George Lucas
Walk of Fame
NORDDEUTSCHE HIFI-TAGE 2010
Die Norddeutschen Hifi-Tage in Hamburg sind vorbei. Hier waren diverse Händler und Hersteller vertreten, die ihre unterschiedlichsten Produkte an finanziell potente Kunden versuchten loszuwerden. Von Kabel aller Art und Preisklassen, Zeitschriften (z.B. Stereo, Heimkino, LP), Händler, Plattenspieler, Lautsprecher, Verstärker, Vor- und Endstufen, I-Pod-Stereo-Anlagen und Zubehör war alles vorhanden, was das Herz eines Sound-Liebhabers höher schlagen lässt. Auch Netzkabel für 3.000 Euro, die einen enormen klanglichen Zugewinn bringen sollten. Ich hab´s mir angehört. Um das Fazit aber schon mal vorweg zu nehmen: Das Bankkonto hab ich nicht geplündert für Kabel und Steckdosenleisten. Auch bin ich auch nicht mit einem Mini-Subwoofer voller Begeisterung rausgestürmt, um meinen großen Kinosubwoofer gegen das "Klangwunder" zu ersetzen, weil nur dieser nicht minderwertig klingt. Es gab einige außerordentlich merkwürdige Infos von einem Kabelhersteller und damit zusammenhängend auch eine große Überraschung. Wer allerdings mal teure Musikanlagen im "normalen" Wohnzimmer erleben wollte, war hier richtig. Die Präsentationen fanden auf 3 Etagen in den Hotelzimmer, Suiten, Besprechungsräumen und dem gesamten Eingangsbereich statt. Die Präsentationen waren unterschiedlich groß, so dass sich die Hersteller und Besucher nach herzenslust "austoben" konnten. Doch der Reihe nach.
Im winterlichen Hamburg mit zum Teil mehreren Zentimeter dicken völlig vereisten Straßen trafen meine Freundin und ich im Holiday Inn ein. Vor der Tür wurde ein Porsche mit Burmester Soundsystem ausgestellt. Das ließ ich mir nicht nehmen und war vom Klang schon mal mächtig angetan. Meine Freundin verschwand wegen des tollen Sounds später sogar für längere Zeit bei Burmester, um einer Präsentation zu lauschen, während ich mir einen Teil der Fußball-Bundesliga-Konferenzschaltung im Restaurant anschaute. Man muss halt manchmal Prioritäten setzen.
In einem sehr angenehmen und vor allem ehrlichen Gespräch mit einem Mitarbeiter der Firma Goldkabel erfuhr ich so allerlei Neues über deren Produkte. Meine Erkenntnis, dass ein 15 Meter langes HDMI-Kabel No-Name Kabel für rund 20 Euro mehrere Jahre zwar problemlos an einem Panasonic PT-AE2000E Projektor funktionierte, nicht aber an einem JVC DLA-HD550, an dem nur ein 4-fach geschirmtes Goldkabel fehlerfrei funktionierte, überraschte den Goldkabel Mitarbeiter nicht sonderlich. Vielmehr freute es ihn offensichtlich, mal was Positives über die eigenen Produkte zu hören. Es scheinen wohl einige "Nörgler" unterwegs gewesen zu sein. So sagte er auch: "Es ist schon erstaunlich. Bei der einen Gerätekombination funktioniert nur unser teures HDMI-Kabel fehlerfrei, das Billigkabel aber nicht. Wird dann eine Komponente ausgetauscht, kann es passieren, dass unser Goldkabel nicht mehr funktioniert aber das 9 Euro-Kabel ein fehlerloses Bild darstellt. Nicht mal unsere Entwicklungsabteilung kann uns Vertriebler dafür eine Erklärung geben." - Sehr sympathisch, sehr praxisnah und sehr ehrlich fand ich diese Aussage. Goldkabel hat damit bei mir gepunktet.
Als nächstes ging es mit dem völlig überfüllten Fahrstuhl in die 16. Etage. Die Fahrt kam mit unendlich lange vor. Verschiedene Gerüche von Knoblauch, Bier und Wein drangen in meine Nase und ich hoffte, dass diese mir nicht meine "Sinne" raubte. Sollte es in den einzelnen Räumlichkeiten der Aussteller auch so stinken, wäre ich wohl sehr schnell wieder gegangen. Die Sorge war allerdings unbegründet. Trotz voller Gänge und überfüllter Work-Shops, die sich erst gegen 16 Uhr ein wenig lichteten, war die "Luft" erstaunlich gut. Von der Filmbörse in der Uni-Mensa in Hamburg bin ich da etwas gänzlich Anderes gewohnt. Hier ist ein Betreten nach 13 Uhr aufgrund von penetrantem "kalten Schweißgestank", der sich über die gesamte Börse legt, nur noch hartgesottenen Filmfans anzuraten. Nicht so im Holiday Inn. Sogar meine Freundin stellte die "gute Luft" und die gepflegten Besucher auf den Hifi-Tagen positiv heraus.
Für die Focal-Vorführung nahm ich mir relativ viel Zeit. Die riesigen Lautsprecher begeisterten mich ab dem ersten Takt. So einen tiefen, trockenen und dennoch kontrollierten Bass hab ich schon lange nicht mehr hören können ohne zusätzlichen Subwoofer. Der Mittel- und Hochtonbereich war sauber aufgelöst. Selbst bei hoher Lautstärke machten die Boxen Spaß. Stundenlanges entspanntes Musikhören ist für die Investition in oberer 5-stelliger Eurohöhe möglich. Damit stellte Focal mit ihren mannshohen Maestro Utopia für je 17.500 Euro die Referenz für sämtliche folgende Vergleiche dar.
Als nächstes ging es in den kleinen Raum von Pioneer. Das präsentierte Lautsprecherset klang vergleichsweise langweilig, unspektakulär und einfach nur laut. Weiter ging’s.
Bei Burmester blühten im wahrsten Sinne die Ohren auf. Als später sogar ein Musiker hereinschaute, deren CD gerade abgespielt wurde, meinte dieser nur anerkennend: "Ich wusste gar nicht, dass ich so gut bin." - Jedes Mal wenn ich meine Freundin im Gewühl verloren hatte, fand ich sie bei Burmester wieder. Ihr hat der Sound wirklich gefallen.
Bei B&W wurde die komplett überarbeitete 800er Serie vorgestellt. Die zweitgrößten Boxen (für immerhin noch rund 6.000 Euro pro Lautsprecher) wurden einmal pro Stunde an Classe Monoendstufenblöcken (ca. 5000 Euro pro Stück)vorgeführt. Aufeinander gestapelt sind sie fast so hoch wie ein handelsüblicher Kühlschrank. Der Bass der B&W war mächtig, differenziert und Stimmen klangen sehr voluminös und natürlich. Allerdings nervten bei der vor Ort gefahrenen Lautstärke die Höhen schon so dermaßen, dass mir persönlich ein stundenlanges entspanntes Musikhören so nicht möglich gewesen wäre. Der Bitte meiner Freundin, den Ton nur für ein Stück mal auf „Zimmerlautstärke“ abzuspielen, um die Qualität der Box auch so mal kennen zu lernen, wurde nicht entsprochen. Stattdessen setzte sie sich in die letzte Reihe des über 150 m² großen Raumes und musste sich sogar dort die Ohren zuhalten, weil die Lautstärke für sie bereits schmerzhaft war. Das war schade. Sie fand den Ton insgesamt sehr gut, nur er war ihr leider zu laut. Über die extrem hohen Pegel beklagten sich auch ein paar andere Zuhörer, mit denen wir nach der Vorführung gesprochen hatten. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen. Sehr positiv fand ich, dass jeder Besucher eine DVD mitnehmen konnte. Auf dieser wird auf die Lautsprecher von B&W näher eingegangen und zahlreiche Musikstücke (sogar in DTS ES) sind in hervorragender Qualität abgelegt.
Nun ging es weiter zum Kabel-Workshop in die 1. Etage. Der Weg dorthin führte vorbei an diversen Fachzeitschriften, Plattenspieler auf meterhohen imposant wirkenden Metallständer, einem Piano und einer I-Pod Doging-Station (?). Hier blieb meine Freundin wie hypnotisiert stehen und ich fürchte ob des "miserablen" Klanges aber des wirklich gelungenen Designs um ihr nächstes Monatseinkommen. Sie war so fasziniert, dass ich sie mit sanfter Gewalt und dem Hinweis wegziehen musste, dass der Kabel-Workshop gleich beginnen würde. Sie drehte sich noch mal um in Richtung I-Pod und murmelte so was wie: "Mann klingt das scheiße."
Bei Silent Wire angekommen besetzen wir gleich die mittigen Sitzplätze in der 1. Reihe. Etwas Zeit war noch. Deshalb nutzte ich die Möglichkeit und sprach einen Mitarbeiter von Silent Wire an. Schon mit meiner ersten Frage war dieser überfordert und verwies mich an einen knapp 2 Meter großen Kollegen. Als dieser Mann hörte, dass bei mir 5 Stereoendstufen werkeln, hatte er sprichwörtlich Dollarzeichen im Auge. „Oh, da sind sie schon an einen Punkt angekommen, wo es sich lohnt, über die Tuningmaßnahmen mit Hilfe von Kabeln nachzudenken“, sagte der Mann. Ich wollte ein paar Infos vorab haben für das, was in wenigen Minuten im direkten Vergleich zu hören war. Auf die Frage, was ein gutes Lautsprecherkabel ausmacht, kam eine Fülle von Antworten, die allesamt hier im Forum bekannt sein dürften. Durchmesser, Material, Verarbeitung usw.. Also etwas direkter nachgefragt:
"An einem guten Kabel sollte am Ende doch das identische Signal herauskommen welches am Anfang dort eingeht. Das ist messbar. Wieso kann sich der Klang aber durch ein Netzkabel verändern? Was macht Silent Wire da anders als die Hersteller einer 08/15-Beipackstrippe für 3 Euro?"
Nun ging’s los:
"Es kommen viele Faktoren zusammen. Wir verwenden hochwertiges Kupfer, schirmen die Kabel mehrfach und luftdicht ab, so dass der Strom mit 98%iger Lichtgeschwindigkeit übertragen wird. Andere Hersteller schaffen nur 70%ige Lichtgeschwindigkeit." Der Workshopleiter sprach später zwar „nur“ von 90%iger Lichtgeschwindigkeit, die Silent Wire-Kabel ermöglichen, aber wegen 8% fange ich keine Diskussion an... "Unser Geschäftsführer ist weltbekannt und hält Seminare an der Universität." Hm? - dachte ich mir, das tut ein Bekannter von mir auch. Ist das so was Besonderes? "Durch die hochwertigen Komponenten und Verarbeitung wird der Strom schneller zur Verfügung gestellt. Die Elkos in den Geräten können sich schneller wieder aufladen und so mehr Leistung in kurzer Zeit abrufen. Gerade bei dynamischer Musik verschafft das mehr Kontrolle.“
“Der Strom legt hunderte von Kilometer vom entsprechenden Kraftwerk über billigste Kabel zurück, bis er in meinem Wohnzimmer ankommt“, erwiderte ich, „ wie kann dann der letzte Meter von der Steckdose zum Player für so eine Klangverbesserung sorgen?“
“Kommen wir doch zur Praxis“, wich der Mitarbeiter aus, „ich zeige Ihnen mal was.“ Praxis klingt gut. Um etwas anzusehen, bin ich doch da.
Er zeigte mir diverse aufgeschnittene Silent Wire Kabel. So war deutlich zu erkennen wie diese verarbeitet waren. Das 150 Euro Netzkabel bestand u.a. aus „mehrfaserigen“ Kupfer, wie ich es aus „normalen“ Lautsprecherkabel auch so kannte. Das 800 Euro Kabel bestand aus wirklich dicken Silber glänzenden Kabeln in beeindruckender Ummantelung. Das 3.000 Euro Referenzkabel bestand aus noch „dickeren“ Kabelsträngen in einer optisch beeindruckenden Ummantelung, deren Durchmesser sich mit einem fetten Gartenschlauch durchaus messen konnte.
“Wir haben festgestellt, dass sogar die Farbe einen Einfluss auf den Klang hat“, fuhr der Mann fort.
“Welche Farbe?“
“Na, die der Ummantelung. Wenn diese Blau ist, klingt das Kabel höherwertiger als wenn es schwarz ist.“
Okay, dachte ich mir. Allmählich bekam ich ernsthaft Probleme, ihm noch zu folgen. Aber sagte nicht schon der nette kleine Mann mit Schnauzer in den 1930er Jahren, dass Schwarze minderwertig sind? Und sind Menschen mit blonden Haaren nicht dümmer als Dunkelhaarige? – Hm…? Der Mitarbeiter hat blonde Haare. Sagt das nun etwas über seine Intelligenz aus oder über seine Wertigkeit im Unternehmen Silent Wire?
Es folgten noch weitere Aussagen in dieser Qualität über CD-Sprays, mit Quarzsand gefüllten Steckdosenleisten, die einen „enormen“ Einfluss auf den Klang haben sollen, und dem Tonstudio mit dem Silent Wire zusammen arbeitet und auf hochwertigen B&W Lautsprecher ihre Demos herstellen lassen.
Nun ging ich zurück in den Vorführraum, in dem der Workshop stattfand. Meine Freundin erwartete mich bereits. Die Sitzplätze hatten sich inzwischen komplett gefüllt. Zahlreiche Zuhörer standen dicht gedrängt um die Sitzplätze herum. Die Tür blieb geöffnet. Der Seminarleiter trat vor das Auditorium und nannte seinen Namen. In der Hand hielt er eine 4kg schwere Netzsteckerleiste.
Der Workshop begann:
Zunächst wurde die Hifi-Kette vorgestellt. Der CD-Player und die Stereoendstufe kosteten rund 5000 Euro, die Standlautsprecher gab es schon für knapp 6000 Euro. Also gute Voraussetzungen für ein Hörerlebnis der Sonderklasse.
Von der Wandsteckdose führte ein Stromkabel (Silent Wire) direkt in eine 850 Euro teure Steckdosenleise. An den letzten „Port“ ist eine handelsübliche Mehrfachsteckdosenleiste für geschätzte 3,50 Euro angeschlossen. Ein Standardnetzkabel führte von dort in den CD-Player.
Nachdem sich das Auditorium gegen Jazz und Klassik und für Pop als Demomaterial entschieden hat ging es los.
Das Stück begann mit gut aufgelösten Höhen, einem mittelmäßigen Oberbass und ausgesprochen schwachem Tiefbass. Das hörte sich bei Burmester, Focal und auch bei B&W (siehe oben) erheblich besser an.
Entsprechend zurückhaltend war die Begeisterung unter den Zuhörern.
Nun wurde umgesteckt. Das 150 Euro Silent Wire Netzkabel wurde an den CD-Player angeschlossen und führte direkte in die mit Quarzsand gefüllte 850 Euro teure Steckdosenleiste.
Dasselbe Stück, dieselbe Lautstärke und es war tatsächlich ein Unterschied zu hören. Ich war überrascht. Der Bass klang ein wenig kräftiger und die Mitten lösten ein wenig besser auf. Minimal aber durchaus noch hörbar.
Als das 800 Euro Netzkabel angeschlossen wurde war da wieder eine Veränderung… oder auch nicht… war da der Hochtonbereich etwas besser aufgelöst? Ich bin mir nicht sicher. Also wurde auf meine Bitte noch mal die Komponenten an die Beipackstrippe angeschlossen. Die Höhen klangen nahezu identisch, der Bass aber etwas satter – wenn auch auf niedrigem Niveau.
“Ja, der Unterschied ist gewaltig“, stellte ein direkt neben mir sitzender Besucher fest. Er war Ende Fünfzig, hatte die Beine entspannt übereinander geschlagen und lauschte nahezu andächtig mit befalteten Händen vor dem Mund der Musik. „Die Auflösung des 800 Euro Kabels ist hörbar besser. Die Kontrolle im Tiefbass weit überlegen. Ich höre Instrumente, die mit der Beipackstrippe gar nicht vorhanden waren.“ Der Workshopleiter hatte damit seinen „Spezi“ im Publikum gefunden, den er fortan bei jedem Kabelwechsel nach seiner „fachkundigen“ Meinung befragte.
“Als nächstes hören sie unser Referenzkabel. Das kostet 3.000 Euro und stellt die Spitze des derzeit Machbaren dar.“
Das 3000 Euro teure Netzkabel wurde an den CD-Player angeschlossen. Wieder dasselbe Popstück, dieselbe Lautstärke, aber ich hörte keinen Unterschied zum 800 Euro Kabel.
Mit wichtigem Kopfnicken schaute der Leiter in die Runde und fragte mich, wie es mir gefällt. Mit meiner Antwort war ich raus und er wandte sich wieder seinem „Spezi“ zu. „Was haben sie gehört?“
“Es ist noch mehr Auflösung vorhanden“, plapperte der Mann neben mir mit sonorer und wichtig klingender Stimme und erntete dafür ein wohlwollendes und zustimmendes Kopfnicken des Leiters. „Der Bass ist unglaublich differenziert, der Klang insgesamt wesentlich luftiger, freier und steht viel weiter im Raum.“
“Sehen Sie, wie sie einen hochwertigen CD-Player verbessern können, in dem nur das Netzkabel gewechselt wird? Die Kombi spielt gleich in einer anderen Preisliga.“ Wichtig ist allerdings die Netzleiste. „Wir haben festgestellt, dass das Quellgerät am 1. Port der Netzleiste phasenrichtig angeschlossen werden muss, dann folgen Vorstufe und zum Ende hin die Endstufen. Jede Netzleiste stellt am ersten Port saubereren Strom zur Verfügung als am letzten Port.“
Nun fing ich an zu rechnen. Rund 11.000 Euro kosten Player, Endstufe und Lautsprecher. Knapp 7.000 Euro die zwei Referenz-Netzkabel inkl. Steckdosenleiste. Macht 18.000 Euro!
Mein komplettes 13.3 Soundsystem kostet unter 6.000 Euro und klingt im Stereomodus (mit Verlaub) besser. Sollte ich alle vorhandenen Komponenten (5 Stereo-Endstufen, 1 Vorstufe, 4 Player, 1 Projektor) mit Silent Wire Referenz-Netzkabel plus Mehrfachsteckdose ausstatten, komme ich auf einen Betrag von über 33.000 Euro nur für Netzkabel…
Dazu der Seminarleiter: „Fangen Sie doch einfach mit der Sicherung an. Das ist das schwächste Glied in der Kette mit der größten Wirkung. Eine neue Sicherung im Sicherungskasten kostet um die 40 Euro. Auch die Steckdosen kosten nicht die Welt und bringen den größten klanglichen Gewinn. Das sollte für jeden finanziell möglich sein.“
Ah, ja. Als wir den Workshop verlassen hatten, gestand mir meine Freundin ein wenig irritiert, dass sie auch Unterschiede zwischen der Billignetzleiste mit Beipacknetzkabel und den teuren Silent Wire Komponenten gehört hat. Der Unterschied war ihr aber zu gering, um auch „nur“ 150 Euro pro Kabel zu investieren. Sie empfand den Unterschied in etwa auf dem Niveau wie mit ein-/ausgeschalteten RE-Equalizer. In einem etwas späteren Vergleich hab ich mal die Einstellungen an einer Vorstufe verändern dürfen. Höhen +1 und Bass +3. Dieser Unterschied war wesentlich größer in der Auswirkung auf den Klang (was die wahrnehmbare Auflösung, Bass und subjektiv empfundene Dynamik anbelangt) als durch das 3000 Euro teure Netzkabel.
“Und nun stellen Sie sich mal den klanglichen Gewinn vor, wenn nun auch noch die Silent Wire Kabel zum Einsatz kommen“, flüsterte der blonde Mitarbeiter mir von hinten ins Ohr.
Fazit:
Der Besuch der Norddeutschen Hifi-Tage war für mich sehr aufschlussreich. Es war ausgesprochen angenehm, so viele unterschiedliche Lautsprecher miteinander vergleichen zu können. Die Mitarbeiter der einzelnen Unternehmen standen durch die Bank mit Rat und Tat überaus freundlich und hilfsbereit zur Verfügung. Veränderungen/Verbesserungen im Klang durch eine andere Netzleiste und Netzkabel für mehrere tausend Euro waren hörbar aber so gering, dass die Anhebung des Signals durch die Höhen- und Bassregler an der Vorstufe „mehr“ bringen – und das völlig kostenlos. Derzeit besteht überhaupt keine Notwendigkeit für mich, den Klang meines 13.3 – Soundsystems zu verändern. Jede signifikante Verbesserung würde ein Vielfaches des Neupreises meiner Anlage kosten.
Die Norddeutschen Hifi-Tage in Hamburg sind vorbei. Hier waren diverse Händler und Hersteller vertreten, die ihre unterschiedlichsten Produkte an finanziell potente Kunden versuchten loszuwerden. Von Kabel aller Art und Preisklassen, Zeitschriften (z.B. Stereo, Heimkino, LP), Händler, Plattenspieler, Lautsprecher, Verstärker, Vor- und Endstufen, I-Pod-Stereo-Anlagen und Zubehör war alles vorhanden, was das Herz eines Sound-Liebhabers höher schlagen lässt. Auch Netzkabel für 3.000 Euro, die einen enormen klanglichen Zugewinn bringen sollten. Ich hab´s mir angehört. Um das Fazit aber schon mal vorweg zu nehmen: Das Bankkonto hab ich nicht geplündert für Kabel und Steckdosenleisten. Auch bin ich auch nicht mit einem Mini-Subwoofer voller Begeisterung rausgestürmt, um meinen großen Kinosubwoofer gegen das "Klangwunder" zu ersetzen, weil nur dieser nicht minderwertig klingt. Es gab einige außerordentlich merkwürdige Infos von einem Kabelhersteller und damit zusammenhängend auch eine große Überraschung. Wer allerdings mal teure Musikanlagen im "normalen" Wohnzimmer erleben wollte, war hier richtig. Die Präsentationen fanden auf 3 Etagen in den Hotelzimmer, Suiten, Besprechungsräumen und dem gesamten Eingangsbereich statt. Die Präsentationen waren unterschiedlich groß, so dass sich die Hersteller und Besucher nach herzenslust "austoben" konnten. Doch der Reihe nach.
Im winterlichen Hamburg mit zum Teil mehreren Zentimeter dicken völlig vereisten Straßen trafen meine Freundin und ich im Holiday Inn ein. Vor der Tür wurde ein Porsche mit Burmester Soundsystem ausgestellt. Das ließ ich mir nicht nehmen und war vom Klang schon mal mächtig angetan. Meine Freundin verschwand wegen des tollen Sounds später sogar für längere Zeit bei Burmester, um einer Präsentation zu lauschen, während ich mir einen Teil der Fußball-Bundesliga-Konferenzschaltung im Restaurant anschaute. Man muss halt manchmal Prioritäten setzen.
In einem sehr angenehmen und vor allem ehrlichen Gespräch mit einem Mitarbeiter der Firma Goldkabel erfuhr ich so allerlei Neues über deren Produkte. Meine Erkenntnis, dass ein 15 Meter langes HDMI-Kabel No-Name Kabel für rund 20 Euro mehrere Jahre zwar problemlos an einem Panasonic PT-AE2000E Projektor funktionierte, nicht aber an einem JVC DLA-HD550, an dem nur ein 4-fach geschirmtes Goldkabel fehlerfrei funktionierte, überraschte den Goldkabel Mitarbeiter nicht sonderlich. Vielmehr freute es ihn offensichtlich, mal was Positives über die eigenen Produkte zu hören. Es scheinen wohl einige "Nörgler" unterwegs gewesen zu sein. So sagte er auch: "Es ist schon erstaunlich. Bei der einen Gerätekombination funktioniert nur unser teures HDMI-Kabel fehlerfrei, das Billigkabel aber nicht. Wird dann eine Komponente ausgetauscht, kann es passieren, dass unser Goldkabel nicht mehr funktioniert aber das 9 Euro-Kabel ein fehlerloses Bild darstellt. Nicht mal unsere Entwicklungsabteilung kann uns Vertriebler dafür eine Erklärung geben." - Sehr sympathisch, sehr praxisnah und sehr ehrlich fand ich diese Aussage. Goldkabel hat damit bei mir gepunktet.
Als nächstes ging es mit dem völlig überfüllten Fahrstuhl in die 16. Etage. Die Fahrt kam mit unendlich lange vor. Verschiedene Gerüche von Knoblauch, Bier und Wein drangen in meine Nase und ich hoffte, dass diese mir nicht meine "Sinne" raubte. Sollte es in den einzelnen Räumlichkeiten der Aussteller auch so stinken, wäre ich wohl sehr schnell wieder gegangen. Die Sorge war allerdings unbegründet. Trotz voller Gänge und überfüllter Work-Shops, die sich erst gegen 16 Uhr ein wenig lichteten, war die "Luft" erstaunlich gut. Von der Filmbörse in der Uni-Mensa in Hamburg bin ich da etwas gänzlich Anderes gewohnt. Hier ist ein Betreten nach 13 Uhr aufgrund von penetrantem "kalten Schweißgestank", der sich über die gesamte Börse legt, nur noch hartgesottenen Filmfans anzuraten. Nicht so im Holiday Inn. Sogar meine Freundin stellte die "gute Luft" und die gepflegten Besucher auf den Hifi-Tagen positiv heraus.
Für die Focal-Vorführung nahm ich mir relativ viel Zeit. Die riesigen Lautsprecher begeisterten mich ab dem ersten Takt. So einen tiefen, trockenen und dennoch kontrollierten Bass hab ich schon lange nicht mehr hören können ohne zusätzlichen Subwoofer. Der Mittel- und Hochtonbereich war sauber aufgelöst. Selbst bei hoher Lautstärke machten die Boxen Spaß. Stundenlanges entspanntes Musikhören ist für die Investition in oberer 5-stelliger Eurohöhe möglich. Damit stellte Focal mit ihren mannshohen Maestro Utopia für je 17.500 Euro die Referenz für sämtliche folgende Vergleiche dar.
Als nächstes ging es in den kleinen Raum von Pioneer. Das präsentierte Lautsprecherset klang vergleichsweise langweilig, unspektakulär und einfach nur laut. Weiter ging’s.
Bei Burmester blühten im wahrsten Sinne die Ohren auf. Als später sogar ein Musiker hereinschaute, deren CD gerade abgespielt wurde, meinte dieser nur anerkennend: "Ich wusste gar nicht, dass ich so gut bin." - Jedes Mal wenn ich meine Freundin im Gewühl verloren hatte, fand ich sie bei Burmester wieder. Ihr hat der Sound wirklich gefallen.
Bei B&W wurde die komplett überarbeitete 800er Serie vorgestellt. Die zweitgrößten Boxen (für immerhin noch rund 6.000 Euro pro Lautsprecher) wurden einmal pro Stunde an Classe Monoendstufenblöcken (ca. 5000 Euro pro Stück)vorgeführt. Aufeinander gestapelt sind sie fast so hoch wie ein handelsüblicher Kühlschrank. Der Bass der B&W war mächtig, differenziert und Stimmen klangen sehr voluminös und natürlich. Allerdings nervten bei der vor Ort gefahrenen Lautstärke die Höhen schon so dermaßen, dass mir persönlich ein stundenlanges entspanntes Musikhören so nicht möglich gewesen wäre. Der Bitte meiner Freundin, den Ton nur für ein Stück mal auf „Zimmerlautstärke“ abzuspielen, um die Qualität der Box auch so mal kennen zu lernen, wurde nicht entsprochen. Stattdessen setzte sie sich in die letzte Reihe des über 150 m² großen Raumes und musste sich sogar dort die Ohren zuhalten, weil die Lautstärke für sie bereits schmerzhaft war. Das war schade. Sie fand den Ton insgesamt sehr gut, nur er war ihr leider zu laut. Über die extrem hohen Pegel beklagten sich auch ein paar andere Zuhörer, mit denen wir nach der Vorführung gesprochen hatten. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen. Sehr positiv fand ich, dass jeder Besucher eine DVD mitnehmen konnte. Auf dieser wird auf die Lautsprecher von B&W näher eingegangen und zahlreiche Musikstücke (sogar in DTS ES) sind in hervorragender Qualität abgelegt.
Nun ging es weiter zum Kabel-Workshop in die 1. Etage. Der Weg dorthin führte vorbei an diversen Fachzeitschriften, Plattenspieler auf meterhohen imposant wirkenden Metallständer, einem Piano und einer I-Pod Doging-Station (?). Hier blieb meine Freundin wie hypnotisiert stehen und ich fürchte ob des "miserablen" Klanges aber des wirklich gelungenen Designs um ihr nächstes Monatseinkommen. Sie war so fasziniert, dass ich sie mit sanfter Gewalt und dem Hinweis wegziehen musste, dass der Kabel-Workshop gleich beginnen würde. Sie drehte sich noch mal um in Richtung I-Pod und murmelte so was wie: "Mann klingt das scheiße."
Bei Silent Wire angekommen besetzen wir gleich die mittigen Sitzplätze in der 1. Reihe. Etwas Zeit war noch. Deshalb nutzte ich die Möglichkeit und sprach einen Mitarbeiter von Silent Wire an. Schon mit meiner ersten Frage war dieser überfordert und verwies mich an einen knapp 2 Meter großen Kollegen. Als dieser Mann hörte, dass bei mir 5 Stereoendstufen werkeln, hatte er sprichwörtlich Dollarzeichen im Auge. „Oh, da sind sie schon an einen Punkt angekommen, wo es sich lohnt, über die Tuningmaßnahmen mit Hilfe von Kabeln nachzudenken“, sagte der Mann. Ich wollte ein paar Infos vorab haben für das, was in wenigen Minuten im direkten Vergleich zu hören war. Auf die Frage, was ein gutes Lautsprecherkabel ausmacht, kam eine Fülle von Antworten, die allesamt hier im Forum bekannt sein dürften. Durchmesser, Material, Verarbeitung usw.. Also etwas direkter nachgefragt:
"An einem guten Kabel sollte am Ende doch das identische Signal herauskommen welches am Anfang dort eingeht. Das ist messbar. Wieso kann sich der Klang aber durch ein Netzkabel verändern? Was macht Silent Wire da anders als die Hersteller einer 08/15-Beipackstrippe für 3 Euro?"
Nun ging’s los:
"Es kommen viele Faktoren zusammen. Wir verwenden hochwertiges Kupfer, schirmen die Kabel mehrfach und luftdicht ab, so dass der Strom mit 98%iger Lichtgeschwindigkeit übertragen wird. Andere Hersteller schaffen nur 70%ige Lichtgeschwindigkeit." Der Workshopleiter sprach später zwar „nur“ von 90%iger Lichtgeschwindigkeit, die Silent Wire-Kabel ermöglichen, aber wegen 8% fange ich keine Diskussion an... "Unser Geschäftsführer ist weltbekannt und hält Seminare an der Universität." Hm? - dachte ich mir, das tut ein Bekannter von mir auch. Ist das so was Besonderes? "Durch die hochwertigen Komponenten und Verarbeitung wird der Strom schneller zur Verfügung gestellt. Die Elkos in den Geräten können sich schneller wieder aufladen und so mehr Leistung in kurzer Zeit abrufen. Gerade bei dynamischer Musik verschafft das mehr Kontrolle.“
“Der Strom legt hunderte von Kilometer vom entsprechenden Kraftwerk über billigste Kabel zurück, bis er in meinem Wohnzimmer ankommt“, erwiderte ich, „ wie kann dann der letzte Meter von der Steckdose zum Player für so eine Klangverbesserung sorgen?“
“Kommen wir doch zur Praxis“, wich der Mitarbeiter aus, „ich zeige Ihnen mal was.“ Praxis klingt gut. Um etwas anzusehen, bin ich doch da.
Er zeigte mir diverse aufgeschnittene Silent Wire Kabel. So war deutlich zu erkennen wie diese verarbeitet waren. Das 150 Euro Netzkabel bestand u.a. aus „mehrfaserigen“ Kupfer, wie ich es aus „normalen“ Lautsprecherkabel auch so kannte. Das 800 Euro Kabel bestand aus wirklich dicken Silber glänzenden Kabeln in beeindruckender Ummantelung. Das 3.000 Euro Referenzkabel bestand aus noch „dickeren“ Kabelsträngen in einer optisch beeindruckenden Ummantelung, deren Durchmesser sich mit einem fetten Gartenschlauch durchaus messen konnte.
“Wir haben festgestellt, dass sogar die Farbe einen Einfluss auf den Klang hat“, fuhr der Mann fort.
“Welche Farbe?“
“Na, die der Ummantelung. Wenn diese Blau ist, klingt das Kabel höherwertiger als wenn es schwarz ist.“
Okay, dachte ich mir. Allmählich bekam ich ernsthaft Probleme, ihm noch zu folgen. Aber sagte nicht schon der nette kleine Mann mit Schnauzer in den 1930er Jahren, dass Schwarze minderwertig sind? Und sind Menschen mit blonden Haaren nicht dümmer als Dunkelhaarige? – Hm…? Der Mitarbeiter hat blonde Haare. Sagt das nun etwas über seine Intelligenz aus oder über seine Wertigkeit im Unternehmen Silent Wire?
Es folgten noch weitere Aussagen in dieser Qualität über CD-Sprays, mit Quarzsand gefüllten Steckdosenleisten, die einen „enormen“ Einfluss auf den Klang haben sollen, und dem Tonstudio mit dem Silent Wire zusammen arbeitet und auf hochwertigen B&W Lautsprecher ihre Demos herstellen lassen.
Nun ging ich zurück in den Vorführraum, in dem der Workshop stattfand. Meine Freundin erwartete mich bereits. Die Sitzplätze hatten sich inzwischen komplett gefüllt. Zahlreiche Zuhörer standen dicht gedrängt um die Sitzplätze herum. Die Tür blieb geöffnet. Der Seminarleiter trat vor das Auditorium und nannte seinen Namen. In der Hand hielt er eine 4kg schwere Netzsteckerleiste.
Der Workshop begann:
Zunächst wurde die Hifi-Kette vorgestellt. Der CD-Player und die Stereoendstufe kosteten rund 5000 Euro, die Standlautsprecher gab es schon für knapp 6000 Euro. Also gute Voraussetzungen für ein Hörerlebnis der Sonderklasse.
Von der Wandsteckdose führte ein Stromkabel (Silent Wire) direkt in eine 850 Euro teure Steckdosenleise. An den letzten „Port“ ist eine handelsübliche Mehrfachsteckdosenleiste für geschätzte 3,50 Euro angeschlossen. Ein Standardnetzkabel führte von dort in den CD-Player.
Nachdem sich das Auditorium gegen Jazz und Klassik und für Pop als Demomaterial entschieden hat ging es los.
Das Stück begann mit gut aufgelösten Höhen, einem mittelmäßigen Oberbass und ausgesprochen schwachem Tiefbass. Das hörte sich bei Burmester, Focal und auch bei B&W (siehe oben) erheblich besser an.
Entsprechend zurückhaltend war die Begeisterung unter den Zuhörern.
Nun wurde umgesteckt. Das 150 Euro Silent Wire Netzkabel wurde an den CD-Player angeschlossen und führte direkte in die mit Quarzsand gefüllte 850 Euro teure Steckdosenleiste.
Dasselbe Stück, dieselbe Lautstärke und es war tatsächlich ein Unterschied zu hören. Ich war überrascht. Der Bass klang ein wenig kräftiger und die Mitten lösten ein wenig besser auf. Minimal aber durchaus noch hörbar.
Als das 800 Euro Netzkabel angeschlossen wurde war da wieder eine Veränderung… oder auch nicht… war da der Hochtonbereich etwas besser aufgelöst? Ich bin mir nicht sicher. Also wurde auf meine Bitte noch mal die Komponenten an die Beipackstrippe angeschlossen. Die Höhen klangen nahezu identisch, der Bass aber etwas satter – wenn auch auf niedrigem Niveau.
“Ja, der Unterschied ist gewaltig“, stellte ein direkt neben mir sitzender Besucher fest. Er war Ende Fünfzig, hatte die Beine entspannt übereinander geschlagen und lauschte nahezu andächtig mit befalteten Händen vor dem Mund der Musik. „Die Auflösung des 800 Euro Kabels ist hörbar besser. Die Kontrolle im Tiefbass weit überlegen. Ich höre Instrumente, die mit der Beipackstrippe gar nicht vorhanden waren.“ Der Workshopleiter hatte damit seinen „Spezi“ im Publikum gefunden, den er fortan bei jedem Kabelwechsel nach seiner „fachkundigen“ Meinung befragte.
“Als nächstes hören sie unser Referenzkabel. Das kostet 3.000 Euro und stellt die Spitze des derzeit Machbaren dar.“
Das 3000 Euro teure Netzkabel wurde an den CD-Player angeschlossen. Wieder dasselbe Popstück, dieselbe Lautstärke, aber ich hörte keinen Unterschied zum 800 Euro Kabel.
Mit wichtigem Kopfnicken schaute der Leiter in die Runde und fragte mich, wie es mir gefällt. Mit meiner Antwort war ich raus und er wandte sich wieder seinem „Spezi“ zu. „Was haben sie gehört?“
“Es ist noch mehr Auflösung vorhanden“, plapperte der Mann neben mir mit sonorer und wichtig klingender Stimme und erntete dafür ein wohlwollendes und zustimmendes Kopfnicken des Leiters. „Der Bass ist unglaublich differenziert, der Klang insgesamt wesentlich luftiger, freier und steht viel weiter im Raum.“
“Sehen Sie, wie sie einen hochwertigen CD-Player verbessern können, in dem nur das Netzkabel gewechselt wird? Die Kombi spielt gleich in einer anderen Preisliga.“ Wichtig ist allerdings die Netzleiste. „Wir haben festgestellt, dass das Quellgerät am 1. Port der Netzleiste phasenrichtig angeschlossen werden muss, dann folgen Vorstufe und zum Ende hin die Endstufen. Jede Netzleiste stellt am ersten Port saubereren Strom zur Verfügung als am letzten Port.“
Nun fing ich an zu rechnen. Rund 11.000 Euro kosten Player, Endstufe und Lautsprecher. Knapp 7.000 Euro die zwei Referenz-Netzkabel inkl. Steckdosenleiste. Macht 18.000 Euro!
Mein komplettes 13.3 Soundsystem kostet unter 6.000 Euro und klingt im Stereomodus (mit Verlaub) besser. Sollte ich alle vorhandenen Komponenten (5 Stereo-Endstufen, 1 Vorstufe, 4 Player, 1 Projektor) mit Silent Wire Referenz-Netzkabel plus Mehrfachsteckdose ausstatten, komme ich auf einen Betrag von über 33.000 Euro nur für Netzkabel…
Dazu der Seminarleiter: „Fangen Sie doch einfach mit der Sicherung an. Das ist das schwächste Glied in der Kette mit der größten Wirkung. Eine neue Sicherung im Sicherungskasten kostet um die 40 Euro. Auch die Steckdosen kosten nicht die Welt und bringen den größten klanglichen Gewinn. Das sollte für jeden finanziell möglich sein.“
Ah, ja. Als wir den Workshop verlassen hatten, gestand mir meine Freundin ein wenig irritiert, dass sie auch Unterschiede zwischen der Billignetzleiste mit Beipacknetzkabel und den teuren Silent Wire Komponenten gehört hat. Der Unterschied war ihr aber zu gering, um auch „nur“ 150 Euro pro Kabel zu investieren. Sie empfand den Unterschied in etwa auf dem Niveau wie mit ein-/ausgeschalteten RE-Equalizer. In einem etwas späteren Vergleich hab ich mal die Einstellungen an einer Vorstufe verändern dürfen. Höhen +1 und Bass +3. Dieser Unterschied war wesentlich größer in der Auswirkung auf den Klang (was die wahrnehmbare Auflösung, Bass und subjektiv empfundene Dynamik anbelangt) als durch das 3000 Euro teure Netzkabel.
“Und nun stellen Sie sich mal den klanglichen Gewinn vor, wenn nun auch noch die Silent Wire Kabel zum Einsatz kommen“, flüsterte der blonde Mitarbeiter mir von hinten ins Ohr.
Fazit:
Der Besuch der Norddeutschen Hifi-Tage war für mich sehr aufschlussreich. Es war ausgesprochen angenehm, so viele unterschiedliche Lautsprecher miteinander vergleichen zu können. Die Mitarbeiter der einzelnen Unternehmen standen durch die Bank mit Rat und Tat überaus freundlich und hilfsbereit zur Verfügung. Veränderungen/Verbesserungen im Klang durch eine andere Netzleiste und Netzkabel für mehrere tausend Euro waren hörbar aber so gering, dass die Anhebung des Signals durch die Höhen- und Bassregler an der Vorstufe „mehr“ bringen – und das völlig kostenlos. Derzeit besteht überhaupt keine Notwendigkeit für mich, den Klang meines 13.3 – Soundsystems zu verändern. Jede signifikante Verbesserung würde ein Vielfaches des Neupreises meiner Anlage kosten.
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