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The Great (Staffel 1)
Nachdem die junge Katharina voller positiver Erwartungen am russischen Kaiserhof angekommen ist, macht sich bei ihr schnell Ernüchterung breit: Ihr Ehemann in spe, Peter (der nicht ganz so Große), ist nicht der erhoffte romantische Märchenprinz, sondern ein verwöhntes, egoistisches Arschloch mit naivem, fast kindlichem Gemüt. Von Treue hält er auch nichts, er beglückt mit Hingabe die Hofdamen des Palasts. Vorzugsweise die Ehefrau seines besten Freundes. Nachdem der erste Schock verdaut ist, versucht die desillusionierte Katharina, sich mit dem wilden Leben am Hof zu arrangieren und sich anzupassen. Das klappt anfangs mehr schlecht als recht, aber mit der Zeit schart sie einige wenige Vertraute um sich, die ihre Meinung teilen, dass Peter als Kaiser eine Nullnummer ist und eine weltoffene und gebildete Kaiserin für Russland die weitaus bessere Alternative wäre...
"The Great" ist kein steifes Kostümdrama, sondern eine Comedy-Serie mit satirischem Unterton. Die es mit dem realen geschichtlichen Hintergrund nicht so genau nimmt, wie der Untertitel "Eine gelegentlich wahre Geschichte" unmissverständlich klarmacht. Der Humor ist sowohl derbe und albern als auch hintersinnig und bissig. Es wird geflucht und gerammelt, dass sich die Balken und die Betten biegen. Es gibt sogar ein paar fiese Gewalteinlagen. Aber auch einige ernste und melancholische Momente. Getragen werden die munteren Ränkespiele am Kaiserhof von einer grandios witzig aufspielenden Elle Fanning. Allein ihre mannigfaltigen Gesichtsausdrücke sprechen Bände und lassen sie jederzeit grundsympathisch rüberkommen - selbst wenn sie etwas im Schilde führt, was im späteren Verlauf immer häufiger der Fall ist. Nicholas Hoult als Peter steht ihr dabei in nichts nach, denn obwohl sein ständig zwischen brutalem Kotzbrocken und selbstverliebtem Naivling pendelnder Charakter nur selten Sympathiepunkte sammeln mag, so ist er doch ausgesprochen unterhaltsam. Dasselbe gilt für die restliche, überwiegend sehr britische Besetzung, die zwar munter "Hussa!" schreit und Gläser zerdeppert, aber so gar nicht russisch wirkt und stattdessen Erinnerungen an den englischen Königshof (und die zweite und dritte Staffel der großartigen Serie "Black Adder" mit Rowan Atkinson) aufkommen lässt. Dieser gewollte Mangel an Authentizität beim Cast unterstreicht einmal mehr, dass Herkunft und Hautfarbe bei der Besetzung einer Rolle nur eine untergeordnete Bedeutung haben sollten. Ein schwarzer schwedischer Botschafter? Kein Problem, funktioniert wunderbar. Nicht alle Schweden sind blond.
Fazit: Für Freunde des abgründigen, nicht familienfreundlichen und ebenso derben wie intelligenten Humors ist "The Great" ein Muss! Sensible Naturen sollten zumindest mal vorsichtig reinschnuppern, sonst verpassen sie ein echtes Serienhighlight. Für mich ist "The Great" eine der positivsten Überraschungen der letzten Jahre.