The Deep House
Das französische Regie-Duo Bustillo/Maury, das mit „Inside“ einen riesigen Erfolg auf dem Gulasch-Sektor verbuchen konnte, drehte bereits 2019 und 2020 „The deep house“. Bedingt durch die Pandemie, verzögerten sich die Dreharbeiten erheblich und die Produktionskosten erhöhten sich zudem dadurch deutlich. Aus den gleichen Gründen landete der Film auch gar nicht erst im Kino, sondern wurde eher über Streaming Portale ausgewertet. 2023 gab es nun endlich auch eine Disc, damit das wirklich ambitionierte Projekt endlich auch in vernünftiger Qualität im Wohnzimmer landen konnte.
Tina und Ben, letzterer gespielt von James Jagger, dem Sohn von Mick Jagger, sind youtuber und suchen ungewöhnliche Orte auf, um Follower zu generieren. Dabei sind sie relativ erfolgreich aber noch nicht ganz oben. Um endlich einen Beitrag zu landen, der die Millionen Grenze überschreitet, haben sie ein ganz besonderes Projekt geplant. Ein entlegener See, der vor vielen Jahren entstand, als man eine Ortschaft geflutet hat. Diesen wollen sie per Tauchgang filmen und erkunden. Als sie dort ankommen, entpuppt sich der entlegene Ort als Badesee mit Touristen. Kurz bevor sie ihre Idee begraben, treffen sie auf den einheimischen Pierre, der ihnen von einer abgelegenen Stelle des Sees berichtet und das dort noch ein intaktes Gebäude unter Wasser zu finden wäre, was völlig unbekannt ist. Begeistert nehmen sie die Chance wahr und steigen in die Tiefe hinab, doch dieses Haus führt ein Eigenleben und birgt zudem eine Menge Geheimnisse.
Storytechnisch ist man natürlich beim Geisterhaus Horror angelangt aber die Innovation ist das phänomenale Haus in seiner gesamten Struktur. Statt schnödes CGI zu verwenden, hat man die Sets tatsächlich gebaut und im Wasser versenkt. Allein diese Tatsache ist bereits jeden Respekt wert, da sie wahnsinnig tolle Bilder liefert, die in dieser Umgebung eine besondere Wirkung erzielen. Wenn man selbst schonmal eine Taucherbrille oder Schnorchelbrille im Gesicht hatte, kann man sich zusätzlich wundervoll in die Geschehnisse hineinversetzen. Die Dolby Atmos Tonspur schafft zudem das absolut passende Gewand und zieht den Zuschauer in die Tiefe des Wassers. Ich bin relativ sicher, dass eine gute Anlage für den Film wirklich wichtig ist und dass er mit einem normalen TV Ton nicht diese Wirkung erzielen wird. Die Geräuschkulisse ist für den Film einfach zu wichtig. Nicht wegen den vorhandenen Jumpscares, sondern um die Beklemmung unter Wasser richtig darzustellen. Auch hier birgt es Vorteile, wenn man selbst schonmal unter Wasser war, da vieles nachvollziehbarer wird. Eine Streaming Plattform mit schlechtem Ton, ist hier einfach ein Feind des Films.
Die Geschichte selbst, ist dagegen jetzt nicht wirklich innovativ und wenn man bereits viele Geisterhaus Filme gesehen hat, kennt man den Ablauf. Die erste Hälfte des Films finde ich deshalb auch deutlich stärker, da dass Mysterium noch offen ist. Sofern es geklärt ist, fällt der Film ein wenig ab. Trotzdem faszinieren einen die Bilder weiterhin, da sie eben ungewohnt sind. Wenn man sich an die Unterwasserszene von „Inferno“ erinnert, die uns Dario Argento 1980 bescherte, hat man eine gewisse Vorstellung davon, wie so etwas aussehen kann. Diese Szene war auch eine Inspirationsquelle für die Regisseure, wie sie sagten. Apropos Inspiration: In einer Szene erzählt Tina ein wenig von ihrer Heimat und berichtet davon, dass ihre Mutter eine Ärztin im Smith`s Grove Hospital in Illinois wäre. Nicht wichtig für den Film, aber die Kenner schmunzeln natürlich.
In verschiedenen Quellen liest man auch gerne davon das der Film unlogisch ist. Klar, ein Geisterhaus Film, der unter Wasser spielt, wird nach Gesetzen der Logik bewertet. Logisch!
Zumindest kann ich sagen, dass die Taucher sich schon sehr realistisch verhalten. Alles andere sind Gesetze aus einer anderen Welt.
Wer also mit einem weiteren Vertreter des Geisterhaus Horrors kein Problem hat und zudem noch Interesse an einem wirklich tollen Schauplatz mitbringt, ist bei „The deep house“ bestens aufgehoben. Mir hat der Film sehr viel Spaß bereitet und durch die ungewöhnliche Optik, lädt er auch zu mehrmaligem Schauen ein.