. Es lag keine Straße oder Feld oder Fluss dazwischen, es war wirklich nur eine Mauer zwischen dem Paradis auf Erden und der Hölle auf Erden. Und wenn man mit dem Wissen, was genau sich hinter dieser Mauer passierte, sich dann gewisse Szenen anschaut ist man als Zuschauer ständig angewiedert oder zutiefst schokiert. Dabei nimmt man als Zuschauer eine Art "Beobachtungsblickwinkel" ein, so als wenn man Dinge auf einer Videoüberwachungsperspektive verfolgt. Tatsächlich hat Regisseur
Jonathan Glazer diesen Look bewusst kreiert in dem er viel mit fest platzierten Kameras und Mikros auf dem Set gearbeitet hat und selten eine klassische bewegte Kamera zum Einsatz kam. Somit fällt es einem, zumindest mir ging es so, anfangs schwierig einen wirklichen Bezug zu den Protagonisten aufzubauen, was sich aber schnell legte als man sich daran gewöhnt hatte. Im Nachhinein würde ich sogar behaupten, dass es nicht nur eine bewusste Entscheidung von
Jonathan Glazer war den Film so zu inszenieren, sondern auch die einzig vernüftigste war, weil sich der Film dadurch viel besser entfalten konnte und man, unabhängig von den Gräultaten die in dieser Zeit passiert sind, gewollt keine Beziehung zu den Protagonisten aufbauen kann. Es ist schwierig zu beschreiben was ich genau damit meine. Ich denke jeder hat sich schon mal dabei ertappt zu einer Figur im Film, obwohl sie aus der tiefsten Seele böse ist und böse Dinge tut, irgendwie eine Art beziehung während der Laufzeit aufbaut und sogar etwas mitfiebert, ohne die Taten dieser Person gut zu finden zuschweige denn schön reden zu wollen. Anders ist es in
The Zone of Interest. Dadurch das
Jonathan Glazer hier stellenweise bewusst stellenweise keine Nähe zu seinen Figuren zulässt, hat der Zuschauer auch garkeine Chance eine große Symphatie oder Antiphatie anhand der im Film gezeigten Handlungen aufzubauen. Die Antipahtie ensteht also nur im Zusammenspiel zwischen realen Dingen, die man im Vorfeld bereits kannte und den von Glazer sehr normal wirkenden Szenen, welche durch ein gigantisches Sounddesign unterstützt werden. Selten ist es so das ein Sounddesign mich so bis ins Mark erschaudern lies. Durch dieses bedrohlich und erschreckend wirkende Sounddesign, welches wirklich einem guten Horrorfilm entsprungen sein könnte, wirken viele Bilder noch bedrohlicher und verstörender.
Der Cast ist wirklcih sehr gut besetzt. Gerade wer
Christian Friedel eher aus seiner Rolle in
Babylon Berlin kennt, wird hier zweimal hinschauen müssen, da er wirklich vom Typ her jemand ganz anderen spielt. Das macht er sehr gut und zeigt, was für ein guter Darsteller er ist. Ich weiß nicht wie
Rudolf Höß tatsächlich war, aber wie er hier diese Rolle spielt vermittelt schon einen sehr guten Einblick wie dieser Mensch getickt haben muss. Auch
Sandra Hüller hat hier sehr gut gespielt. Einerseits die treudofe Ehefrau wo man sich tatsächlich fragt, ob sie überhaupt wusste was hinter der Mauer von statten ging, andererseits gibt es aber auch ein paar Szenen die ganz klar das Gegenteil zeigen. Also auch innerhalb des Films von beiden eine enorme Wandlungsfähigkeit.
The Zone of Interest ist definitiv kein einfacher Film. Es ist ein Film der wirklich lange nachhalt. Es war einer der Filme bei dem ich wirklich den kompletten Abspann benötigte um das Gesehene erst einmal zu verdauen und für mich einzusortieren. Aber das war dann nur der Anfang. Ich fand zwar direkt die Inszenierung schon gut, aber ich war noch skeptisch ob es ein Film ist den ich mir überhaupt noch einmal ansehen werde. Dementsrechend vorsichtig war auch meine erste Bewertung auf Letterboxd mit 4/10. Eine Nacht und einen Vormittag später merkte ich aber sehr das mich dieser Film nicht mehr loslässt, ich im Nachgang festellte wie Stark er mich bewegt hat und wie aufgewühlt ich innerlich war. Zum einen weil man, ob man es will oder nicht, nochmal sehr mit dem Holzhammer auf dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte aufmerksam gemacht wurde, aber zum anderen auch wie hier sehr plakativ dargestellt wurde
, wie sehr einzelne sich in dem Leid der anderen gesuhlt haben und dadurch förmlich wie die Made im Speck auf kosten anderer gelebt haben und das unter Bedingungen wo jeder normaldenkende Mensch sagen würde, das geht garnicht! Ich will hier wie geasgt nicht groß spoilern, aber da es sich um geschichtliche Fakten handelt bin ich vielleicht etwas offener mit Zusammenhängen aus dem Film. Man könnte mir so ein Haus schenken, ich würde es nicht wollen! Es gibt Szenen in diesem Film die mich fassungslos im Kinositz zurückgelassen haben. Wo ich wirklich mich ernsthaft gefragt habe ob man wirklich so ignorant sein konnte und das Ganze wirklich so ausblenden konnte und sich dann wie im Paradise fühlt oder aber, was meine Theorie ist, es wirklich Menschen waren denen das Leid der anderen vollkommen egal war, die totale Soziophaten waren und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht waren. Den nur so kann man von einem schönen Heim bei diesem Haus reden.
The Zone of Interest ist daher kein Film den man mal so zwischen Tür und Angel sehen sollte und es ist auch kein Film nachdem man ein gutes Gefühl hat. Aber es ist ein Film den man als Filmfan, gerade wenn man sich mit der Geschichte aus dieser düsteren Epoche beschäftigt, unbedingt gesehen haben sollte.
Wertung:
9/10