Season of the Witch
Joan führt ein recht frustrierendes Leben als Ehefrau. Platz für eine eigene Entfaltung gibt es nicht und sie merkt auch an ihrer älteren Freundin, dass diese Art von Leben nicht ihren Wünschen entspricht. Sie fühlt sich eingeengt und auch nutzlos, was sich in ihren täglichen Alpträumen widerspiegelt, die visuell absolut eindrucksvoll in Szene gesetzt wurden. Hilfe sucht sie sich, zunächst eher zögerlich, bei einer Art Hexe. Wir beobachten, wie Joan sich versucht aus ihrem Leben zu befreien, um sich selbst zu verwirklichen. Doch ihre Alpträume begleiten sie weiterhin auf ihrem Weg.
Mit „Seasons of the Witch“, liefert George A. Romero wieder einen Beitrag ab, der mit den Vorgängern nicht zu vergleichen ist. Sein dritter Spielfilm ist zwar partiell wieder als Studie einer realen Person im Zeitgeist anzusehen, was ihn deshalb ein wenig in die Nähe von „There`s always Vanilla“ rückt, aber gleichzeitig nimmt er bereits Andeutungen zu seinem späteren Werk „Martin“ vorweg. Er beschäftigt sich mit der Macht von Suggestion und die Auswirkungen auf die direkte Umgebung. Wie auch später bei „Martin“, löst er aber die Fragen des Zuschauers nicht auf, was dem Film hervorragend steht. Wer „Martin“ mag, hat gute Chancen auch diesem Film eine Menge abzugewinnen, obwohl er natürlich eine eher klar feministische Seite besitzt, aber sich dennoch wieder mit dem Menschen, als Produkt seiner Umwelt beschäftigt. Dazu gespickt mit einer Reihe von intensiven Alpträumen, die den Zuschauer das Unterbewusstsein von Joan entdecken lassen. Auch wenn er wieder ein unglaublich kleines Budget besitzt, kann man ein intensives Drama mit Spannungselementen sehen, das einen über die komplette Laufzeit hinweg interessiert. Dies ist vor allen Dingen der Hauptdarstellerin Jan White zu verdanken, die hier aus meiner Sicht eine fantastische Leistung zeigt und ihren Charakter, sowie den Zerfall in ihren Alpträumen eindrucksvoll wiedergibt. Leider gab es von dieser Darstellerin sonst nur noch wenig zu sehen. Trotz Hexenthematik wirkt der Film immer real und man sollte auf keinen Fall einen Horrorfilm erwarten. Es ist eher ein Drama mit schauerlichen Momenten und einem richtig starken Finale. Eine Analyse einer Frau im Wandel der damaligen Zeit. Die Jugend durch Flower-Power und Woodstock komplett im Umbruch, während die Generation darüber sich noch durch die alten Werte zurückhält aber sehen kann, was eigentlich möglich wäre, wenn man sich vom bisherigen Leben abspalten kann. Ein intensiver Film, der mir äußerst gut gefallen hat. Aber klar, der Film ist dennoch keine allgemeingültige Empfehlung. Man sollte schon ein Faible für Filme aus dieser Zeit besitzen und auch den damaligen Zeitgeist verstehen. Wenn man sich lediglich auf heutige Sehgewohnheiten verlässt, oder auf Zombies wartet, wird man hier keine Freude haben.