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Eine sehr schöne Kritik Willy die mir nun richtig Laune macht den Film anzusehen! Es gibt definitiv noch zuviele ungesehene Hitchcocks bei mir in der Sammlung, aber dank Deiner Kritik ist der jetzt etwas weiter nach oben gerutscht
Ohne zu viel zu verraten sei gesagt, dass zum ersten Mal der klassische Suspense in einem großen Maße Verwendung findet.
...und in der berühmtesten Szene des Films manipuliert Alfred Hitchcock den Zuschauer so sehr, dass wir selbst die Lust und den Drang zu töten verspüren werden.
Obwohl Regisseur Alfred Hitchcock im Nachhinein mit sehr vielen Dingen unzufrieden war und vielleicht einen Schritt zu weit gegangen ist, was bei der Veröffentlichung des Films zum Skandal führte
...und er damals wie heute über die Auswahl der Schauspieler unglücklich ist
...hat mich der Film aufgrund der großartigen Inszenierung, der perfekten Montage, spannender Suspense-Momenten und einen gewagten Drehbuchwende außerordentlich gut gefallen.
Ich nehme an Du spielst hier auf den Teil an wo Steve mit dem Paket auf dem Weg zum Piccadilly Circus ist und er zunächst von dem "Marktschreier" aufgehalten wird, später von der Parade und dann verbotener Weise mit dem Bus fährt? Diese Passage fand ich jedenfalls grandios!
Spielst Du hier auf die Essens Szene zwischen Mrs. Verloc und Ihrem Mann an? Wenn ja das empfand ich auch als ganz großes Kino!
Ich kann mir nur vorstellen wie der Film 1936 auf das Publikum gewirkt haben muss. Ein Kind wird bei einem Bombenanschlag getötet, eine Frau tötet einen Mann und zuvor flirtet diese besagte verheiratete Frau mit einem Mann der nicht ihr Ehemann ist. Aus heutiger Sicht kaum noch eine große Sache, aber damals waren das bestimmt skandalträchtige Themen!
Das hat für mich auch unheimlich viel Atmosphäre erzeugt. Dieses schöne alte Gefühl von "Geschäftesviertel" in dem sich die Inhaber noch alle persönlich seit Jahren kennen und wo man sich noch gegenseitig unterstützte und mit kleinen Aufmerksamkeiten sich dafür bedankte. Natürlich ist es für einen Filmfan immer wieder ein Traum wenn es eine Kino als Set in einen Film schafft. Jedenfalls mir geht es so. Das Kino Bijou war halt ein schönes klassiches Kino, welches zu seiner Zeit natürlich der Standart war, aber aus heutiger Sicht einfach nur einen sehr schönen Charme besitzt. Angefangen von dem Verkaufshäusschen direkt am Eingang, bis zin zu dem schönen Kinosaal der mehr als einmal im Film sehr schön in Szene gesetzt wurde!Einmal mehr baute Alfred Hitchcock etwas aus einem persönlichen Leben in den Film ein. Mit dem Obst- und Gemüseladen und dem daneben liegenden Kino, skizzierte er auch seine Jugend, da sein Vater solch einen Laden betrieb und er selbst natürlich viel Zeit bei den Filmen verbracht hat.
Bei „Sabotage“ wechselte er allerdings wieder das Thema. Es ist zwar immer noch ein waschechter Thriller, nur verzichtete er diesmal ein wenig auf einen humorigen Unterton und erzählt eine bierernste Geschichte. Der Start ist zwar noch recht heiter aber mit zunehmender Spieldauer friert dem Zuschauer das Gesicht ein.
Er hat es ja auch später zugegeben das er hier eine Grenze überschritten hat in dem er Stevie durch die Explosion hat umkommen lassen. Zum einen war die komplette Sequenz natürlich Suspense in Reinform, aber war eben auch sehr schwer verdaulich. Gerade im Hinblick auf die spätere Abendessen Szene zwischen Sylvia und Karl Anton, welche im übrigen einfach nur phänomenal inszeniert wurde, würde mir aber auch nicht einfallen wie man das mit dem Ziel das Sylvia aus einer Mischung aus Trauer, Wut und Hass auf Karl Anton diesen dann tötet, ohne das es nach eiskalter Rache aussieht. Das heißt das Publikum musste in diesem Moment genau mit ihr fühlen und verstehen, das sie durch dieses Trauma zum einen in diesem Moment nicht ganz zurechnungsfähig war, aber auch es ein nachvollziehbarer Grund sein musste, damit sie überhaupt soweit gehen würde.Zum damaligen Zeitpunkt überschritt Hitchcock Grenzen, die selbst heute noch selten überquert werden. Dabei glänzte er mehrfach mit einer überragenden Schnitttechnik und definierte Suspense in Reinform.
Sie hat mir als Darstellerin schon bei meiner ersten Sichtung damals sehr gut gefallen.Hauptdarstellerin Sylvia Sidney, die zu diesem Zeitpunkt ein gefragter US-Star war, beklagte sich allerdings mehrfach über die Arbeitsweise von Hitchcock, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Aufnahmen in irgendeiner Form, einen guten Film ergeben können. Das Produzententeam, inklusive Hitchcock, zeigte ihr dann die berühmte Sequenz beim Essen und wie Hitchcock die Aufnahmen zusammen montierte. Sie viel aus allen Wolken, war total begeistert und sagte der Legende nach “Das muss Hollywood erfahren!“
Hier hätte ich tatsächlich mir auch gewünscht, obwohl Oskar Homolka die Rolle gut gespielt hatte, das diese Rolle durch jemand anderen besetzt worden wäre, wo halt die Chemie zwischen diesem Darsteller und Sylvia Sidney besser gepasst hätte.Die Geschichte des Ehepaars Verloc, hätte für meine Begriffe eine tiefere Beleuchtung benötigt, um ausbleibende emotionale Regungen greifbarer zu gestalten.
Wie oben erwähnt stimme ich Dir hier vollkommen zu. Ich gehe sogar einen Schritt weiter, das er so wie es dann im Film gelöst wurde eigentlich überflüssig war. Es hätte auch gereicht wenn Ted aus reiner sypmphatie zu Symphatie zu Sylvia alles in seiner Macht stehende hätte versucht um es nach einem Unfall hätte aussehen zu lassen, was ja auch ohne Probleme hätte funktionieren können wenn man einfach behauptet hätte, durch die Schlagzeile des Zeitungsjungen hätte sie den Zusammenhang zu Ihrem Mann begriffen und hätte ihm gesagt das er sich der Polizei stellen solle, oder sie würde ihn ausliefern. Daraufhin hätte es ein handgemenge geben können wo sie ihn dann mit dem Messer, welches er vielleicht vorher nutzte um sie anzugreifen, zur selbstverteidigung hätte erstechen können. Solche eine Herleitung sollte jeder Polizeibeamte recht spontan hinbekommen, ohne dafür tagelang zu überlegen wie man es verpackt. Hinzu kommt dann noch Sylvia, der man solch eine Tat mit Sicherheit nicht zutraut.Auch der eher romantische Part zwischen ihr und dem Detective ist nicht zu 100% gelungen. Irgendwie funktionierte für mich die Chemie zwischen John Loder, dem späteren Ehemann von Hedy Lamarr, und Sylvia Sidney nicht so großartig wie es Robert Donat und Madeleine Carroll in die „Die 39 Stufen“ vorgemacht haben.
So ging es mir auch. Ich musste unweigerlich sofort wieder an diese Szene denken als ich den Film in den Player einlegte.Als Beispiel nehme ich nur die Busfahrt und deren Montage. Zwischen meiner ersten und zweiten Sichtung des Films lagen viele Jahre, aber die Szene hatte sich unauslöschlich in mein Hirn eingebrannt.