Piranhas
Im Fahrwasser von „Der weiße Hai“ wurde 1978 von Roger Corman „Piranhas“ produziert. Der damalige Regieneuling Joe Dante, der sich später noch für weitere Klassiker wie „Gremlins“, „Meine teuflischen Nachbarn“, „Das Tier“ und „Die Reise ins ich“ verantwortlich zeichnete, bekam diesen Auftrag und hatte somit direkt zu Beginn seiner Karriere einen riesigen Erfolg.
Immerhin zog der Film kurze Zeit später einen Nachfolger hinterher, der von James Cameron gedreht wurde, plus diverse Neuverfilmungen in der heutigen Zeit.
Allerdings ist mir persönlich nicht klar, warum der Film einen so großen Erfolg hatte. Die Story ist natürlich genretypisch mit Experimenten der Armee überzeichnet und bietet nichts Außergewöhnliches, was jetzt aber nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Der Schwachpunkt des Films sind dagegen die Charaktere und die fallen doch eigentlich ins Gewicht. Der Film startet mit zwei Jugendlichen, die zum Baden lieber in einen abgeriegelten Komplex eindringen, statt den daneben befindlichen Fluss, der dort als Badeort bekannt ist zu nutzen. Okay, Jugendlicher Leichtsinn. Schwamm drüber. Die Detektivin, die die dadurch vermissten Personen sucht, dringt ebenfalls dort ein und lässt das Becken in den Fluss ablaufen. Häh? Mit ihrem Begleiter im Verbund, schlägt sie dann auch noch den einzigen Menschen dort, der das Unglück verhindern möchte, zusammen. Häh? Und mit der Trulla soll der Zuschauer jetzt mitfiebern? Wohl bekommt`s!
Ab hier schaut man dem Treiben staunend zu, da unsere Protagonisten allesamt komplette Idioten sind. Der Wissenschaftler beispielsweise, der die Gefahr der Piranhas als einziger wirklich kennt, springt von einem Floß ins Wasser um freischwimmend einen Jungen zu retten. Selbstverständlich ist das absolut löblich, aber auch eben völlig sinnlos. Der Rest besteht aus den Stereotypen, die man sonst auch so kennt. Der Vergnügungsbademeister, der seine Einweihungsparty zum Wasserpark nicht unterbrechen will, der Colonel der die ganze Sause vertuschen möchte etc. und mittendrin unsere beiden Bekloppten, die eine Spur der Dummheit nach sich ziehen. Okay, an anderer Stelle las ich auch was von liebenswerten Charakteren.
Dennoch ist der Film an vielen Stellen gelungen und unterhaltsam. Die Angriffe der Piranhas sind zum Teil sehr ansehnlich und wirken spannend. Gerade auch als sich das Badeparadies in ein Blutbad verwandelt, macht das Laune. Die blutigen Überreste die man mancherorts aus dem Wasser zieht, sehen ebenfalls richtig gut aus. Das Tempo von „Der weiße Hai“ ist komplett kopiert und auch visuelle Hinweise auf das Vorbild sind vorhanden, wenn beispielsweise ein „Jaws“ Spielautomat gezeigt wird. Der gesamte Rahmen des Films ist also absolut gelungen, wenn man nicht so dummdreiste Charaktere entworfen hätte. Auch wenn der Film gerade wirklich zu einem Horrorfilm wird, kommen aber zur Auflockerung ein paar doofe Momente hinzu, damit man ja nicht zu düster wird. In anderen Quellen nennt man das aber auch „augenzwinkernd“. Ich bevorzuge das Wort „unpassend“.
Man kann sich den Film aber trotzdem problemlos anschauen und wird phasenweise gut unterhalten. Auch filmhistorisch betrachtet, sollte man ihn zumindest mal gesehen habe. Ich kannte den Film von damals schon und er gehörte nicht unbedingt zu meinen Lieblingen. Das hat sich auch heute nicht geändert, da die Kritikpunkte die Gleichen sind.