AW: Netflix' Angriff auf das Kinogeschäft
Eigentlich interessant, in welche Richtung sich die Diskussion entwickelt hat. Denn im Zentrum meines Diskussionsansatzes steht das Kino und nicht die Blu-ray bzw. DVD. Es ist nämlich müßig zwischen Blu-ray und Stream zu diskutieren, da man bei beiden Medien einen Film aufmerksam im eigenen „Heimkino" rezipieren kann. Wie Despair schon schrieb, hängt es vom eigenen Nutzungsverhalten ab. Darüber hinaus haben beiden Medien natürlich Vor- und Nachteile, die bereits in der Diskussion dargelegt worden sind.
Dax schrieb von einer Filmkultur und genau diese Filmkultur sehe ich in der aktuellen Form bedroht. Denn Filmkultur ist für mich nicht nur allein im „Heimkino" zu sitzen und einen Film zu schauen, sondern auch ins Kino zu gehen und einen Film in einer Gemeinschaft zu sehen - in einem öffentlichen Raum. Das gemeinschaftlichen Lachen im Kino, vielleicht sogar Szenenapplaus und auch die Diskussionen vor und nach einem gemeinsamen Kinoabend. Noch besitzt das Kino die Exklusivität der Erstauswertung, sodass viele Menschen u.a. ins Kino gehen, um den Film so früh wie möglich sehen zu können. Wenn nun die Auswertung im Kino und im Stream zeitlich stattfindet, werden viele Menschen noch bequemer werden und sich einen Film lieber in „Ruhe" alleine Zuhause ansehen.
Vermutlich wird es immer Kinos geben, aber es geht mir auch gar nicht darum, ob dass Projekt „Kino" ausstirbt, sondern durch sinkende Zuschauerzahlen werden in einige Kinos aufgrund von Umsatzeinbußen schließen müssen. Das bedeutet, dass das kulturelle Angebot innerhalb einer Stadt sinkt und viele Menschen noch weitere Strecken zurücklegen müssen, um ins nächste Kino zu fahren. Bereits in den letzten Jahren mussten viele kleinere Kinos aufgrund von Umsatzeinbußen und der Digitalisierung schließen, sodass es in vielen Gemeinden gar keine Kinokultur gibt.
Ein weiterer Ansatz für eine Diskussion sind die neuen Produktionen aus dem Hause Netflix. Wie keine andere Produktionsfirma hat Netflix Zugriff auf Millionen Nutzerdaten und kann sehr genau auswerten, wer was gerne schaut und wie häufig. Dadurch kann Netflix noch genauer ermitteln, was den Kunden interessiert und dementsprechend neue Serien und Filme in Produktion geben. Das klingt natürlich sehr verlockend, denn auf diese Weise produziert Netflix genau das, was ich sehen möchte. Man könnte gar von einer Win-Win-Situation sprechen. Andererseits könnte dadurch noch mehr eine Mainstream-Kultur forciert werden, wo noch mehr auf die Masse geschaut wird und nicht auf die einzelne Person.
Selbstverständlich gibt es schon lange eine Forcierung auf den Mainstream und Massengeschmack und theoretisch ist es dem Medium Film inhärent, aber im Gegensatz zu den aktuellen großen Produktionsfirmen besitzt Netflix ein besseres Instrument, um die Kundenwünsche zu analysieren und dementsprechend zu produzieren und wenn dieses Modell erfolgreich ist, werden auch die Hollywoodstudios versuchen ähnliche Wege zu gehen. Auf diese Weise könnten uns dadurch Innovationen verloren gehen, Experimentelles und Bizarres, kurz gesagt werden auf diese Weise weniger unkonventionelle Film- und Serien produziert.