AW: [REC]
[Rec] (Kommentar von 2011)
Also zunächst mal hatte ich einen ähnlichen Effekt wie bei "Vanilla Sky" / "Open Your Eyes": Zuerst das Remake gesehen und dann das fast identische Original, so dass das Remake zwar rückwirkend mangels Originalität an Qualität einbüßte, was dem Original dann aber auch nicht mehr weiterhalf: Man hatte den Film halt schon mal gesehen. Mit etwas Fantasie konnte man sich dann aber doch noch vorstellen, dass der Film dem Handkamerafilm mit der gleichen Rezeptur wie Danny Boyles "28 Days Later" zu neuen Impulsen verholfen hat - zum einen wird die enge Location gut genutzt und das eh schon begrenzte Figureninterieur vollständig ausgereizt, zum anderen begeistert im größeren Zusammenhang die Art und Weise, wie der Horrorfilm hier wieder ins Urbane zurückgebracht wird. Leider fängt ausgerechnet die Hauptdarstellerin schon sehr schnell an zu nerven und hört damit bis zum Ende auch nicht mehr auf.
7/10
[Rec²] (Kommentar von 2011)
Rein technisch nochmals eine Steigerung zum ersten Teil, wird er doch noch drastischer inszeniert, und das weiterhin ohne große Splattersequenzen. Inhaltlich wird die Reihe leider durch den Einbau der Exorzistennummer versaut, denn sie steht im starken Widerspruch zu der Darstellung des Horrors, die eher die Seuchennummer bedient. Die mit Mädchenstimmen sprechenden Besessenen und Kaspereien wie die zwei Dimensionen (Licht an - Licht aus) kommen nie im Film an, auch wenn sie ja im ersten Teil schon mal vorbereitet wurden. Und leider musste man ja unbedingt noch extrem nervige Kinder einbauen, die nicht nur weit hergeholt in den Film gelangen, sondern deren Gejammer die Geduldsgrenze überstrapaziert.
6/10
Und Kommentar von heute:
Achtung, Spoiler enthalten - nicht bzgl. des Inhalts, sondern der Umsetzung!
[Rec]³
Wenn schon auf dem Cover eine blutverschmierte Braut abgebildet ist, die auf dem Backcover auch noch mit einer Kettensäge hantiert, muss man sich über einen krassen Fall von "Style Over Substance" natürlich nicht wundern. In [Rec]³ wird gar nicht mehr versucht, Stimmung zu erzeugen, es geht nur noch um coole, postmoderne Szenenfotos für alle, die "Kill Bill" kennen, um die Darstellung an sich, um den glücklichsten Tag des Lebens, der sich in einen Alptraum verwandelt.
Der wohl stärkste Einfall des dritten Teils ist es, mit der durch [Rec] und [Rec]² tradiertenHandkamera-Optik zu beginnen, um diese tatsächlich zugunsten eines normalen Kinoformats aufzugeben, sobald sich das Mitlaufenlassen der Kamera als unlogisch erweist. Der Moment des Wechsels funktioniert tatsächlich hervorragend, denn er beweist Konsequenz darin, die eng gesteckten Regeln des Found-Footage-Kinos aufzudecken und zu brechen.
Anschließend weiß Paco Plaza mit der Filmsituation ohne Anwesenheit einer sichtbaren Kamera aber leider nichts mehr anzufangen, obwohl sein Film zu diesem Zeitpunkt vielleicht gerade mal noch 50 Minuten zu bestehen hat - er kreist lediglich unmotiviert durch die blutverschmierten Ballsäle, lässt die Überlebenden auf Zombies stoßen und mit neuen Filmregeln aufeinanderprallen, zu denen eben auch die in [Rec]² initiierte religiöse Komponente gehört. Eine wirkliche Pointe gelingt auch nicht, denn sollte [Rec]³ ein Ausdruck ewiger Liebe sein, so muss er sich in dieser Hinsicht Vertretern wie "Return Of The Living Dead 3" klar geschlagen geben. Letztlich ein interessantes Stilexperiment, dem aber nach dem unerwarteten Formatwechsel schnell die Luft ausgeht.
3/10