Possessor
Tasya Vos arbeitet als Auftragskillerin für eine Firma, die eine einzigartige Technik entwickelt hat. Diese ermöglichst es Tasya, Geist und Körper einer fremden Person zu übernehmen, um perfekt getarnt ihre Aufträge durchzuführen. Dabei muss nicht nur die Zielperson sterben - auch das menschliche Werkzeug wird nach getaner Arbeit mit einem Schuss in den Mund entsorgt. Kaum verwunderlich, dass dieser Job auch bei Tasya Spuren hinterlässt. Trotz zunehmender psychischer Instabilität übernimmt sie den nächsten Auftrag. Doch der läuft gewaltig aus dem Ruder...
Regisseur Brandon Cronenberg wandelt auf den Spuren seines Vaters. "Possessor" ist ein fieser Bastard aus "eXistenZ" und Nolans "Inception", der auch als "Black Mirror"-Langfolge durchgehen könnte. Das eher gemächliche Erzähltempo wird mit abgefahrenen Bildkompositionen angereichert und von einigen derben Gewaltspitzen durchbrochen, die nichts für zarte Gemüter sind. Insgesamt ist "Possessor" aber mehr Arthouse-Psychothriller als Horror oder gar Splatter. Ebensowenig sollte man ein Action-Feuerwerk erwarten, auch wenn der Filmeinstieg dies suggerieren könnte.
Sowohl Andrea Riseborough (Tasya) als auch Christopher Abbot (Colin) liefern beeindruckende Vorstellungen ab, und das Sean Bean eine der Zielpersonen spielen muss, dürfte niemanden überraschen. Auch der restliche Cast überzeugt. Richtig in die Tiefe geht man bei der Charakterzeichnung allerdings nicht, Sympathieträger oder eine Bezugsperson sucht man vergeblich. Mich hat das nicht gestört, die Inszenierung hat mich durchgehend bei Laune gehalten. Ich mag aber ruhige Filme und falle nicht bei jedem kleinen Durchhänger gleich ins Koma.
"Possessor" ist ein erstklassiger SF-Psychothriller, der aufgrund seiner sterilen Optik und seiner abgefahrenen Thematik eine eher nischige Zielgruppe bedient und für einen leichten Popcorn-Filmabend denkbar ungeeignet ist. Fans von David Cronenberg dürfen hingegen jubilieren, denn Brandon schafft es durchaus, an das Werk seines Vaters anzuknüpfen. Ich bin echt gespannt, was in Zukunft noch von ihm kommen wird.
8,5/10 Punkte