Orgasmo

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Orgasmo

Kathryn West hat vor kurzem ihren Mann verloren. Die nun schwerreiche Witwe, die zudem auch noch groß in der Öffentlichkeit steht, flüchtet vor dem Trubel nach Rom, zu ihrem alten Freund Brian. Dieser unterstützt sie, wo es nur geht, und lässt sie in seinem Haus wohnen, während er sich im Ausland um ihre Geschäfte und die Erbschaft kümmert. Hier möchte sie sich nun endlich etwas erholen und lernt dabei einen jungen Mann namens Peter kennen. Er scheint perfekt zu sein, um auf andere Gedanken zu kommen und lässt sich mit ihm auf ein Abenteuer ein. Relativ bald zieht Peter seine Schwester Eva hinzu und die drei feiern einige fröhliche und auch frivole Anlässe. Allerdings steigert Kathryn dabei nun ihren eh schon nicht zu verachtenden Alkoholkonsum und nimmt zusätzlich eine Menge Pillen, die ihr von den jungen Leuten verabreicht werden. Dabei verliert sie mehr und mehr den Halt und zusätzlich schleicht in ihrer Umgebung noch ein unheimlicher Mann rum, der ihr zu schaffen macht. Allerdings verliert sie auch langsam den Blick dafür, was noch real ist und was nicht, dabei schwebt sie bereits in höchster Gefahr.


Der erste Giallo von Umberto Lenzi, der sich natürlich im Fahrwasser der „Deborah-Gialli“ befindet, zieht bereits alle Register dieser speziellen Spielart des Genres. Das heißt hier gibt es noch keinen Schlitzer mit schwarzen Handschuhen, sondern eher ein perfides Intrigenspiel aus der Welt der Reichen und Schönen. Allerdings besitze ich auch ein Faible für diese Unterart des Giallo, die man eher im frühen Dasein des italienischen Thrillers findet. Lenzi hat diese Gattung auch maßgeblich mitgeprägt, da er gleich mehrere Filme dieser Art, Ende der 60er ablieferte. Dabei haben sie alle gemeinsam, dass sie teurer wirken, als sie waren. Sie besitzen weniger einen B-Film Charakter, sondern haben eher etwas Gehobeneres an sich. Das liegt möglicherweise auch daran, dass in mehreren Filmen von ihm, mit Caroll Baker, ein Star aus Hollywood dabei ist. Auch bei diesem Film. Irgendwie verleiht sie diesen Filmen einen gewissen Glanz und verkörpert den puren Luxus. Auch „Orgasmo“ fängt dabei sehr bedächtig an. Er positioniert zunächst die Charaktere und generiert den Raum für atmosphärische Bilder, ohne direkt ins Spannungskino einzusteigen. Allerdings ist dennoch die erste Flasche J&B nach wenigen Minuten bereits geleert. Trotzdem generiert Lenzi zwischen rein immer wieder beunruhigende Sequenzen. Ganz stark die Passage im Gewitter mit einem ungebetenen Besucher, die direkt daran erinnert, dass dies kein Partyfilm bleiben wird. Im letzten Drittel zieht er dann auch gnadenlos an.

Teilweise nimmt „Orgasmo“ auch schon viele Dinge vorweg, die er wenig später mit „Oasis of fear“ aka „Deadly Trap“ oder auch „An ideal place to kill“ benannt, erneut aufgriff. Da hat er ein wenig von sich selbst kopiert.

Es gibt zwei verschiedene Fassungen des Films. Einmal einen Director`s Cut und auch eine amerikanische X-Rated Fassung. Die Unterschiede sind tatsächlich interessant, wobei ich den DC klar bevorzuge. Dieser enthält nämlich ein deutlich besseres Ende, welches den Film viel intensiver abrundet. In der US-Fassung ist dafür mehr Nacktheit enthalten, was ich sehr außergewöhnlich finde, da dies ja meistens eher umgekehrt der Fall ist. Trotzdem ist der DC für mich die deutlich stärkere Wahl, da er runder ist und für mich extrem wichtige Szenen beinhaltet, die dem Film einen wesentlich intensiveren Charakter verleihen.

Wenn man also die frühen Gialli von Umberto Lenzi mag, wird einem auch dieser Film definitiv gefallen. Falls nicht, wird man mit „Orgasmo“ nicht warm werden. Noch ein kleiner Nachtrag, für die Verwirrten: „Orgasmo“ wurde in den USA als „Paranoia“ veröffentlicht. Hinterher veröffentlichte Lenzi aber tatsächlich einen Film mit dem Titel „Paranoia“. Dieser wurde dann als „A quiet place to kill“ veröffentlicht. Da muss man also ein wenig Vorsicht walten lassen und lieber zweimal prüfen, das man den richtigen Film erwischt.
 
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