Play Motel
Ein Giallo und ich mag ihn nicht sehen? Zugegeben, ein seltsamer Gedanke aber im Fall von „Play Motel“ war es tatsächlich so. Jahrelang ließ ich den Film links liegen, da ich nur Negatives gehört habe. Der Film wurde vielerorts auch eher im Erotik-Sektor angesiedelt, mit einem zu vernachlässigenden Krimi-Anteil. Hinzu kam die seltsame Produktionsgeschichte, durch die der Film zumindest heute einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, wobei die vorhandene Praxis gar nicht mal unüblich war. Für Frankreich und den skandinavischen Raum drehte man nämlich einige Hardcore-Sequenzen und schnitt sie in den fertigen Film rein. Das damalige Genre-Stars wie Ray Lovelock und Anthony Steffen in einem Hardcore Film mitspielten, war in diesem Fall dann eben doch noch eine Spur aufregender als bei Filmen mit No-Names. Das Problem daran war allerdings, dass die Darsteller absolut rein gar nichts davon wussten und erst Monate nach Start des Films davon erfuhren, als man sie darauf angesprochen hat. Selbst Regisseur Mario Gariazzo wusste angeblich nichts davon, was die Produktion mit dem Film veranstaltete. Wer dafür verantwortlich war, ist wohl heute noch ungeklärt.
Tja, mit dieser Vorgeschichte war mein Interesse am Film dann komplett verschwunden. Viel Erotik mit Hardcore und ganz wenig Giallo, waren jetzt nicht meine Kaufgründe für einen Import. Da einige Jahre später Cinestrange ein Mediabook zum Film veröffentlichte, war er aber wieder etwas mehr im Fokus. Dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, 40 Euro dafür auszugeben. Aber gut, ich war nun mal im Keller des Genres angekommen und suchte noch ein paar Winkel durch und kam wieder auf diese verschlossene Kellerluke und machte sie letztendlich deutlich günstiger auf.
Da sich im Mediabook auch die ursprüngliche Fassung ohne Hardcore befand, machte dies den Einstieg deutlich leichter. Auch wenn dennoch ein großer Erotikanteil vorhanden war, ist der Film aber jetzt gar nicht mal schlecht. Im Gegenteil, er machte sogar Spaß. Dies lag vor Allem am Ermittlerpärchen, das von Ray Lovelock und Anna Maria Rizzoli dargestellt wurde. Wie sie zu den Ermittlungen kamen, ist zwar hanebüchen aber letztendlich egal. Die Beiden machen Freude und der Plot um Erpressung im Rotlicht ist absolut in Ordnung, auch wenn hier nur wenige Morde zu sehen sind, die jetzt nicht unbedingt virtuos ausgearbeitet wurden. Trotzdem ist der Krimi Anteil deutlich höher als erwartet. Die Erotikszenen sind zudem jetzt auch eher seltsamerer Natur, sodass sich Erpressung richtig lohnt und obendrein bietet man dem Zuschauer nicht 5-mal die gleiche Szenerie. Die sind also richtig in den Film eingebaut und nehmen nicht ständig das Tempo raus, weil sie eben zur Handlung dazugehören. Da fällt mir als Beispiel „Die Todesbucht“ ein, bei dem das deutlich schlechter integriert wurde. Der Film hat zwar jetzt keine Hochspannungsphasen, die man damit hätte unterbrechen können, aber dennoch bleibt das Interesse hoch, wer jetzt der Drahtzieher ist.
Natürlich ist das trotz meiner positiven Worte kein Meisterwerk oder ein Film für das obere Drittel. Für Einsteiger ebenfalls nicht geeignet aber jemand der den Keller aufräumt, kann hier doch einen vergnüglichen Film entdecken. Zumindest im italienischen O-Ton. Die deutsche Synchro zementiert eher den Ruf des Films.