Lost Highway

Russel Faraday

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AW: Lost Highway

da fällt mir eine kleine episode ein: ende der 90er machte ich zivi, und da hatten wir viel freizeit, in der wir meistens karten spielten, mit den kleinbussen wettrennen veranstalteten ( :D) oder uns filme ansahen. eines tages brachte ich "lost highway" mit. haben uns den zu dritt oder so angeschaut. nach zwanzig minuten gab es sprüche wie "passiert da auch mal was?" und als es dann zum storytwist kommt, konnte ich richtig sehen, wie etwas in meinen mit-zivis zerbrochen ist. dieser gesichtsausdruck, bei dem man fast hören konnte, daß da drinnen nun etwas kaputt war. den rest des filmes hat keiner mehr was gesagt. :D
 

deadlyfriend

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AW: Lost Highway

Wenn dich dieses "unbemerkt beobachtet werden" auch so fasziniert wie mich, dann solltest du dir unbedingt mal Caché anschauen...falls du ihn nicht schon längst kennst! :)


Wie schon bemerkt, muss ich mir den noch ansehen!

PS.: ob man den Film überhaupt komplett entschlüsseln kann, halte ich für zweifelhaft! Ich sehe den Film als eine Visualisierung von Ängsten...teilweise die Ängste des Alltags und teilweise die Ängste, die sich durch Krankheiten wie Depression oder Borderline ergeben!

Ganz entschlüsseln wird man ihn wohl nicht. Zumindest sehe ich da für mich keine Hoffnung:D Die Moebiusband-Theorie, sowie die Interpretation mit Faust und auch Vertigo sind für mich zum Teil zwar sehr gelungen, aber da fehlt mir doch noch Einiges. Irgendwas macht meine Theorien immer wieder kaputt. Wenn ich über den Film nachdenke, geht es mir meistens so als wenn ich über die Herkunft des Universums philosophiere: Mein Hirn platzt:motz:

Ist das nicht irgendwie ein Zirkelschluss im Film oder habe ich da etwas mit den Zeitebenen des Films nicht richtig verstanden? Eine Zweitsichtung wird bestimmt noch aufschlussreicher werden.

Gib dir für den Aufschlussreichtum einer Zweitsichtung nicht zuviel Hoffnung:D Sie bringt dir nämlich nur weitere Details, die mögliche Lösungsansätze wieder zerstören:kaffee: Verschiedene Zeitebenen gibt es aber meines Erachtens im Film nicht. Da kann ich mich aber auch täuschen. Da passt dann eher die Moebiusband-Theorie.
 
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BladeRunner2007

Filmvisionaer
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AW: Lost Highway

richtig aber wenn man so ein wahnsinnssong schon in einem film unterbringt sollte man ihn nicht so verheizen.....der hätte genau so perfekt integriert werden könn wie Rammstein & Co

Der Song hat doch total gut gepasst in der Szene, in der er verwendet wurde :) Aber ich weiß schon, was du meinst. Beim einmaligen Ansehen des Films wird der Song wahrscheinlich überhaupt nicht wahrgenommen und geht total unter, weil der Film eh schon verwirrend und surreal genug ist zu diesem Zeitpunkt. Da achtet man halt nicht unbedingt auf einen "unscheinbaren" Song, der mal eben so leise im Hintergrund läuft.
 

Eclipsed

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AW: Lost Highway

David Lynch ist Regisseur und Mythos zugleich. Selbst wenn man keinen seiner Filme gesehen hat: der geneigte Cineast hat zumindest von den vertrackten Geschichten, den Psychotrips und der Unverständlichkeit seiner Werke gehört. Das, was die meisten Zuschauer erwarten - eine Auflösung, einer Erklärung oder zumindest Motive der Protagonisten - verwehrt er ihnen meist mit großer Freude und großem Können. Zwangsläufig spaltet sich die Zuschauerschaft in zwei Lager. Kann ein Film funktionieren, ja gar ein Meisterwerk des Thrillers (dem Genre der Motive) sein, wenn er nur interpretierbar aber nicht erklärbar ist?

Den Inhalt bzw. den Grundplot werde ich nicht zusammenfassen, da dies meiner Meinung nach fatal wäre. Jegliche Beschreibung des Grundplots wird unumgänglich auf Spoiler treffen; jede Beschreibung dieser Wendungen wohl eher Kopfschütteln als Interesse nach sich ziehen (meiner Meinung nach enthält LDs Kritik schon zu viele Details, die sich lieber jeder selber erschließen sollte, da sie im Auge des Betrachters liegen).

Der Film ist grob in zwei Hälften/Welten/Realitäten unterteilt. Während die eine Hälfte eine relativ realistische Welt zeigt, die sich langsam in einen Albtraum wandelt, erinnert die andere an ein weniger offensichtliches Meanwhile City (aus dem Film Franklyn), sprich: ein noir-Abziehbild der "anderen" Welt. Eine Paralleluniversum in dem Mord, Sex, und Eifersucht das Weltbild prägen, in dem Gangster in schwarzen Limousinen mit bewaffneter Entourage herumfahren und femme fatales in weißen Kleidern die Männer nach Belieben manipulieren. Spätestens hier wird eines der Motive Lynchs deutlich: ein filmischer Metakontext.
Denn Lost Highway ist nicht nur ein Psychothriller, sondern auch ein Film über den Film und unsere Sehgewohnheiten selbst. Schon die Videotapes zu Beginn zeigen, wie aufgezeichnete Bilder Unbehagen in uns auslösen können, wie eine Kamera trügerisch sein kann, obwohl sie die Realität abbildet (passend dazu die Begründung von Bill Pullmans Charakter Fred, weswegen er keine Kameras mag: "I like to remember things my own way!"). Nicht umsonst griff der große Filme-über-Filme-Regisseur unserer Zeit, Michael Haneke, dieses Motiv auf und sponn es mit Caché konsequent weiter. Weiterhin bedient sich Lynch nicht nur bei noir-Klischees, sondern baut auch solche anderer Genres ein. So könnte man die Cops, die alles hinterfragen, nur nichts zu dem Fall, den sie eigentlich aufklären sollen, auch gut und gerne in einer Komödie finden. Weiterhin erinnert das Aussehen des "Mysterious Man" nicht zufällig an Gustav Gründgens in seiner Paraderolle als Mephisto (wobei ich das Faust-Motiv nicht überstrapazieren würde).

Was unbedingt hervorgehoben werden muss ist das Sounddesign. Ständig trägt ein Soundteppich aus undefinierbaren Klängen, die an eine unendlich tönende Lüftung erinnern, zum bedrohlichen Ambiente bei. Die Dynamik wird nicht für billige Schockeffekte verschwendet, sondern ist integraler Bestandteil der Handlung eines Films, in dem Atmosphäre und die Bilder in den Köpfen der Zuschauer die durch diese entstehen, so wichtig sind.
Die Kameraarbeit ist ebenfalls herausragend. Schnelle scharf/unscharf-Wechsel und Morpheffekte tragen ungemein zum Verfremdungseffekt bei. Interessant ist weiterhin, dass Lynch das Apartment zu Beginn fast ausschließlich aus starren Perspektiven zeigt und so einige Bereiche für den Zuschauer verschlossen bleiben, was das Überwachungskamera-Motiv unterstreicht.

Was soll das Ganze also? Kann nun ein Film funktionieren und ein Meisterwerk sein, wenn man es nur interpretieren aber nicht erklären kann? Wie man sich vielleicht denken kann: ja, und ob! Eine Auflösung à la "X ist der Mörder", "es war alles ein Traum" oder "du bist Tyler Durden" hat der Film weder nötig, noch würde sie ihn verbessern - im Gegenteil. Lost Highway lebt gerade von seinen Halbwahrheiten, Trugschlüssen und unerklärbaren Wendungen. Es ist eben keine Hitchcock-Suspense, sondern eine Spannung, die unsere Urängste anspricht. Und eben weil es bei bloßen Andeutungen bleibt kann einen dieses Angstgefühl noch wochenlang begleiten - der Film endet somit nicht nach 135 Minuten, sondern entwickelt ein Eigenleben in den Köpfen der Betrachter...und so etwas gelingt nur ganz besonderen Filmen.

(9/10)
 
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deadlyfriend

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AW: Lost Highway

:bet:Unglaubliche Kritik:eek:


Kann ein Film funktionieren, ja gar ein Meisterwerk des Thrillers (dem Genre der Motive) sein, wenn er nur interpretierbar aber nicht erklärbar ist?

Auch wenn dir die Antwort selbst natürlich klar ist: Definitiv, dieser Film ist in jedem Fall ein Beweis!


Nicht umsonst griff der große Filme-über-Filme-Regisseur unserer Zeit, Michael Haneke, dieses Motiv auf und sponn es mit Caché konsequent weiter.

Ich schau mir den definitiv noch an. Versprochen!

Weiterhin bedient sich Lynch nicht nur bei noir-Klischees, sondern baut auch solche anderer Genres ein. So könnte man die Cops, die alles hinterfragen, nur nichts zu dem Fall, den sie eigentlich aufklären sollen, auch gut und gerne in einer Komödie finden. Weiterhin erinnert das Aussehen des "Mysterious Man" nicht zufällig an Gustav Gründgens in seiner Paraderolle als Mephisto (wobei ich das Faust-Motiv nicht überstrapazieren würde).

Das liebe ich an seinen Filmen. Man findet immer Dinge aus anderen Genres, die er dann aber teilweise verfremdet, oder auf eigentümliche Art und Weise anders interpretierbar macht.


Was unbedingt hervorgehoben werden muss ist das Sounddesign. Ständig trägt ein Soundteppich aus undefinierbaren Klängen, die an eine unendlich tönende Lüftung erinnern, zum bedrohlichen Ambiente bei. Die Dynamik wird nicht für billige Schockeffekte verschwendet, sondern ist integraler Bestandteil der Handlung eines Films, in dem Atmosphäre und die Bilder in den Köpfen der Zuschauer die durch diese entstehen, so wichtig sind.

Das komplette Design des Tons verbreitet Unruhe. Auch wenn man es gar nicht merkt. Das ist einfach nur perfekt!

Die Kameraarbeit ist ebenfalls herausragend. Schnelle scharf/unscharf-Wechsel und Morpheffekte tragen ungemein zum Verfremdungseffekt bei. Interessant ist weiterhin, dass Lynch das Apartment zu Beginn fast ausschließlich aus starren Perspektiven zeigt und so einige Bereiche für den Zuschauer verschlossen bleiben, was das Überwachungskamera-Motiv unterstreicht.

Diese völlig harmlosen Szenen finde ich gerade durch die Optik so fulminant. Sie verbreiten Unbehagen obwohl ja gar nichts passiert. Der Subtext der Bilder, gepaart mit seltsamen Tönen. Filmfan, was willst du noch mehr?

Was soll das Ganze also? Kann nun ein Film funktionieren und ein Meisterwerk sein, wenn man es nur interpretieren aber nicht erklären kann? Wie man sich vielleicht denken kann: ja, und ob! Eine Auflösung à la "X ist der Mörder", "es war alles ein Traum" oder "du bist Tyler Durden" hat der Film weder nötig, noch würde sie ihn verbessern - im Gegenteil.

Tyler Durden:lol:Der war jetzt gut! Manchmal ist keine Erklärung deutlich besser.


Lost Highway lebt gerade von seinen Halbwahrheiten, Trugschlüssen und unerklärbaren Wendungen. Es ist eben keine Hitchcock-Suspense, sondern eine Spannung, die unsere Urängste anspricht. Und eben weil es bei bloßen Andeutungen bleibt kann einen dieses Angstgefühl noch wochenlang begleiten - der Film endet somit nicht nach 135 Minuten auf, sondern entwickelt ein Eigenleben in den Köpfen der Betrachter...und so etwas gelingt nur ganz besonderen Filmen.

(9/10)

Korrekt! Der Film ging mir absolut nicht aus dem Kopf. Der lebt definitiv weiter und wird nicht so schnell vergessen. Bei der Bewertung hättest du allerdings ruhig noch den einen Zähler draufpacken können:D
 

Eclipsed

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AW: Lost Highway

:bet:Unglaubliche Kritik:eek:

Merci beaucoup! :)

Ich schau mir den definitiv noch an. Versprochen!

Ich bin mir einfach so sicher, dass du bei dem Film ausflippen wirst...das ist ein Film nach deinem Format und doch wirst du, denke ich, noch nichts Vergleichbares gesehen haben!

Das liebe ich an seinen Filmen. Man findet immer Dinge aus anderen Genres, die er dann aber teilweise verfremdet, oder auf eigentümliche Art und Weise anders interpretierbar macht.

Exakt! Blue Velvet bspw. ist jetzt vom Thema her gar nicht so weit weg von American Beauty. Aber schon durch Dinge wie das mysteriöse Inhalationsgerät hat Ersterer eine ganz andere verstörende Qualität...

Diese völlig harmlosen Szenen finde ich gerade durch die Optik so fulminant. Sie verbreiten Unbehagen obwohl ja gar nichts passiert. Der Subtext der Bilder, gepaart mit seltsamen Tönen. Filmfan, was willst du noch mehr?

Die Szene, in der für ein paar Sekunden das Gesicht des mysteriösen Mannes zu sehen ist fällt mir da noch ein! Im Grunde ist dieser Effekt handwerklich gar nicht so gut gemacht, aber schon durch das leichte Anschwellen der Musik zuckte ich zusammen...

Korrekt! Der Film ging mir absolut nicht aus dem Kopf. Der lebt definitiv weiter und wird nicht so schnell vergessen. Bei der Bewertung hättest du allerdings ruhig noch den einen Zähler draufpacken können:D

Im Grunde stimme ich dir zu. Nur finde ich Blue Velvet und Mulholland Drive noch ein Quentchen besser...das sind aber wirklich nur Nuancen! Richtigerweise müsste Lost Highway 9.5 bekommen...aber ich lasse eh lieber die Kritik sprechen, als die Zahlen, aber wem erzähl ich das!? ;)
 

Tarantino1980

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AW: Lost Highway

Sehr interessante Worte Eclised! Noch ein Grund mehr mir diesen Film endlich einmal anzusehen. Ich muss gestehen das es bei David Lynch noch einige Lücken bei mir gibt und ich denke dieser Film wird definitiv noch in meine Sammlung wandern damit ich ihn mir auch endlich einmal ansehen kann. Sobald ich dies getan habe werd ich mich hier zu Wort melden. Versprochen!
 

Willy Wonka

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AW: Lost Highway

Wirklich eine super Kritik, wo ich nur etwas vermisse...
und zwar den OFDb-Link. :D

Dieser Film wirkt bei mir bis heute nach (ich hatte es ja schon geahnt ;)) und nach dem ich mittlerweile auch „Mullholand Drive" und „Inland Empire" gesehen habe, kann zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass „Lost Highway" mein Lieblingsfilm von Lynch ist. Er spielt in diesem Film einfach mit den Urängsten des Menschen und das Sounddesign ist wirklich nur atemberaubend. Aber lassen wir das, denn eigentlich kann ich mich deiner Kritik nur anschließen.
 

Eclipsed

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AW: Lost Highway

Wirklich eine super Kritik, wo ich nur etwas vermisse...
und zwar den OFDb-Link. :D

Erst mal: Danke! :kiss:
Und: es war mit jetzt ernsthaft nicht bewusst, dass der Link in jede Kritik gehört! ;)

Dieser Film wirkt bei mir bis heute nach (ich hatte es ja schon geahnt ;)) und nach dem ich mittlerweile auch „Mullholand Drive" und „Inland Empire" gesehen habe, kann zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass „Lost Highway" mein Lieblingsfilm von Lynch ist.

Dann kann eigentlich nur Blue Velvet deinen Favoriten vom Thron stoßen...
 

SAB

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AW: Lost Highway

Ich könnte jeden Lynch-Film eigentlich gleich bewerten...

Man rafft so gut wie nix, hat aber trotzdem einen großartigen Film gesehen!:):hoch:

Gestern abend das erste Mal angesehen und ich vergebe 9 / 10 Punkte! Wie deadly es schon ansprach, finde ich die ersten 45 Minuten ebenfalls zum Zerbersten spannend! Auch die Zweiteilung des Films (ähnlich wie bei "Twin Peaks - Der Film") fand ich interessant!
Zu der Komposition der Bilder mit der Musik brauche ich auch nix mehr zu sagen; einfach genial!
 
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