Macabro - Die Küsse der Jane Baxter
Das Regiedebut von Lamberto Bava steht natürlich ganz im Zeichen seines genialen Vaters, weshalb man schnell merkt das der Sohnemann eine ganze Menge gelernt hat. Dies macht sich hauptsächlich in der Kameraführung und auch bei der Ausleuchtung bemerkbar. Immerhin war er vorher auch gerne mal als Regieassistent bei ihm tätig und hat auch sonst bei einigen Kollegen geholfen. Leider begann er seine Regiekarriere erst im Abgesang des italienischen Kinos, weshalb ihm natürlich nicht mehr viel Budget beschienen war. Dennoch hat er einige wirklich gute Beiträge abgeliefert und seine beiden „Dämonen“ Filme, erlangten sogar weltweit Kultstatus.
Seinen Erstling „Macabro“ verfilmte er im Jahre 1980 und hierfür stellte ihm Pupi Avati ein äußerst schräges, aber hochinteressantes Drehbuch zur Verfügung. Dies beginnt auch mit einem Paukenschlag, den man so schnell nicht vergessen wird. Die titelgebende Miss Baxter hat einen Liebhaber, den sie gerne mal besucht, auch wenn die Kinder allein zu Hause sind. Das ist jetzt noch nicht so spektakulär aber dass das ältere Mädchen in der Abwesenheit der Mutter, ihren kleinen Bruder in der Badewanne ertränkt, um mehr Aufmerksamkeit von der Mutter zu erhalten, ist dann mal richtig heftig. Wer aber glaubt, dass es nicht krasser werden wird, erlebt bald sein blaues Wunder, denn nicht nur die Tochter ist echt seltsam drauf. Die Mutter hat dann mal so einen richtig an der Klatsche.
Auch wenn der Film gerne mal als Giallo bezeichnet wird, würde ich ihn dort nicht zwingend einordnen. Auch wenn die Kamera dies perfekt suggeriert. Die Treppenaufgänge, die immer wieder im Fokus sind, sowie die Kamerafahrten weisen fortwährend darauf hin. Zusätzlich liefern die oben genannte Ausleuchtung und der Detailreichtum der Sets dieses Bild ab. Innerhalb der Handlung befindet man sich aber eher in einer Art Psychodrama mit morbiden Horrorthriller Anleihen, die in einem wirklich spannenden Finale enden. Dies gelingt durch die Figurenkonstellation, da man hier zu keiner Zeit weiß, wer das Ding am Ende überleben wird. Auf Erfahrung mit anderen Filmen kann man hier nämlich nicht bauen, da er eigene Wege beschreitet. Leider gibt es aber einige Passagen, die die Spannung nicht konstant auf hohem Niveau halten. Aber er findet immer wieder zurück. Ein riesiger Vorteil ist allerdings, wenn man vor der Erstsichtung überhaupt nichts über den Film weiß. Dies ist mir gelungen, weshalb ich immer wieder mal überrascht und auch irritiert war. Wenn man schon einige Dinge über den Handlungsverlauf im Vorfeld weiß, scheinen einige Ideen nicht so ganz zu zünden, wie ich aus einigen Rezensionen entnehmen konnte. Nur die allerletzte Einstellung gefiel mir nicht. Möglicherweise war sie aber auch nur als makabrer Spaß gedacht.
Für mich also ein äußerst abgefahrenes Regiedebut das mir sehr gut gefallen hat.