The Zero Theorem
Qohen Leth ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Der menschenscheue Entitätenknacker verabscheut nicht nur den täglichen Gang zu seinem Arbeitsplatz, sondern so gut wie alles, was sich vor seiner fest verschlossenen Haustür abspielt. Daher kommt ihm die Entscheidung von Management (Chef des Mancom-Konzerns und Qohens Arbeitgeber), ihn in Heimarbeit am Zero Theorem arbeiten zu lassen, gerade recht. Schließlich wartet Qohen schon seit geraumer Zeit auf einen wichtigen Anruf, den er nur zuhause entgegennehmen kann. Es geht schließlich um nichts geringeres als den Sinn des Lebens...
Terry Gilliams dystopische Zukunftsvision klingt ausgesprochen düster, aber wirklich düster sieht es nur in Qohens Wohnung (groß, aber günstig wegen eines Brandschadens) und seinem Kopf aus. Die Außenwelt gleicht dagegen einer quietschbunt-überdrehten Freakshow, die auf den introvertierten Qohen mehr als befremdlich wirkt. Die perfekte Spielwiese für Christoph Waltz, der sich nach allen Regeln der Kunst austoben kann. Dasselbe gilt für den Rest des Casts. Matt Damons Kurzauftritte als „Management“, wo er an einen jüngeren Karl Lagerfeld erinnert, Tilda Swinton als Psychodoktor-App „Dr. Shrink-Rom“ oder David Thewlis als „Joby“ sind wunderbar durchgeknallt. Und wer könnte Mélanie Thierry alias „Bainsley“ widerstehen? Das das eigentlich futuristische Szenario eher rustikal-größenwahnsinnig als steril-kühl dargestellt wird, dürfte jedem Gilliam-Fan, der den kauzigen Stil des Meister kennt, schon im Voraus klar sein. Wer hätte gedacht, dass der Datenträger der Zukunft ein ampullenartigen Fläschchen mit einer undefinierbaren Flüssigkeit sein würde..?
Fazit: Terry Gilliam kann’s noch, auch mit beschränkten finanziellen Mitteln. „The Zero Theorem“ wirkt storytechnisch etwas eingängiger als beispielsweise „Brazil“ oder „12 Monkey“, vom Mainstream ist der Film aber trotzdem ein gutes Stück weit entfernt. Nach der Zweitsichtung bekommt dieser herrliche Streifen noch einen halben Punkt obendrauf - die Höchstwertung liegt in Reichweite...
9,5/10 Punkte