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The Wild Bunch
Holy Smoke....
The Wild Bunch ist so ein Film den ich so mit 18 Jahren das erste mal gesehen habe.
Damals dachte ich schon "Ja....krasser Film"
Nach der gestrigen Sichtung aber dachte ich noch mehr "Was zur Hölle geht hier eigentlich ab? Wie haben die das gemacht? Wie konnten die das machen? Das wäre heute unmöglich...."
Ja, es ist wies ist, die Sehgewohnheiten der letzten 20 Jahre haben uns ziemlich "weich" gemacht, den ein mehr, den anderen weniger, ob man will oder nicht.....irgendwie lies sichs nicht vermeiden.
Und genau diese Tatsache hat mir The Wild Bunch jetzt wieder knallhart ins Gesicht gedrückt.
Aber wisst ihr was? Ich fands geil! Es war einfach schön malwieder ein Film zu sehen der sich so echt und authentisch anfühlt.
Der Staub, der Schweiß, die dreckigen Klamotten, das Blut, die qualmenden Mündungen.......es fühlt sich alles so echt und greifbar an. Nichts wirkt gekünstelt oder fake.
Kennt ihr das, wenn ein Film viel zu sauber und steril wirkt obwohl dieser in ein Setting spielt wo das garnicht zusammen passt? Motherless Brooklyn ist so ein Ding.....spielt in den 50ern aber wirkt einfach total leblos. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl die haben vorher nochmal die Straße gekehrt.
Es ist ein generelles Problem der letzten Jahre das viele Filme einfach zu sauber und steril sind obwohl sie das Aufgrund der Story usw. nicht sein sollten.
Bei The Wild Bunch hat man dieses Problem jedoch nicht. Man hat das Gefühl sämtliche Darsteller haben selbst abseits der Dreharbeiten einfach so weitergelebt wie sie im Film unterwegs waren.
Laut imdb Trivia wars zum Teil wohl auch so.
"Robert Ryan threatened to punch the director after he made Ryan spend ten days in costume and makeup without filming any scenes or allowing him a few days off to campaign for Sen. Robert Kennedy. "
Generell ist die Trivia voll mit Dingen wo mir einfach die Kinlade runtergeklappt ist. Klar, genau weiß man es vielleicht nicht ob das alles stimmt, aber wenn man den Film heute so sieht, würde das einiges erklären.
Angeblich soll Peckinpah auch vor Wut zu einem echten Revolver (mit echter Muniton) gegegriffen und in die Wand gefeuert haben. Warum? Er wollte den Effektleuten zeigen wie er sich die Einschüsse im Film vorstellt.
Sowas war damals schon skandalös und heute wäre es einfach unvorstellbar. Aber was will man machen, das Ergebnis ist Perfekt. Sämtliche "Einschüsse" die man im Film sieht, egal ob an Objekten oder Menschen, haben eine unheimliche Wucht und Wirkung. Das war für 1969 einfach nur krass und lässt viele heutige Filme, wo sowas einfach digital gemacht wird, komplett alt aussehen.
Auch wurden wohl um die 90000 Platzpatronen verschossen. Kostüme die durch die Blood Squibs beschädigt und blutverschmiert wurden, hat man wieder notdürftig herichten müssen weil nicht genügend Kostümen usw. da waren.
Bei dem Saufgelage hat man wohl echt Prostituierte dabei gehabt und und und
Man merkt diesen Aufwand der hier betrieben wurde zu jeder Zeit. Auch wenn es tatsächlich 1-2 Sachen gibt die nicht hätten sein müssen (Stichwort Pferde)
Jetzt hab ich wieder soviel gelabert ohne das man weiß worum es in dem Film geht und was sonst so toll oder nicht so toll daran ist.
Es geht um eine gealterte Bande welche nochmal einen letzten Raub durchführen um dann in den Ruhestand zu gehen. Dabei werden sie von einem ehemaligen Partner + seinem Suicide Squad gejagt. Dieser macht das jedoch gegen seinen Willen....die andere Option wäre Knast.
Peckinpah präsentiert uns hier jedoch eine Welt die so dreckig, hoffnungslos und pessmistisch ist....da will niemand in den Knast!
Entsprechend ist die Story auch wunderbar nachvollziehbar. So richtig echte Sympathiefiefiguren gibts hier auch nicht.
Was ich aber den Charaktere sehr hoch anrechne, es gibt dann doch irgendwo noch ein moralischen Kompass. Ja der ist sehr eingerostet und überschaubar, aber speziell am Ende wird nochmal deutlich das Geld nicht alles ist und Loyalität doch mehr Wert ist. Ganz ohne Kitsch aber sehr atmosphärisch präsentiert. Solche Grauzonen Charaktere erlebt man leider auch nur noch sehr selten.
So oder so, der klassische Westernheld oder generell Heldentum gibt es hier nicht.
Achja und die Action ansich...diese besteht oft aus schnellen Schnitten und Zeitlupe. Eine wilde Kombination die seiner Zeit weit voraus war wenn man bedenkt wann sowas erst "Standard" wurde.
Wer wirklich malwieder in eine "andere" Welt abtauchen will oder einfach malwieder ein richtig dreckigen Western sehen will, dem kann ich The Wild Bunch nur empfehlen.
Wer sich jedoch zu sehr an aktuelle Sehgewohnheiten klammert und Dinge von alten Filmen erwartet die damals anscheind kein Schwein interessiert haben aber heute Bedingung sind....schaut lieber Godless auf Netflix. Aber Achtung....da hatte ich echt Schwierigkeiten munter zu bleiben.
Bin echt gespannt ob Mel Gibson noch sein Wild Bunch Remake bringt....denn wenn jemand ein entsprechendes Remake zaubern köntne, dann Mad Mel. Einfach wirds trotzdem nicht...
9/10