Schloss des Schreckens
Ein unheilvoller Kindergesang und ein schwarzer Bildschirm. Damit eröffnet Jack Clayton seinen atmosphärischen Gruselschocker "Schloss des Schreckens". Nichtmal das Studio wagte es die Szenerie zu stören und legte das "20th Century Fox" Zeichen, geräuschlos in die Eröffnungssequenz.
"Aber ich will den Kindern nichts Böses antun! Ich will sie retten"
Die ersten Worte die man im Film noch während den Credits vernimmt, weisen schonmal daraufhin das der neue Job von Miss Giddens kein Zuckerschlecken wird. Sie soll auf zwei Kinder aufpassen, da ihr Vormund absolut kein Interesse an ihnen besitzt, was er auch offen zugibt. Dazu muss sie sich in ein altes Schloß begeben und sich rund um die Uhr um sie kümmern. Allerdings merkt sie schon bald das irgendetwas nicht stimmt. Die Kinder sind zwar herzallerliebst, aber manchmal auch etwas seltsam. Dies wäre aber vielleicht noch zu bewältigen, wenn sich nicht der kürzlich verstorbene Gutsverwalter auf dem Turm und vor ihrem Fenster rumtreiben würde.
Ein Fest der Sinne und ein Meisterwerk des Gruselfilms wurde hier 1961 abgeliefert. Die Locations sind traumhaft und genau so stellt man sich ein "Resident Evil" vor. Das Schloß bietet nämlich wirklich alles, was ein Gruselfilm benötigt. Der Garten davor ist ebenfalls unglaublich und kann noch heute in Sussex bewundert werden.
Da der Film am Ende des 19. Jahrhundert spielt, gibt es auch noch keinen Strom, weshalb das alte Gemäuer nachts immer nur im Kerzenschein erforscht werden kann. Hierbei hat Kameramann Freddie Francis eine fulminante Arbeit abgeliefert.
Die Licht- und Schattenspiele sind einfach überragend und die manchmal steilen Kontraste komplett der Wahnsinn. Obendrein gibt es noch fantastische Kamerawinkel und Positionen die einem die Nackenhaare zu Berge stehen lassen. Hier gruselt man sich noch richtig. Klar, reinen Splatterfreunden und Blutorgienfanatiker, kann man den Film selbstverständlich nicht empfehlen. Eher Menschen, die noch ein wenig Empfindsamkeit für die Szenerie besitzen und nicht einfach auf das nächste Opfer warten. Ich denke mir aber das er auch manch einem moderner eingestellten Filmkonsumenten, noch ein wenig Angst einjagen könnte. Man sollte ihn sich eben nur Nachts und Allein in der Dunkelheit ansehen.
Die Dramaturgie ist ebenfalls absolut hervorragend. Die Charaktere werden natürlich erstmal vorgestellt und man lernt sie schnell besser kennen. Trotzdem gibt es schon da immer wieder spannende Zwischenfälle, die einem ein wohliges Grauen bescheren. Im letzten Drittel zieht er dann nochmal gnadenlos an.
Auch heute noch ist "Schloss des Schreckens" einer meiner absoluten Lieblingsfilme und er wird es auch immer bleiben. Zu tief eingebrannt sind die fabelhaften Bildkompositionen und die mörderische Spannung, die den Film über die komplette Laufzeit begleitet. Die Tour durch das Schloß nur mit einem Kerzenständer bewaffnet, die unheimlichen Stimmen und natürlich auch das wirklich perfekte Ende, das einen tief in den Sessel drückt, sind zumindest in meinem Fall nicht mehr aus dem Gedächtnis zu bringen.
Ein echter Gruselfilm, der mit den heutigen Genrebeiträgen ohne Schwierigkeiten den Boden aufwischt.