Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat

deadlyfriend

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Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat

Bei Geschichtsverfilmungen bin ich von Haus aus etwas kritischer. Wenn sie aus Hollywood stammen, noch eine Spur mehr. Das ist einfach so und das kann ich dann auch nur schwerlich abstellen. „Operation Walküre“ hatte es deshalb auch nicht ganz einfach bei mir, allerdings befand ich ihn damals aus verschiedenen Gesichtspunkten ganz okay. Dennoch war es kein Film, der nach einer Zweitsichtung schrie. Allerdings fiel mir das Mediabook von Capelight ins Auge, welches über Tonnen von Bonusmaterial verfügte. Da mich das interessierte, gönnte ich mir den Film dann eben doch noch ein zweites Mal.
Ich befand ihn aber wieder genauso wie bei der Erstsichtung, möchte ihn aber aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Wenn man das Thema kaum kennt, was auf den amerikanischen Markt mit Sicherheit zu großen Teilen zutraf, bekam man einen sehenswerten Film, der auch als Geschichts-Thriller hervorragend funktioniert. Er ist sehr authentisch ausgestattet, bietet wahnsinnig viele Originalschauplätze und schafft es dem Zuschauer das Attentat vom 20. Juli 1944 näher zu bringen. Dazu wartet er mit einer famosen Darstellerriege auf, sodass auch das Publikum in den Film gezogen wurde. Unter diesem Aspekt ist der Film sehr gut gelungen und vermag es möglicherweise einen „Neuling“ für das Thema zu interessieren. Damit hätte der Film bereits eine Menge erreicht.

Kennt man das Thema bereits sehr gut, wird es schwieriger. Das Konzept des Thrillers funktioniert dann nicht mehr so wirklich, da man nun mal weiß, wie die verschiedenen Stationen ausgingen. Der Spannungsaufbau klappt dann eben nicht mehr so ganz und damit meine ich nicht nur, dass das Endergebnis bekannt ist. Des Weiteren fallen dann auch verschiedene historische Ungenauigkeiten auf, auch wenn das Filmteam versichert, sich komplett an die Fakten gehalten zu haben. Zu vergleichbaren Filmen, wurde dennoch ein sehr hohes Niveau erreicht. Trotzdem hätte man sich ein paar Erfindungen auch ganz sparen können, aber dennoch ist man deutlich besser als andere Vertreter von verfilmter Geschichte. Leider hat man den Wandel von Claus Schenk Graf von Stauffenberg nicht zum Thema gemacht und lässt Tom Cruise von Anfang an als Kritiker erscheinen. Ist okay, da man den Fokus eben auf diesen zeitlichen Abschnitt legte und das funktioniert für die oben genannten Zuschauer mit Sicherheit besser. Wer sich dem Thema also ohne Vorkenntnisse nähert, bekommt einen wirklich guten Film geboten. Mit Kenntnissen kann man ihn sich aber trotzdem anschauen, auch wenn man dann wahrscheinlich nicht ganz so mitgerissen wird.

Das Mediabook: Klasse! Hier ist fast alles, was man braucht. 2 Audiokommentare, die deutsch untertitelt wurden. Einer davon mit Regisseur Bryan Singer und Tom Cruise. Dazu eine ganze Menge Featurettes über den Film, die ebenfalls deutsch untertitelt wurden. Hier erfährt man eine ganze Menge über den Film. Unter Anderem auch, das Tom Cruise die Ju-52 selbst geflogen ist. Diese Chance wollte er sich anscheinend auf keinen Fall entgehen lassen. Das Herzstück ist allerdings die 2-stündige Dokumentation „Das Vermächtnis des Widerstands“, die für mich in erster Linie der Kaufgrund für das Mediabook war. Die ist auch wirklich sehenswert und absolut gelungen. Wenn man das Mediabook durchackert, ist man also tatsächlich 9 Stunden beschäftigt. Das ist wirklich hervorragend! Qualität und Quantität vereint! Im sehr gut geschriebenem 24-seitigen Booklet von Carsten Baumgardt, bekommt man ebenfalls sehr viele Einblicke rund um den Film und eine Menge Hintergrundinformationen. An der Stelle hätte ich mich allerdings dennoch gefreut, wenn man auf die historischen Ungenauigkeiten eingegangen wäre.
 
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