The Beatles: Get Back
Im November 2021 und somit über ein Jahr später als geplant, erschien endlich die lang erwartete Dokumentation von Peter Jackson über die Beatles und deren Aufnahmesession zum vorletzten Studioalbum „Let It Be“.
Zugrunde lagen über 56 Stunden Film- und 149 Stunden Audiomaterial, welches damals für den dann im Jahre 1970 erschienenen Film „Let It Be“ aufgenommen wurde. Die Beatles waren zu dem Zeitpunkt, 1969, auf der Suche nach einer neuen Idee um nach der schwierigen Aufnahmesession zum „White Album“ (welches dennoch von vielen Fans als das beste Beatles Album angesehen wird) wieder mehr zusammenzufinden und die Kreativität wieder aufflammen zu lassen. Vor allem Paul McCartney kam daher die Idee, sich bei den Aufnahmen und der Erarbeitung neuer Songs zum neuen Album filmen zu lassen. Gipfeln sollte die ganze Sache in einem großen finalen Abschlusskonzert vor Publikum (die Beatles traten ab 1966 nicht mehr Live auf), bei dem die neuen Stücke gespielt werden sollten.
Als Regisseur wurde damals Michael Lindsay-Hogg ins Boot geholt. Glaubte man den bisherigen Übermittlungen dieses Projekts, stellte sich die ganze Sache sehr negativ dar: Das zunächst gewählte Twickenham Filmstudio in London, in dem die Aufnahmen stattfinden sollten, erwies sich als suboptimal. Die Stimmung war schlecht, es herrschte ein gewisser Zeitdruck, und zu allem Überfluss verließ George Harrison spontan die Aufnahmen da er von McCartneys Art, der sich als Bandleader etablieren wollte, genervt war und sich mit seinen Songs nicht gegen das Duo Lennon/McCartney durchsetzen konnte. Schlussendlich wurde der 81-minütige Film dennoch 1970 (genauso wie das gleichnamige Album) fertig gestellt und veröffentlicht, also bereits nach der Trennung der Beatles. Ein sehr hohes Ansehen in der Fangemeinde (und unter den Beatles selbst) genossen bisher weder der Film noch das Album.
Das ändert sich mit der Veröffentlichung von „Get Back“ durch Peter Jackson grundlegend, denn hier bekommt jeder Zuschauer die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von den umfangreichen Aufnahmen zu machen. In drei Teilen wird die Geschichte auf faszinierende Art und Weise neu erzählt. Zum einen, weil man immer wieder ins Staunen gerät, wie grandios Bild und Ton restauriert wurden, zum anderen, und das ist vermutlich der wichtigere Punkt, weil man nun einen umfassenden Eindruck der Aufnahmesessions und vor allem auch des zwischenmenschlichen Umgangs der Beatles untereinander bekommt.
Die Dokumentation hangelt sich dabei durch die ganze Aufnahmesession, die am 02. Januar 1969 im besagten Twickenham Filmstudio begann und am 30. Januar 1969 beim legendären Dachkonzert auf den Apple-Studios endete.
Wie erwähnt, handelt es sich hier um drei Teile:
Teil 1 – Tag 1 bis Tag 7, Twickenham Filmstudio, 157 Minuten
Teil 2 – Tag 8 bis Tag 16, Apple Studios, 173 Minuten
Teil 3 – Tag 17 bis 22, Apple Studios + Rooftop Concert, 138 Minuten
Mit knapp 8 Stunden Laufzeit gibt es daher jede Menge zu sehen, doch keine Minute davon ist zu viel. Man hat das Gefühl, man sitzt mit John, Paul, George und Ringo im Studio und schaut ihnen über die Schulter. Wenn mal kurz neue Songs entstehen, offene und ehrliche Gespräche über die aktuelle Situation stattfinden oder die Jungs einfach rumalbern, dann ist das beeindruckend, gerade weil, wie oben beschrieben, damit auch der bisherige Eindruck, den man von den „Let It Be“-Sessions hatte, zum Glück, zunichte gemacht wird. Denn trotz diverser Streitereien und auch Spannungen, merkt man vor allem, dass sie auch zum Schluss hin immer noch die vier Freunde waren, die sich einst in Liverpool zusammentrafen, um die erfolgreichste Band der Welt zu werden.
Eine Dokumentation für jeden, der den Beatles nicht abgeneigt ist.