Ring 0
Manche Horror-Ikonen sind einfach nicht totzukriegen. So auch der Rachegeist Sadako, der urprünglich aus Koji Suzukis Roman „The Ring“ gekrochen kam. Die böse Brunnen-Uschi mit der ungesunden Körperhaltung bleibt in „Ring 0“ aber weitgehend beschäftigungslos, da wir es mit einem Prequel zu tun haben. Dementsprechend ist Sadako noch höchst lebendig, eigentlich ganz nett und versucht sich als Theater-Schauspielerin. Von ihren Kollegen wird sie allerdings kritisch beäugt. Sadakos introvertierte Art wirkt abschreckend und geheimnisvoll, sie scheint ständig neben sich zu stehen. Oder besser gesagt: „Etwas“ scheint ständig neben ihr zu stehen...
„Ring 0“ erklärt, wie das Kind in den Brunnen gefallen ist und hat ansonsten eher wenig mit den anderen Filmen gemeinsam. Die erste Stunde könnte glatt als japanische Version von Stephen Kings „Carrie“ durchgehen und spielt fast durchgehend im Theater, während die letzte halbe Stunde etwas wirr versucht, die Vorgänge in Sadakos Elternhaus zu beschreiben. So ganz durchgestiegen bin ich zwar nicht, aber man muss ja nicht jedes Mysterium bis ins kleinste Detail erklären.
Fazit: „Ring 0“ bietet soliden, eher sanften Grusel, der zwar einige Asiahorror-Klischees auffährt, insgesamt aber mehr in der Drama-Ecke zu verorten ist. Wer gruselige Effekte und Jumpscares erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen baut Regisseur Norio Tsuruta eine durchgehend bedrohliche Grundstimmung auf. Leider verliert er im letzten Drittel etwas den roten Faden - die Szenen im Wald wirken ein wenig seltsam. Ansonsten bleibt noch anzumerken, dass die deutsche Synchro nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. Übrigens: Videorekorder kommen nicht vor.
6,5/10 Punkte