Rattennest
Privatdetektiv Mike Hammer (Ralph Meeker) ist nachts auf einer einsamen Landstraße unterwegs, als vor seinem Auto plötzlich eine barfüßige Frau (Cloris Leachman) im Trenchcoat auftaucht. Er nimmt die verängstigte und verwirrte Frau mit um sie in die nächste Stadt zu fahren. Doch noch vor der Stadt wird Hammer's Auto von der Straße gedrängt und die beiden werden verschleppt. Die Frau wird brutal gefoltert, doch nachdem die Entführer nichts aus ihr raus bekommen, werden die beiden in ein Auto gesetzt und dieses eine Böschung hinuntergerollt, bei dem es in Flammen aufgeht. Wenige Tage später erwacht Hammer verletzt in einem Krankenhaus und erfährt, dass die Frau bei dem "Unfall" ums Leben gekommen sei. Er beschließt der Sache auf den Grund zu gehen...
Schaut man, welche Zutaten ein guter Film-Noir benötigt und vergleicht diese dann mit
Rattennest aka.
Kiss me Deadly aus dem Jahre 1955, dann kommt man zu dem Schluss, dass dieser im Grunde all diese besitzt und sehr gut umsetzt. Die schwarz/weiss Bilder sind sehr kontrastreich, oft mit guten Schattenspielen versehen. Die Locations bieten das volle Programm und geben den Charme der 50er toll wieder. Genauso wie die Musik. Einen wirklich "Guten" Charakter gibt es nicht, alle wirken sie irgendwie zwielichtig.
Doch machen diese Zutaten dann im Endeffekt wirklich gleich einen aussergewöhnlich guten Film aus? Nein, denn was mir hier fehlte war eine packendere Story. Was sich oben noch recht spannend liest, nimmt im Verlauf des Films dann immer mehr ab. Auch die Auflösung, was also hinter all der ganzen Geschichte steckt, fand ich enttäuschend und irgendwie too much. Da hätte ich mir dann doch lieber eine kleine aber feine, bodenständigere Kriminalgeschichte gewünscht, wie man sie eigentlich auch anfangs, wenn man die Story grob liest, erwarten könnte. Nicht bestreiten will ich aber, dass das aufgegriffene Thema zu der Zeit sehr präsent und aktuell war, weshalb es damals sicher eine schockierendere Wirkung hatte.
Wie oben erwähnt, gibt es hier kaum Sympathiefiguren, und selbst Mike Hammer kratzt nur an der Sympathieoberfläche. Das mag zwar in einem Film-Noir schon passend sein, aber die größere Kunst ist es meiner Meinung nach, wenn man mit dem offensichtlichen "Bösewicht" (wie z.B. bei
Frau ohne Gewissen oder
Die Rechnung ging nicht auf) dann schlussendlich doch mitfiebert und hofft, dass er irgendwie aus dieser verzwickten Situation wieder rauskommt, man sich sogar irgendwie mit dieser Person identifizieren kann. Hier war es allerdings gerade andersrum. Im Grunde ist Mike Hammer kein schlechter Kerl, aber trotzdem konnte ich mit seiner Art nicht viel anfangen und dementsprechend auch nicht mitfiebern.
Um nochmals was positives zu sagen, so haben mir die Kameraeinstellungen sehr gefallen, da diese selbst für heutige Sehgewohnheiten zum Teil sehr erfrischend und angenehm "anders" rüberkommen.
Zusammengefasst kann man also sagen: Bilder,Musik und Noir-Feeling sind toll, Story und Charaktere eher weniger.
7/10