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Danke! Es war tatsächlich auch einer der Kritiken wo ich länger Zeit benötigte um in meinem Kopf die richtigen Worte zu finden. Ich hatte den Film ja bereits am Samstag im Kino gesehen, aber ich war weder am Sonntag noch am Montag schon dazu fähig das Gesehene in eine entsprechende Kritik zu bringen. Ich musste da wirklich erst viel Sacken lassen!Sehr gut geschrieben!
Ich bin sehr gespannt auf den Film, den ich erst im Heimkino erleben werde, wenn er im Juni auf Disc erscheint.
Ich bin auch sehr auf Deine Meinung gespannt deadly!Danke für die sehr schöne und intensive Rezension. Die öffnet in jedem Fall Türen und der Film wird definitiv als "special interest" wahrgenommen.Sag doch gleich, dass das nicht einfach halt irgendein neuer Film im Kino ist, sondern etwas Besonderes.
Der Film ist in keinster Weise mit den von Dir genannten Filmen vergleichbar. Alleine eben durch seine sehr besondere Art der Inszenierung. Alleine beim Sounddesign bin ich mir sehr sicher das Dich dieses, genauso wie mich, nachhaltig beeindrucken und vorallem auch psychisch belasten wird. So ging es mir jedenfalls nach meiner Sichtung im Kino. Ich war in einem tiefen Loch und musste mich da am Sonntag erst wieder rausarbeiten.Solche Themen haben bei mir ja immer schon ein gesondertes Interesse hervorgerufen, wobei ich dann aber gleichzeitig auch immer sehr kritisch bin. Zumindest bei Filmen wie "Der letzte König von Schottland", "Stauffenberg" oder "München", aber nach deinem Text zu urteilen, habe ich hier kein solches Debakel zu befürchten.
Mal sehen was zuerst da ist. Ein Streaming-Dienst oder eben die Blu Ray. Wird in jedem Fall zeitnah bei Heimkinoauswertung gesichtet. Um Kinos mache ich weiterhin einen Bogen.
Ja, das Konzept baut natürlich darauf, dass man die Rahmenbedingungen kennt, damit sich im Kopf des Betrachters das abspielt, was die Geräusche aus der Nachbarschaft bedeuten. Je mehr man davon weiß, desto besser dürfte die Wirkung sein. Obwohl ich zu denen gehöre, die schon sehr viel zu diesem Thema gehört, gelesen und in Filmen und Dokus gesehen haben, hat sich die Wirkung - wie beschrieben - bei mir (leider) nicht eingestellt.Der Film gewinnt erst an Tiefe, wenn man die reale geschichtliche Grausamkeit kennt und somit die im Film gezeigten Bilder auch einordnen kann. Wenn man jedoch vorher noch nie etwas, was zugebener Weise recht unwahrscheinlich ist, von dem grausamen Alltag in einem Konzentrationslagers gehört bzw. durch andere Verfilmungen bzw. Dokumentationen gesehen hat, wird man in vielen Szenen glaube ich eher ein Fragezeichen bzw. vielleicht sogar garnicht wissen was daran jetzt so erschreckend sein soll.
Perfekte Zusammenfassung!The Zone of Interest
Rudolf wohnt gemeinsam mit seiner Frau Hedwig und seinen Kindern idylisch in ihrem Traumhaus. Als Rudolf jedoch einen neuen Job antreten muss, gerät das Familienidyl ins Chaos.
Deswegen der Vermerk einer perfekten Zusammenfassung Genau das war im Film zu sehen.Ich habe meine vorherige Inhaltszusammenfassung bewusst provokant und ironisch verfasst, da es meiner Meinung nach genau das wiederspiegelt was den Film ausmacht.
Ja, Höß sah sich eben selbst als eine Art Logistikleiter und diese Perspektive bekam auch der Zuschauer.Anders wie andere Verfilmungen zu diesem Thema zeigt nämlich The Zone of Interest in erster Linie wirklich nur das Familienleben der Familie Höß und ein paar Szenen aus dem Arbeitsleben von Rudolf Höß, welche aber stellenweise so banal wirken, das mann als Nichtwissender den Eindruck gewinnen könnte, dass er in einem Produktionsbetrieb arbeitet und nicht ein großer Kriegesverbrecher war, dessen Gräultaten auch noch Jahrzente später die Welt erschüttert.
Ich packe an dieser Stelle mal noch mein Posting aus der Gruppe mit hinein:Und genau hier liegt die große Stärke des Films. Es ist eben nicht die tausenste Verfilmung über den Holocaust in Deutschland mit dem üblichen Verlauf, sondern der Film zeigt dem Zuschauer die Thematik aus einer anderen Perspektive.
Ja, der Zuschauer ist einzig und allein ein Beobachter. Big Brother im Höß Haus. Eine mutige und innovative Entscheidung, die ich nur begrüßen kann.Das Haus der Familie Höß befand sich direkt angrenzend an das Konzentrationslager Ausschwitz. Die beiden Grundstrücke wurden nur duch eine höhe Mauer getrennt. Es lag keine Straße oder Feld oder Fluss dazwischen, es war wirklich nur eine Mauer zwischen dem Paradis auf Erden und der Hölle auf Erden. Und wenn man mit dem Wissen, was genau sich hinter dieser Mauer passierte, sich dann gewisse Szenen anschaut ist man als Zuschauer ständig angewiedert oder zutiefst schokiert. Dabei nimmt man als Zuschauer eine Art "Beobachtungsblickwinkel" ein, so als wenn man Dinge auf einer Videoüberwachungsperspektive verfolgt. Tatsächlich hat Regisseur Jonathan Glazer diesen Look bewusst kreiert in dem er viel mit fest platzierten Kameras und Mikros auf dem Set gearbeitet hat und selten eine klassische bewegte Kamera zum Einsatz kam. Somit fällt es einem, zumindest mir ging es so, anfangs schwierig einen wirklichen Bezug zu den Protagonisten aufzubauen, was sich aber schnell legte als man sich daran gewöhnt hatte. Im Nachhinein würde ich sogar behaupten, dass es nicht nur eine bewusste Entscheidung von Jonathan Glazer war den Film so zu inszenieren, sondern auch die einzig vernüftigste war, weil sich der Film dadurch viel besser entfalten konnte und man, unabhängig von den Gräultaten die in dieser Zeit passiert sind, gewollt keine Beziehung zu den Protagonisten aufbauen kann.
Der hat auch mal wieder eine Menge Leute überfordert......The Zone of Interest ist definitiv kein einfacher Film.
Den Punkt sehe ich zumindest ein wenig anders. Der Film zeigt die Denkweise sehr gut auf. Bestellt man heute einen Kammerjäger, weil man ein Problem mit Insekten hat, macht der einfach seine Arbeit. Der denkt nicht darüber nach, dass die Tiere eventuell auch Leben möchten, sondern vernichtet sie einfach. Große Teile der Nazis waren so indoktriniert, dass sie das auf die gleiche Art und Weise erledigt haben. Für die war das eine notwendige Arbeit. Deswegen ist es eben für mich wichtig, was ich oben beschrieben habe. Das waren keine Monster, Ungeheuer oder Gespenster. Das waren Menschen, die anderen Menschen dieses Leid zufügten, nur das ihre Denkweise nicht mehr von Menschen ausgingen. So kaputt waren die. Das verwendete Vokabular im Film sprach Bände. Entladung, Verladung etc... Das waren für die Güter. Abfallgüter. Mit diesem Vokabular verschaffte man Distanz zu den Opfern. Unser heutiges Vokabular wie eben Monster etc... verschafft Distanz zu den Tätern. "The Zone of Interest" reist diese Distanz wieder ein. Ich habe auch Schwierigkeiten damit, dass man im Zusammenhang immer von Juden spricht. Das klingt auch jedes mal ein wenig nach "Die Anderen". Eine bessere Lösung habe ich allerdings auch nicht. Dennoch war es einfach eine Menschenvernichtung.Man könnte mir so ein Haus schenken, ich würde es nicht wollen! Es gibt Szenen in diesem Film die mich fassungslos im Kinositz zurückgelassen haben. Wo ich wirklich mich ernsthaft gefragt habe ob man wirklich so ignorant sein konnte und das Ganze wirklich so ausblenden konnte und sich dann wie im Paradise fühlt oder aber, was meine Theorie ist, es wirklich Menschen waren denen das Leid der anderen vollkommen egal war, die totale Soziophaten waren und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht waren.
Das kann ich komplett unterschreiben. Ein verdammt wichtiger und starker Film.Den nur so kann man von einem schönen Heim bei diesem Haus reden. The Zone of Interest ist daher kein Film den man mal so zwischen Tür und Angel sehen sollte und es ist auch kein Film nachdem man ein gutes Gefühl hat. Aber es ist ein Film den man als Filmfan, gerade wenn man sich mit der Geschichte aus dieser düsteren Epoche beschäftigt, unbedingt gesehen haben sollte.
Wertung: 9/10
Das war einsame Spitze. Besonders das Grollen der Öfen. Am Anfang störte es noch irgendwie, aber nach einigen Minuten hat sich das Ohr einfach daran gewöhnt. Analog zu den Insassen in der Villa. Die haben das einfach nicht mehr wahrgenommen. Phänomenal als das Geräusch durch den Schauplatzwechsel nach Oranienburg auf einmal weg war. Dadurch merkte man erst, das es bis dahin die ganze Zeit da war. Bei der Rückkehr kam es dann sofort wieder. Das war der Hammer!Alleine beim Sounddesign bin ich mir sehr sicher das Dich dieses, genauso wie mich, nachhaltig beeindrucken
Inszenatorisch war der Film meines Erachtens auch nicht darauf aus.Ich war sehr gespannt auf den Film, von dem ich natürlich schon das meiste wusste, insbesondere betreffend der Art und Weise, wie Glazer das Grauen in der Nachbarschaft des gezeigten Wohnhauses durch die Tonkulisse darstellte, ohne Aufnahmen aus dem Lager zu zeigen. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich mich zu sehr auf diese Art der Inszenierung konzentrierte und dadurch kaum Emotionen aufbaute und selten ein Gefühl der Beklemmung verspürte. Eigentlich war ich darauf gefasst, dass ich bei der Sichtung verstörende Momente und Beklemmung erleben werde. Aber das blieb tatsächlich weitestgehend aus.
Bei mir hat es tatsächlich sehr gut funktioniert. Glazer verzichtete weitestgehend auf eine Emotionalisierung, was mir irgendwie sehr gut gefiel und eine Beschäftigung nach dem Film in der Gesamtheit besser ermöglichte, als nachgehend vereinzelte "Höhepunkte" zu betrachten.Ich bin gewiss nicht abgebrüht und finde diese grausame Vergangenheit als das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann. Aber bei mir hat das Konzept des Films nicht funktioniert. Er brachte den Schrecken bei mir nicht rüber, obwohl von Anfang an die Geräusche (vor allem auch das tiefe Rauschen der Öfen) aus dem Lager im Grunde permanent, Tag und Nacht, zu hören waren. Am meisten Emotionen verspürte ich noch bei den Schluss-Szenen, in denen man eine Putzkolonne sieht, die in der heutigen Gedenkstätte Auschwitz die Scheiben reinigt, hinter denen tausende Schuhe oder Hunderte Koffer gestapelt sind.
Das fand ich alles ebenfalls richtig stark!Trotzdem fand ich die Herangehensweise an das Thema höchst interessant. Und die Szenen, die sich auf dem Grundstück der Familie Höss abspielten empfand ich sehr authentisch. Die Gespräche klangen wirklich so, dass man einfach ein Mikrofon aufstellte, um festzuhalten, was da tagsüber so geredet wird, als hätte es kein Drehbuch gegeben, in dem irgendwelche ausgefeilten Dialoge vorgegeben waren. Dabei gab es auch ein paar (wenige) Szenen/Dialoge, die den Umgang bzw. die Haltung mit bzw. gegenüber den Juden im Alltäglichen zeigten, was zu den Momenten zählte, die berührten und zum Nachdenken anregten.
Ebenfalls eine klasse Szene. Wie auch die Konferenz, als verkündet wurde das die einzelnen Lager mehr Arbeit bekommen werden und man auf eine harte Probe gestellt werden wird. Das war inhaltlich und emotional nicht anders, als wenn wir bei uns beruflich solche Dinge besprechen. Genau das fand ich großartig. Die gleichen Gespräche, mit einer ähnlichen Atmosphäre, nur dass es sich eben um Massenmord und nicht um eine neue Aufteilung der Kundengebiete und Mehrarbeit in den verschiedenen Logistikzentren. Das hob den Film für mich einfach komplett von Anderen ab.Als wirkungsvolle Szene empfand ich auch die nüchterne und sehr sachliche Vorstellung einer neuen Brennofentechnik, um das Verfahren effizienter zu gestalten. Das erinnerte mich an eine Sendung über die Wannsee-Konferenz, bei der es auch um die "Optimierung" der Methodik zur Judenvernichtung ging. Das war wirklich krass!
Ebenfalls eine sehr gute Entscheidung. Sie wohnten ja am Lager. Die Mauer war vor der Haustür. Da wären Geräusche von hinten deplatziert gewesen, da das Lager ja vor ihnen lag.Noch etwas zur Technik: Da der Ton bei diesem Film eine sehr wichtige Rolle spielt, ging ich davon aus, dass man rundum beschallt wird und dass insbesondere die Geräusche aus dem Lager über die Surround-Boxen kommen. Tatsächlich ist der Ton aber sehr frontlastig abgemischt. Von hinten kommt praktisch gar nichts – außer dem Soundtrack am Anfang und am Ende des Films, soweit man diese Töne überhaupt so nennen kann.
Kann sein, das ich da zu viel rein interpretiere, aber mein erster Gedanke war, dass dies positive Handlungen waren, die aber "abseits des Lichtes" stattfanden. In dieser Welt gab es keine guten Taten, bis auf diese Wenigen, weshalb man sie als eine Art "Schattenwelt" darstellte. Wie in einem Horrorfilm mit anderen Dimensionen, in denen wir durch solche Bilder eine Art Zwischenwelt gezeigt bekommen. In dieser Welt war kein Platz für gute Taten, weshalb sie als Zwischenwelt eingestreut wurden. Schwierig auszudrücken, aber vielleicht kannst du meinen Gedankengang nachvollziehen.Ob da ein tieferer Sinn dahinter steckt, weiß ich nicht. Hinzu kommt, dass ein paar Sequenzen mit einem Nachtsichtverfahren o.ä. gedreht wurden. Auch hier erschließt sich mir der Sinn nicht konkret.