The Beatles: Get Back

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.020
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
57
The Beatles: Get Back

Im November 2021 und somit über ein Jahr später als geplant, erschien endlich die lang erwartete Dokumentation von Peter Jackson über die Beatles und deren Aufnahmesession zum vorletzten Studioalbum „Let It Be“.

Zugrunde lagen über 56 Stunden Film- und 149 Stunden Audiomaterial, welches damals für den dann im Jahre 1970 erschienenen Film „Let It Be“ aufgenommen wurde. Die Beatles waren zu dem Zeitpunkt, 1969, auf der Suche nach einer neuen Idee um nach der schwierigen Aufnahmesession zum „White Album“ (welches dennoch von vielen Fans als das beste Beatles Album angesehen wird) wieder mehr zusammenzufinden und die Kreativität wieder aufflammen zu lassen. Vor allem Paul McCartney kam daher die Idee, sich bei den Aufnahmen und der Erarbeitung neuer Songs zum neuen Album filmen zu lassen. Gipfeln sollte die ganze Sache in einem großen finalen Abschlusskonzert vor Publikum (die Beatles traten ab 1966 nicht mehr Live auf), bei dem die neuen Stücke gespielt werden sollten.

Als Regisseur wurde damals Michael Lindsay-Hogg ins Boot geholt. Glaubte man den bisherigen Übermittlungen dieses Projekts, stellte sich die ganze Sache sehr negativ dar: Das zunächst gewählte Twickenham Filmstudio in London, in dem die Aufnahmen stattfinden sollten, erwies sich als suboptimal. Die Stimmung war schlecht, es herrschte ein gewisser Zeitdruck, und zu allem Überfluss verließ George Harrison spontan die Aufnahmen da er von McCartneys Art, der sich als Bandleader etablieren wollte, genervt war und sich mit seinen Songs nicht gegen das Duo Lennon/McCartney durchsetzen konnte. Schlussendlich wurde der 81-minütige Film dennoch 1970 (genauso wie das gleichnamige Album) fertig gestellt und veröffentlicht, also bereits nach der Trennung der Beatles. Ein sehr hohes Ansehen in der Fangemeinde (und unter den Beatles selbst) genossen bisher weder der Film noch das Album.

Das ändert sich mit der Veröffentlichung von „Get Back“ durch Peter Jackson grundlegend, denn hier bekommt jeder Zuschauer die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von den umfangreichen Aufnahmen zu machen. In drei Teilen wird die Geschichte auf faszinierende Art und Weise neu erzählt. Zum einen, weil man immer wieder ins Staunen gerät, wie grandios Bild und Ton restauriert wurden, zum anderen, und das ist vermutlich der wichtigere Punkt, weil man nun einen umfassenden Eindruck der Aufnahmesessions und vor allem auch des zwischenmenschlichen Umgangs der Beatles untereinander bekommt.

Die Dokumentation hangelt sich dabei durch die ganze Aufnahmesession, die am 02. Januar 1969 im besagten Twickenham Filmstudio begann und am 30. Januar 1969 beim legendären Dachkonzert auf den Apple-Studios endete.

Wie erwähnt, handelt es sich hier um drei Teile:

Teil 1 – Tag 1 bis Tag 7, Twickenham Filmstudio, 157 Minuten

Teil 2 – Tag 8 bis Tag 16, Apple Studios, 173 Minuten

Teil 3 – Tag 17 bis 22, Apple Studios + Rooftop Concert, 138 Minuten

Mit knapp 8 Stunden Laufzeit gibt es daher jede Menge zu sehen, doch keine Minute davon ist zu viel. Man hat das Gefühl, man sitzt mit John, Paul, George und Ringo im Studio und schaut ihnen über die Schulter. Wenn mal kurz neue Songs entstehen, offene und ehrliche Gespräche über die aktuelle Situation stattfinden oder die Jungs einfach rumalbern, dann ist das beeindruckend, gerade weil, wie oben beschrieben, damit auch der bisherige Eindruck, den man von den „Let It Be“-Sessions hatte, zum Glück, zunichte gemacht wird. Denn trotz diverser Streitereien und auch Spannungen, merkt man vor allem, dass sie auch zum Schluss hin immer noch die vier Freunde waren, die sich einst in Liverpool zusammentrafen, um die erfolgreichste Band der Welt zu werden.

Eine Dokumentation für jeden, der den Beatles nicht abgeneigt ist.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.932
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
Danke für diese tollen Eindrücke Sam. Ich werde mir das bestimmt einmal anschauen, ist halt wirklich nur ne menge Zeit. Aber ich bin auch der Meinung, jetzt noch mehr, das man es gesehen haben sollte.
 

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.020
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
57
Ja, die 8 Stunden muss man erstmal irgendwie unterkriegen. Aber es lohnt sich. :) Bin gespannt was du dazu sagst, sobald du mal reinschauen konntest.

Am 28.02. erscheint die Doku übrigens auch auf Bluray, was mich sehr freut. Somit kann die nächste Sichtung dann unabhängig von Disney+ erfolgen :cool:
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.319
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
Danke für die Erinnerung und die Eindrücke. Ich muss da auch mal weiter schauen. Bisher hab ich nur mal so eine halbe Stunde reingeschaut, wollte mir das aber auch noch weiter ansehen.
Beim Bild war ich allerdings sehr zwiegespalten. Da wurde ja schon sehr ordentlich nachgefiltert. Finde ich immer schade.
 
Oben