Manchmal sind Remakes dann eben doch zu gebrauchen.
Die Kritik bestätigt meine Meinung, dass ich mich ebenfalls mit nach dem Remake mit dem Original beschäftigen sollte. Das Remake hat mir nicht sonderlich gut gefallen, was vor allem an Oberflächlichkeit und der Hochglanzoptik lag. Aus diesem Grund wollte ich mir schon seit langem einmal das Original ansehen.
Den Satz rahme ich mir ein...
Der Film hat mich übrigens über den kompletten Tag hinweg beschäftigt, was ein verdammt gutes Zeichen ist. Ich ärgere mich inzwischen aber maßlos, das ich zuerst das Remake gesehen habe.
und Christopher Lee gewinnt den preis "fieseste Frisur der Filmgeschichte."
Er hat im Film aber nochmal ne Bessere Du hast den Film mit Sicherheit gesehen, oder?
AW: The Wicker Man
Vielleicht solltest du auch einmal dem Original eine Chance geben. Ich bin bislang immer noch nicht dazu gekommen, aber ich versuche auch noch krampfhaft das Remake zu vergessen.
Konntest du das in den letzten 8,5 Jahren erledigen?
Ja, ich habe ihn erfolgreich verdrängt. Das Original habe ich leider immer noch nicht gesehen. Da ich vor kurzem „Midsommar“ gesehen habe, bekam ich aber wieder große Lust auf „The Wicker Man“. Schließlich soll Regisseur Ari Aster stark von dem Film inspiriert worden sein.
Kennst du bereits „Midsommar“?
Allerdings darf man den Film von 1973 nicht einfach als Horrorstreifen betrachten. Das ist er nämlich nur unterschwellig oder eben indirekt. Im Vordergrund steht erstmal Unverständnis für andere Kulturen und Glaubensrichtungen. Deshalb hat man die Hauptrolle des Polizisten als frommen Katholiken angelegt, der nicht sich selbst sucht, sondern seiner Arbeit nachgeht.
Auf der Insel Summerisle ist nämlich ein Mädchen verschwunden, weshalb er mit einem kleinen Wasserflugzeug hinfliegt, um sich das näher anzuschauen. Allerdings sind die Bewohner seltsam. Sie sind jetzt nicht unfreundlich oder völlig ablehnend, aber sie lassen ihn dennoch spüren das er nicht willkommen ist. Allerdings ohne das es Gründe gäbe, die direkt Argwohn auslösen.
Ich glaube das ist ein wesentlicher Bestandteil warum der Film zunächst einmal etwas komisch wirkt, zumindest wenn man aus dieser Zeit sonst nur Mainstream Filme kennt. Man muss hier natürlich auch das Produktionsland berücksichtigen. In Italien oder auch in Frankreich war zu dieser Zeit das Kino noch sehr viel offener, aber von Großbritannien war man soetwas nicht gewohnt. Noch dazu kommt das es sich hierbei um einen Film handelt, der im ganz normalen Kino lief. Und ich kann mir regelrecht vorstellen wie das durchschnittliche damalige Puplikum schokiert im Kino saß bei der Gruppensex Szene im Garten, oder bei dem Gruppentanz und Sprung durch das Lagerfeuer, wo auch alle Damen nackt waren. Aus heutiger Sicht sind dies alles keine Schocker mehr, dazu müsste gerade die Gruppensex Szene Nachts schon viel explizieter sein um zu schokieren. Aber damals, anfang der 70er, war das denke ich mal schon ein Schock für so manchen.Es ist das aus unserer Sicht abstrakte Verhalten der Leute. Sie singen, tanzen und sind eher richtige Frohnaturen, die einfach nur einen Spleen in den Augen der modernen Welt haben. Gruppensex im Garten, oder die Anbetung des männlichen Penis in der Schule bei 12-jährigen Mädchen, ist dort völlig normal. Insgesamt ist das Verhältnis zur Nacktheit im Kontext des Entstehungsjahres und der sexuellen Revolution zu sehen.
Das fand ich auch einen sehr guten Kniff das man ausgerechent als Hauptdarsteller einen streng gläubigen Katholiken gewählt hatte der sogar sich für die Ehe aufsparen wollte. So sah man die Ereignisse auf der Insel aus seinen Augen und spürte immer seinen inneren Konflikt. Einerseits wollte er den Fall lösen, andererseits war ihm das alles mehr als nur suspekt, ja richtig zuwieder.Besonders köstlich ist in diesem Zusammenhang, als unser frommer Polizist eine Gruppe nackter Mädchen sieht, die über ein Lagerfeuer springen. Das Oberhaupt der Insel zu solchen Freizügigkeiten befragt, meint der das es ohne Kleidung ungefährlicher sei, da sie ja Feuer fangen könnte.
Durch die Überschneidungen der Geschehnisse haben wir eine ziemlich skurille Mixtur verschiedener Genre, die den Film in jedem Fall einzigartig erscheinen lassen. Zumindest ist mir definitiv noch nichts Vergleichbares unter die Augen gekommen, wenn man mal vom Remake absieht, das aber niemals diese Tiefe erreicht. Ich könnte ansonsten wirklich nicht einen einzigen Vergleichsfilm ranziehen, weshalb er schon alleine zu empfehlen ist. Kann ich das aber wirklich? Man sollte in jedem Fall schon ziemlich aufgeschlossen für bizarre Themen und deren Umsetzung sein. Wenn man das aber ist, könnte man eine unglaubliche Perle zu Gesicht bekommen die man definitiv nicht mehr vergißt. Dafür ist der Film nämlich einfach zu anders.
Da er ja gerne als Vorbild von "Midsommar" genannt wird, kann man sagen, das "Wicker man" schon mehr als nur eine Inspirationsquelle war. Da weißt "Midsommar" schon des Öfteren die Grundzüge eines Remake aus.
@Firefly : Ich habe Dich nicht vergessen und habe den Film extra erstmalig in der neuen Synchro geschaut. Auch wenn ich aufgrund der Verschrobenheit des Films den britischen O-Ton bevorzuge, ist die Synchro absolut gelungen und ist weit weg von einer Porno-Synchro. Da hat man sich viel Mühe gegeben und sie ruiniert den Film nicht. Auch die Entscheidung den Gesang im Film, im O-Ton zu belassen, ist genau die Richtige. "Willow's Song" in deutsch wäre auch eine Schandtat gewesen, da dieses Lied einfach ikonisch für den Film ist und zudem das Stück einfach nur wunderschön ist. Nicht umsonst gibt es da inzwischen zig Coverversionen.
Die splitterfasernackte Britt Ekland und ihr Gesang dann dazu in Deutsch, hätte niemals funktioniert. Deshalb wurde das gut entschieden.