The frightened woman
Dr.Sayer hat anscheinend ein recht seltsames Hobby. Er lädt zum Wochenende junge Damen in sein Landhaus, um sie dort als eine Art Sklavin abzurichten und sie zum krönenden Abschluss zu töten. Sein nächstes Opfer sagt ihm wegen Krankheit per Telefon leider ab, aber wie es der Zufall so will, möchte eine schwedische Journalistin ein Interview mit ihm und erscheint kurz nach der erhaltenen Absage in seinem Büro. Dies sieht er als Ersatzangebot an, betäubt sie und verschleppt sie in sein Landhaus. Dort wacht sie mit Handschellen an ein Gitter gekettet auf. Die Spiele mögen beginnen…
Wer jetzt in seiner Vorstellung ein altes Herrenhaus, mit düsteren Gängen, Spinnweben und einer unheilvollen Atmosphäre vor sich sieht, liegt schonmal direkt daneben. Wenn man dennoch an Folterorgien ala „Hexen geschändet und zu Tode gequält“ denkt, ebenfalls. Wenn man sich jetzt überlegt, wie dieser Film denn dann so aussehen könnte, kann man damit getrost aufhören. „The frightened woman“ kann man sich nicht vorstellen. Den muss man einfach sehen.
Piero Schivazappa schuf im Jahr 1969 ein Kunstwerk, einen Bilderrausch, der seines Gleichen sucht, aber niemals finden wird. Das Landhaus ist hypermodern eingerichtet und wirkt unglaublich. Jeder Raum sieht völlig anders aus und ist farblich immer perfekt aufeinander abgestimmt. Das komplette Setdesign ist ein absoluter Traum. Ein Kunstwerk des Pop-Art, das besser nicht hätte sein können. Die Einrichtung ist absolut skurril, bisweilen abstrakt und hinterlässt auf den Zuschauer eine totale Faszination. Im Minutentakt treffen einen Bilder, die man niemals wieder vergessen wird. Dieser Film ist einfach gigantisch. Das liegt aber nicht nur an den phänomenalen Kulissen, sondern auch an den beiden Hauptdarstellern. Dagmar Lassander liefert hier eine grandiose Leistung ab und sie selbst sagt ebenfalls, dass dieser Film der beste ihrer Karriere war. Ihre Tanzszene ist dermaßen ikonisch für den Film, dass man sich an ihr kaum sattsehen kann. Die Szene kann man sich auf Repeat stellen und man wird immer wieder begeistert sein. Das liegt natürlich einmal an ihrer Darbietung aber auch an der phänomenalen Kamera und eben den völlig irren Sets. Nicht zu vergessen auch an der grandiosen Musik von Stelvio Cipriani, der den gesamten Film einfach nur veredelt.
Ihr Gegenpart wird von Philippe Leroy verkörpert, der den immer gefassten, meistens höflichen Psychopath in einer Weise präsentiert, das man einfach nur begeistert sein kann. Das Zusammenspiel der Beiden ist ein perfekter Traum.
Der Film besticht in erster Linie durch seine einzigartige Atmosphäre, wobei die Handlung keineswegs zu kurz kommt. Das Psychoduell der Beiden ist erste Sahne. Deshalb bietet der Film auch eine gewisse Spannung, die aber dadurch entsteht, weil man bei diesem Film einfach nicht weiß, was als nächstes passiert. Man schaut völlig ungläubig auf den Bildschirm und lässt sich vom nächsten Einfall beeindrucken. Zu der durchaus ernsten Ausgangslage der Handlung, gibt es dennoch einen durchgängig heiteren Grundton, der zusätzlich irritiert. Das ist in der Tat alles schwierig zu beschreiben, das muss man selbst erlebt haben was hier passiert.
In eine Richtung oder ein Genre kann man den Film deshalb auch nicht packen. Er ist zwar in der Giallo Box von Koch Media enthalten, aber es ist absolut kein Giallo, auch wenn es manchmal Anleihen gibt. Leider ist dies die einzige Veröffentlichung des Films in Deutschland, was mich einfach wahnsinnig macht, da man dieses Juwel von einem Film dadurch liegen lässt. Wer der englischen Sprache halbwegs mächtig ist, dem sei allerdings die prächtig aussehende Blu Ray von Mondo Macabro ans Herz gelegt.
Ich selbst, schaue den Film immer wieder und er hat sich inzwischen auch zu meinen absoluten Lieblingsfilmen aus dieser Zeit gemausert.