Sonne, Sand und heiße Schenkel
Zunächst möchte ich mich mit 2 Fragen beschäftigen. Da die Erste an mich selbst geht, kann ich sie auch beantworten, denn wie zur Hölle komme ich darauf mir einen Film mit diesem Titel und diesem Cover anzusehen? Dafür gibt es gleich 3 Gründe. Grund Nummer 1 ist Regisseur Silvio Amadio, den ich für seine beiden Gialli „Haus der tödlichen Sünden“, Insidern besser bekannt als „Amuck“, und „Smile before death“ sehr schätze, da sie eine tolle Atmosphäre haben. Der zweite Grund ist Darstellerin Dagmar Lassander, die spätestens seit dem phänomenalen „The frightened woman“, zu meinen Lieblingen im italienischen Kino gehört. Der dritte Grund ist dann eher trivialerer Natur, da der Film gerade mal 3,98 gekostet hat und ich bei so wenig Geld einfach mal schauen wollte, was die beiden genannten Personen hier fabriziert haben.
Die zweite Frage kann ich leider nicht beantworten, aber wie zur Hölle kann man diesem Film, diesen Dreckstitel verpassen und ihn obendrein noch mit so einem beschissenen Cover ausstatten? Ich fasse es einfach nicht.
Angela ist ein reiches Töchterchen aus gutem Hause aber überhaupt nicht darüber erfreut, das ihr Vater vorhat nochmal zu heiraten. Sie begegnet der neuen Frau Irene, äußerst argwöhnisch aber dies nur im Hintergrund. Vordergründig freundet sie sich mit ihr an und spielt ihr die beste Freundin vor, während sie ein Netz aus Intrigen spinnt. Zuerst setzt sie ihren Bett-Freund auf sie an, um ihrem Vater mit einem Seitensprung zu zeigen, dass sie nichts taugt. Der Plan misslingt, da Irene alle Avancen komplett blockiert und obendrein noch sehr klar Stellung bezieht. Also gräbt Angela in der Vergangenheit von Irene und findet heraus, dass sie in einen örtlichen Skandal in ihrer Heimat verwickelt war. Als junge Schülerin hatte Irene ein Verhältnis mit ihrer Lehrerin. Als dieser Skandal bekannt wurde, beging die Lehrerin daraufhin Selbstmord, was natürlich Spuren bei Irene hinterlassen hat. Da Angela nun gleichgeschlechtliche Neigungen in der Vergangenheit erkannt hat, beginnt sie daraufhin den erotischen Fokus auf sich selbst zu lenken und zieht Irene damit langsam, aber sicher zurück in den Abgrund.
Gloria Guida, die in den 70ern ein großer Erotikstar war und meistens in Filmen mitgespielt hatte, die alle irgendwie „Freche Teens“ hießen, ist wahrscheinlich durch ihr Image mitschuldig an dieser grausigen Form der Vermarktung. Im italienischen Original hieß der Film „Sünden der Jugend“, was deutlich besser zum Inhalt des Filmes passt. Da Gloria Guida, alias Angela im Film aber oftmals nackt oder spärlich bekleidet ist, hat man dem Film diesen falschen Anstrich verliehen. Im Kontext des Films machen diese Szenen nämlich durchaus Sinn und wurden in keiner Form als Sex-Klamotte präsentiert. Genauso passend, dass Dagmar Lassander in ihrer Rolle meistens eher bekleidet bleibt, was ebenfalls perfekt ihre Rolle im Film widerspiegelt. Sie verbleibt zwar durchgehend knisternd, aber eben auf andere Art und Weise. Beide Darstellerinnen spielen ihre Rolle glänzend und werden von der Kamera fantastisch präsentiert. Abgesehen von den immer wieder seltsam anmutenden Party-Tanzszenen dieser Filme, die auch hier wieder befremdlich geworden sind. Die Atmosphäre des Films ist dennoch komplett gelungen und bietet wundervolle Aufnahmen, die in sich äußerst stimmig sind.
Dieses erotisch aufgeladene Drama hat es deshalb absolut nicht verdient, mit diesem Titel und diesem Cover besudelt zu werden. Wer sich den Film aufgrund des schmierigen Titels, der auf DVD den Namen „Jung, schön und lasterhaft“ übergebraten bekommen hat, und dabei durch das Cover hofft, ne heiße Lesben Sause zu sehen, wird den Film direkt danach in die Tonne treten.
Der Film ist also definitiv für die Filmfreunde geeignet, die mit den beiden Gialli von Silvio Amadio etwas anfangen konnten oder auch die schwülwarme Atmosphäre der ersten Gialli von Umberto Lenzi schätzen. Dennoch ist es kein Giallo! Es ist wirklich ein spannendes Drama, garniert mit einer Menge J&B, fantastischer Musik und einer tollen Kamera, die diese giallo-artige Atmosphäre zaubert. Aber eben ohne Mord, schwarze Handschuhe oder der Suche nach einem Täter. Wer aber lediglich auf dieses grausige Cover abfährt, kann den Film getrost stehen lassen.