Samen des Bösen
1979 leitete „Alien“ ein neues Zeitalter in der Science-Fiction ein. Wie so oft folgten unzählige Klone, die auf der Erfolgswelle mitsurfen wollten. „Samen des Bösen“, auch unter „Inseminoid“ bekannt, gilt ebenfalls als einer von ihnen. Dabei trifft es eigentlich nur auf den Zeitpunkt zu, da wohl das Drehbuch fertig war, bevor „Alien“ in die Kinos kam. Dennoch wird er immer wieder in diesem Kontext genannt, weil er nun mal danach entstanden ist.
Auf einem weit entfernten Planeten untersuchen Wissenschaftler den Untergang einer Zivilisation, die irgendwann mal auf diesem Planeten gelebt hat. Dabei kommt einer von ihnen mit einer kristallenen Substanz in Berührung. Auf der Krankenstation beginnt er sein Wesen zu verändern und wird seltsam gewalttätig. Er ist aber nicht der Einzige, der Kontakt mit einer außerweltlichen Existenz bekommt. Eine Wissenschaftlerin bekommt es nämlich direkt mit einem Außerirdischen zu tun, der sie vorsätzlich schwängert und ebenfalls ihr Wesen verändert. Fortan wird sie nur noch davon angetrieben, ihre Kollegen zu töten und ihre ungeborenen Babys zu schützen.
Das, was sich nach ziemlichem B-Trash anhört, ist es letztendlich auch. Dennoch bekam der Film in den 80ern einen gewissen Kultstatus, wenn man sich in den Videotheken mit anderen Filmliebhabern austauschte. Filmliebhaber! Nicht Konsumenten! An Denen ist der Film selbstverständlich vorbei gegangen. Durch einige explizite Szenen wurde er irgendwie zum Geheimtipp und brachte eine Menge Fans hervor. Insgesamt war der Film auch an den Kinokassen recht erfolgreich, was natürlich in Relation zum geringen Budget zu sehen ist. Kostenlose Werbung gab es zusätzlich in Form von Demonstrationen, die von Frauenrechtlerinnen vor den Kinos ins Leben gerufen wurden, da sie den Film nicht sonderlich prickelnd fanden. Negative Werbung ist halt ebenfalls Werbung.
Dennoch ist der Film für mich immer ein wenig seltsam. Es gibt weder Raumschiffe noch irgendetwas Interessantes vom Planeten zu sehen, da der Film nur in unterplanetarischen Katakomben und in ihrer Station spielt. Gedreht wurde in den „Chislehurst Caves“ in der Nähe von London, weshalb das Set auch eher nach Bergwerk aussieht. Die Station ist technisch wie in den 60ern ausgestattet und nicht wie in einer weit entfernten Zukunft. B-Film halt. Trotz dieser offensichtlichen Schwächen mag ich den Film irgendwie. In den 80ern sah ich ihn bestimmt zweimal auf VHS oder Video 2000, danach auf DVD und jetzt von Blu Ray. Der Film hat trotz aller Defizite eine interessante Atmosphäre und bemerkenswerte Szenen und Ideen. Die Darsteller sind nicht mal erinnerungswürdig und bekommen auch keine richtige Charakterentfaltung, aber trotzdem mag ich den Film aus nicht greifbaren Gründen. Vielleicht liegt es ein wenig an der enthusiastischen Arbeit, die in den Film investiert wurde und man dabei spürt das Regisseur Norman J. Warren das Projekt unglaublich wichtig war. Trotz aller Defizite merkt man dem Film an, dass er nicht als Auftragsarbeit lieblos runtergekurbelt wurde. Er wirkt insgesamt sehr düster und auch sehr ernsthaft, da man auf jeglichen Humor bzw. dumme Sprüche verzichtete. Dabei entwickelt er auch eine sehr starke Spannungskurve, sofern man sich in den Film fallen lassen kann.
Der 2021 verstorbene Regisseur war wohl sehr erfreut darüber, welch Editionen sein Werk in der heutigen Zeit bekommen hat und war sehr begeistert darüber einen Audiokommentar einzusprechen und das sein Film heute noch Fans besitzt. Schön, dass er dies alles noch erleben durfte.