Ein sehr interessanter Aspekt aus dem Audiokommentar der BD: Das erste Opfer ist die gleiche Darstellerin wie die, die in "Inferno" die Mater Tenebrarum spielt. Das könnte bedeuten, das Argento mit diesem Mordopfer aufzeigen wollte, das dies nicht der dritte Teil der Trilogie ist und die Idee erst einmal stirbt. Ich finde den Gedanken klasse!
Das ist in der Tat ein sehr interessanter Aspekt. Da ich erst kürzlich wieder mal Horror Infernal gesehen hatte ist mir in Tenebre Ania Pieroni sofort aufgefallen. Ich finde sie hat definitiv so einen Blick den man nicht vergisst, gerade wenn ich an Ihre Darstellung als Mater Tenebarum denke war mir sofort klar, woher ich sie kannte. Daher kann ich mir auch durchaus vorstellen das dies kein Zufall war das sie für diese Rolle besetzt wurde, also in Tenebre ein Mordopfer spielt.
Ansonsten muss ich sagen hat mir meine gestrige Sichtung wieder sehr großen Spaß bereitet. Tenebre war damals einer der ersten Gialli die ich gesehen hatte und einer der Gründe warum ich mich so sehr in dieses Genre verliebt habe. Mittlerweile würde ich sogar behaupten das es einer der Filme im Genre ist der wohl für Einsteiger am leichtesten Zugänglich ist und dennoch die klassischen Elemente bietet. Was Dario Argento hier abgeliefert hast ist einfach unfassbar gut. Vor allem mag ich das er hier damals nicht nur einfach sich selbst kopiert hat sondern definitiv sowohl in seiner Filmographie als auch innerhalb des Genres etwas neues geschaffen hatte. Anstatt seinen Film und die Morde im Schatten zu inszenieren wurde hier bewusst mit einem hellen weißen Licht gearbeitet und selbst die Szenen in der Nacht sind perfekt ausgeleuchtet. Mir gefällt auch der Aspekt das er hier damals bewusst ein sehr modernes Setdesign gewählt hat. Noch nie zuvor sah Rom in einem Giallo so modern aus. Wenn es nicht sogar im Film erwähnt worden wäre wo die Handlung spielt, ich bin mir sicher niemand wäre auf Rom gekommen. Argento selbst hat ja auch zugegeben das dies seine Intention war beim Dreh. Ich mag zwar auch bekannterweise sehr den Gothic Look in älteren Gialli, tolle Kamerafahrten durch alte Gemäuer und kleine dunkle Gassen, alles Dinge die ich generell im Italo Genre sehr liebe, aber ich finde es hier einfach gut umgesetzt das Argento damals bewusst etwas neues probierte um sich nicht selbst zu kopieren. Ich liebe den Film sehr und für mich defintiv einer der Filme auf den ich in meiner Sammlung nicht verzichten könnte.
Wenn der damals nicht auf den Index gelangt wäre bin ich mir sicher das Tenebre ein Kultfilm für jeden Hardcore Filmfan geworden wäre da er für mich eben soviel gutes bietet und ich glaube das er nicht nur Giallo Fans gefallen könnte, wenn er außerhalb des Genres bekannter geworden wäre.
Durch die bundesweite Beschlagnahmung, vernahm man dessen Dasein erst durch Mundpropaganda. Deshalb musste man sich auf die Suche nach findigen Videothekaren machen, die die Kopien des Films unter der Ladentheke verkauften, oder eben nach Fans die den Film besaßen. Diese verlangten dafür aber richtig Geld. An eine Originalkassette war nicht zu denken, da sie oftmals erst für weit über 250 DM unter den Hammer kam. Sofern man überhaupt mal an einen Besitzer rankam.
Wahnsinn, also gab es bereits damals schon Mondpreise! Ich finde auch das wird immer so schön "unterschlagen" wenn es heutzutage um Preisdiskussionen geht. Ich fing 1998 mit meiner Ausblildung an und habe mir dann von meinem damaligen Gehalt, hin und wieder auch mal einen damals für mich besonderen Film, original auf VHS gekauft. Und ich kann mich da auch noch an so ein paar Filme erinnern, welche es damals ohne großen Internet Markt, auch nur über die Videothek zu beziehen gab und da habe ich damals auch schon für manche VHS zwischen 60 - 90 DM hinlegen müssen, was damals genauso teuer war wie die Preise die heute für so manches begehrtes Mediabook verlangt werden.
Somit zahlte man für ein schlecht überspieltes Tape zwischen 20-30 DM, aber man bekam noch eine schwarz/weiß Kopie des Covers hinzu. Auch wenn man sich diese Zustände heute kaum noch vorstellen kann, war man stolz darauf so etwas sein Eigentum zu nennen. Oftmals waren die Filme die Mühe und das Geld nicht wert, aber dann gab es auch „Tenebrae“. Ein Film der meine endgültige Leidenschaft zu Dario Argento besiegelt hatte.
Auch noch ein stolzer Preis wenn man bedenkt wie günstig man an ein leeres VHS Tape kommen konnte und es auch relativ simpel wr eine Kopie von einem VHS Tape zu machen, selbst von Leih Tapes wo man einen Kopierschutz schon mit einem kleinem Stück Tesa umgehen konnte. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen das das damals für ein geiles Gefühl sein musste so einen Film in Deutschland, der offiziell garnicht verfügbar war, dann doch zu sehen. Ich bin zwar etwas jünger, aber kann mich auch an so manches VHS Tape bzw. dessen Qualität erinnern, bei der ich heute nach 5 Minunte wahrscheinlich die Sichtung abbrechen würde. Damals war man nichts besseres gewohnt und war einfach froh gewisse Filme überhaupt sehen zu können. Schon verrückt wie sich Dinge ändern!
Die Idee dazu kam Argento übrigens, als er selbst von einem Irren nach Konsum von "Suspiria", mehrfach bedroht wurde. Diese eigenen Erfahrungen sammelte er und konstruierte die Geschichte um einen Schriftsteller, der in seinem neuesten Giallo, die Vorlage zu den Morden eines Wahnsinnigen unfreiwillig verfaßte und selbst bedroht wird.
Das hatte ich damals und auch gestern nach meiner Sichtung des Filmes auch nochmal beim Lesen im Begleitheft meiner Raptor DVD gelesen. Natürlich habe ich mir den Film gestern auf Blu-ray angeschaut, da ich aber noch wusste das auch in der Raptor DVD noch ein kleines Book mit dabei war, wollte ich mir auch das nochmals durchlesen.
Wirklich interessant das diese Grundidee zum Plot von einem wahren Ereignis inspiriert wurde. Generell fand ich die Idee das aus dem eigentlich Opfer später sogar ein Täter wird, der unter dem Deckmantel der ersten Morde versucht hat daraus etwas "positives" zu gewinnen und zwei Personen in seinem Leben, die ihn hintergangen haben, aus dem Weg zu räumen, sehr interessant. Ich hatte es ja damals schon nach meiner Sichtung geschrieben, das Ende wirkte damals im Jahr 2010 schon sehr vertraut auf mich, aber nicht weil Argento hier kopiert hatte, sondern weil andere sich von diesem Ende wohl sehr stark haben beinflussen lassen, da man diese Art von Auflösung und Ende natürlich schon in einigen Filmen, wenn auch in abgewandelter Form, gesehen hat.
Wirkten die Bilder und Kulissen ultramodern, heuerte er trotzdem seine Haus und Hofkomponisten von Goblin an, um den Score zu schreiben. Dafür stellte er sie vor eine interessante Aufgabe, da die Musik zu der hochmodernen Optik passen musste. Diese ließen sich nicht lumpen, lieferten einen der besten Scores ihrer Laufbahn ab und feuerten mit Electro-Stakkatos auf die fulminanten Bilder. Der erste Einsatz direkt beim ersten Mord, läßt mir auch heute noch Gänsehaut über den Rücken rudern.
Den Score fand ich auch wieder absolut bombastisch. Definitiv passend und eine perfekte sympbiose aus Bild und Ton!
Die Morde sind ebenfalls die hohe Kunst und viele Szenen wird man nie wieder vergessen. Da ist die legendäre Kamerafahrt um das Haus der beiden Lesben, in der er den Zuschauer vom Voyeur zum Täter werden läßt, oder auch die sagenhafte Verfolgungsjagd, in der er ein 14-jähriges Mädchen ohne Gnade durch die Nacht hetzen läßt. Ebenso die stimmungsvollen Rückblenden zu einer hocherotischen Frau, die den Zuschauer in Verzücken versetzt. Wenn man nur vorher schon gewußt hätte, das es sich hier in Wirklichkeit um eine Transsexuelle handelt, die hier die Begierde weckt.
Die Kamerafahrt war in der Tat auch bei meiner jetzigen Sichtung wieder phänomenal, vorallem wenn man bedenkt das es damals noch keine Drohnen gab mit denen man solche Kamerafahrten machen konnte, also hier wirklcih mit einem Krahn gearbeitet werden musste.
Die Verfolgungsjagd bei Nacht fand ich auch wieder brutal spannend, auch wenn ich noch sehr gut wusste wie sie endet, aber dennoch weiß ich auch noch wie gefesselt ich damals bei meiner Erstsichtung da saß und wie überrascht ich war das plötzlich das Mädchen mitten in der Villa des Mörders stand. Lustigerweise ist sein "Versteck" also die Kellerräume, das einzige Set was so aussieht wie in einem klassichen Giallo. Umso größer war dann der Kontrast als man dan sah wie das Haus oben aussah.
Was die Rückblenden angeht so muss ich gestehen hatte ich diesen Aspekt, das es sich bei der schönen Frau um eine Transsexuelle handelt, komplett vergessen. Aber ich mag die Aussage die dahinter steckt, also nichts ist so wie es scheint, sehr.