AW: Public Enemy No. 1
Public Enemy No. 1
Mordinstinkt & Todestrieb
Tolle Gangster-Saga über das Leben von Frankreichs ehemaligen Staatsfeind Nr. 1 – Jacques Mesrine.
Die Story beginnt im Jahre 1959, als Mesrine als Soldat in Algerien dient und bereits dort zeigt, dass er einen eigenen Willen hat und nicht immer das tut, was andere von ihm abverlangen. Zurück in Frankreich beginnt er bald sein Verbrecherdasein, das mit einem vergleichsweise harmlosen Einbruch am hellichten Tag beginnt, welcher noch komödiantisches Potential ob seiner Sponataneität gegenüber den überraschten, gerade zurückkehrenden Hausbesitzern offenbart. Danach zeigt sich aber sehr rasch der eiskalte, brutale und egozentrische Gangster, der später die Öffentlichkeit, die Medien und die Staatsmacht in Atem hält.
Mehrmals wird er verhaftet und landet im Gefängnis. In Kanada verbringt er einige Jahre in einem Hochsicherheitstrakt, wo er brutalen Methoden ausgesetzt ist, die ihn fortan prägen und seine konträre Haltung gegen Staat und Gesetze noch verstärken. Es gelingt ihm die Flucht, wie auch in seinem späteren Leben noch mehrmals.
Wieder zurück in Frankreich setzt er sein Wirken fort, überfällt Banken und mordet. Er führt die Polizei an der Nase herum, was teilweise zu Skandalen im Französischen Rechtswesen führt. Neben seiner Kunst, immer wieder auszubüchsen, versteht er sich als Verkleidungskünstler, was ihm erlaubt, unerkannt in der Öffentlichkeit oder sogar in einer Polizeidienststelle aufzutreten.
In den 70ern kommt noch ein politischer Blickwinkel ins Spiel. Mesrine sieht sich als Terrorist, der Hochsicherheitstrakte in die Luft jagen möchte, um auf die dortigen Verhältnisse aufmerksam zu machen, was er aber konkret nicht umsetzt. Statt dessen raubt er weiter Banken und Casinos aus und entführt einen Milliardär. Das Ende ist vorprogrammiert, wobei aufgrund der Art und Weise desselben ein umstrittener Beigeschmack bleiben dürfte.
Die beiden Filme, die nach Erscheinen im Abstand von wenigen Monaten bei uns in die Kinos kamen, aber nach meinen Recherchen nur insgesamt 46.000 bzw. 30.000 Zuschauer anlockten, bringen es auf eine Laufzeit von insgesamt gut 4 Std.
Die Filme sind hervorragend gemacht und spannend. Vincent Cassel spielt den Gangster absolut glaubwürdig und intensiv. Mancher Blick treibt einem die Angstperlen auf die Stirn, während er in anderen Situationen, den fürsorglichen und verständnisvollen Menschen ’rüberbringt.
Soundtrack und Ausstattung sind ebenfalls sehr gut. Die 60er und 70er kommen sehr authentisch ’rüber. Man muss sich fragen, woher noch die vielen alten Fahrzeuge stammen, die hier die Straßen bevölkern (vor allem Renault 16, Peugeot 504 u.ä. – mit gelben Scheinwerfern versteht sich).
Die Filme heben sich aus dem Einerlei heraus und man sollte sie gesehen haben, wenn man auf Gangster- oder Mafiageschichten steht, noch dazu wenn sie auf einer wahren Geschichte beruhen.
10/10