Nightmare

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Nightmare

Erstmalig hörte ich von diesem Film, durch den BPJS-Katalog in den 80ern. Dort wurde er als beschlagnahmt aufgeführt, was aber bereits passierte, als ich noch nicht in den 18er Bereich der Videothek durfte. Gut, das galt ja für einige Filme, die dennoch auf dem Schulhof wohlbekannt waren. Dieser hier, wurde aber nie erwähnt, weshalb meine Recherchen nur wenig ans Licht brachten. Auch Nachfragen in den Videotheken ergaben meistens nur, dass man den Film nicht kennt. Er schien also tatsächlich nur in einer sehr kleinen Stückzahl auf den Markt gebracht worden zu sein und blieb vorerst verschollen. Irgendwann gab es dann Stimmen, dass der Film eh Schrott war und mein Interesse lies nach. Nachträglich betrachtet war das ein Glücksfall, da mir in den 80ern mit Sicherheit das Auge für den Film gefehlt hätte.

Regisseur Romano Scavolini ist Kennern des italienischen Giallo, wahrscheinlich durch „Spirits of death“ bekannt, weshalb man zunächst annehmen könnte, dass es sich um einen Film aus Italien handelt. Dem ist definitiv nicht so. Es ist eine rein amerikanische Produktion, bei der Scavolini aber eben auf dem Regiestuhl Platz nahm und einen Landsmann hinter die Kamera stellte. Die restliche Crew und auch der Cast stammt aus den USA und die Schauplätze sind New York und Florida.

Deshalb kann man im Film dennoch oftmals einen Hybriden aus Slasher und Giallo erkennen, denn eben genau in die Kategorie „Slasher“ wurde der Film eingeordnet, auch wenn immer wieder typisch italienische Stilmittel zu sehen sind. Nicht ganz umsonst befindet sich im Film auch eine verbale Verbeugung vor „Blow up“, dem Meisterwerk von Michelangelo Antonioni. Dies ist aber wirklich nur eine Ehrerbietung und hat keinerlei Auswirkungen auf das Sujet.
„Nightmare“ geht völlig andere Wege und ist eher in der Nähe von „Maniac“ anzusiedeln, der von William Lustig gedreht wurde. Der Killer ist nämlich vom ersten Moment an klar, weshalb es hier keinerlei Rätselraten gibt. Zudem ist er durch ein Kindheitstrauma psychisch krank, was man natürlich aus dem Giallo kennt, aber das ist hier äußerst ernsthaft dargeboten. Also kein durchschnittlicher Spinner, der einfach einen an der Klatsche hat, sondern ein Mensch der diese Taten gar nicht begehen will. Dies erkennt man spätestens daran, wenn er sich beim Opfer nach der Tat weinend entschuldigt und auch seine völlig verzweifelten Zusammenbrüche, wenn er Hilfe suchend seinen Arzt am Telefon kontaktiert.

Der Film bietet also keine Wohlfühlmomente, sondern er ist eher unangenehm. Baird Stafford, der anscheinend eine äußerst kurze Filmkarriere hatte, spielt den Psychopathen aber ziemlich gut, weshalb man ihm die Rolle in seinen verschiedenen Facetten auch abnimmt. Trotz allem ist der Film richtig spannend, was daran liegt, dass der Killer wie von einem Zwang getrieben auf dem Weg zurück in sein altes Elternhaus ist. Dort wohnt eine Familie mit 3 Kindern, die in einem Parallelstrang ausführlich vorgestellt wird und der Zuschauer inzwischen weiß, zu welchen Taten der Psychopath fähig ist.

Die Beschlagnahmung erfolgte aufgrund einiger wirklich harten Splattereinlagen, die aber nicht immer effektiv gemacht sind. Hier wäre weniger absolut ausreichend gewesen.
Trotz der positiven Worte, kann ich ihn trotzdem nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer einen Giallo sehen will, wird enttäuscht sein. Wer einen Slasher sehen will, wird enttäuscht sein. Der Film ist einfach etwas spezieller und funktioniert nicht als Unterhaltungsfilm. Deswegen schiebe ich ihn in die Nähe von „Maniac“. Nicht als Vergleich, sondern Filmfreunde, die diesen Film mochten, könnten durchaus was mit „Nightmare“ anfangen, da er zumindest eine ähnliche Distanz beinhaltet und auch dadurch kein reiner Unterhaltungsfilm voller Bierseligkeit ist.

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