Mr. Holmes
Der größte Detektiv aller Zeiten, mit einem sensationellen Ruf ausgestattet, sodass es heute noch viele Menschen gibt, die glauben, dass er tatsächlich gelebt hätte. Schließlich existiert in London ja sogar ein Museum in der Baker Street 221b.
Diese wundervolle Figur, die von Sir Arthur Conan Doyle ins Leben gerufen wurde, erlebte in den 2000er Jahren, eine unglaubliche Wiederauferstehung, weshalb auch einem etwas jüngeren Publikum die Figur wieder ein Begriff ist und sich zahlreiche Menschen davon angezogen fühlen. Sei es durch die schreckliche Filmversion von Guy Ritchie, oder durch die kongeniale Umsetzung in die Moderne, welche durch die BBC rund um Benedict Cumberbatch und Martin Freeman einen wahren Ansturm auslöste. Ich selbst kann mich davon auch nicht freisprechen. Ganz im Gegenteil! Schließlich nahm ich im „Speedy´s , was sich in der Serie unter seiner Wohnung befindet, ein Sherlock Holmes Frühstück zu mir und besuchte auch das „St. Bartholomew Hospital“, um die verwendeten Kameraperspektiven zu finden. Bei all der Aufregung um die Figur, entstand aber 2015 ganz leise im Hintergrund ein Film, der sich mit einer anderen Seite der Figur beschäftigte. Einer sehr gealterten Seite.
Watson ist schon lange nicht mehr unter uns, Mrs. Hudson sowieso nicht mehr und auch sein Bruder Mycroft hat ihm nur noch ein paar Habseligkeiten hinterlassen, die er aus dem Diogenes Club abholen musste. Auch die Allergrößten werden eben irgendwann mal alt. Sherlock Holmes ist inzwischen bei 93 Jahren angekommen, welcher hier wirklich überragend von Ian McKellen verkörpert wird. Sein körperlicher Zustand ist für das Alter völlig okay, nur sein brillantes Gehirn macht ihm zu schaffen. Er vergisst nämlich Dinge und hat auch Probleme sich Namen zu merken. Er versucht aber alles, um dem Einhalt zu gebieten. Seinen letzten Fall hatte er vor 30 Jahren bearbeitet, aber er weiß nur noch, dass er durch diesen Fall keinen weiteren mehr angenommen hat. Er weiß aber nicht mehr warum. An Einzelheiten kann er sich nicht erinnern. Deshalb versucht er ihn nochmal zusammenzusetzen, um ihn eventuell doch noch zu lösen. Unterstützt wird er dabei von dem kleinen Roger, dem Sohn seiner Haushälterin Mrs. Munro, die hier ebenfalls wundervoll von Laura Linney gespielt wird.
Regisseur Bill Condon hat hier einen wirklich würdevollen Mr. Holmes geschaffen, der diese Figur wundervoll nachzeichnet und ihm auch einige neue Seiten abgewinnt. Dabei besitzt der Film einen sehr heiteren, aber auch einen ernsten Unterton. Wenn man sieht, wie Mr. Holmes sich an seinen Geist klammert, ist das wahnsinnig traurig und wenn er dann plötzlich wieder messerscharf funktioniert, ist es einfach ein Genuss. Die menschliche Seite steht hier im Vordergrund, auch wenn er an eben diesem letzten Fall arbeitet, der selbstverständlich für Spannungsmomente sorgt, aber gleichzeitig auch erklärt, weshalb er sich danach zur Ruhe setzte. Ich mag den Film wirklich sehr gerne. Sei es durch die wundervoll gemütliche Grundstimmung, den überaus gelungenen Aufnahmen, die durch die Zeit zu reisen scheinen, oder aber auch durch die herrlichen Außenaufnahmen in Sussex, wo er seinen Alterswohnsitz hat und dort Bienen züchtet. Zusätzlich gibt es natürlich auch genügend augenzwinkernde Hinweise und Erwähnungen seiner berühmtesten Fälle und wenn er sich selbst auf der Kinoleinwand sieht, ist das einfach magisch.
Bestens für jeden geeignet, der einen gemütlichen, heiteren, aber auch leicht melancholischen Filmnachmittag verbringen möchte. Für Fans der Figur an sich, sogar ein Pflichtfilm.