Lost Girls
Ein 24-jähriges Callgirl verschwindet. Ihre Mutter bekommt bei der Suchmeldung wenig Gehör, weshalb sie zunächst auf eigene Faust ermittelt und feststellt, dass die Polizei an einer Suche nach einer Prostituierten wenig Interesse besitzt. Als sie jedoch mitbekommt, dass die hiesige Polizei selbst beim Notruf ihrer Tochter erst knapp eine Stunde später aufgetaucht ist, baut sie gehörigen Druck auf und bezieht auch die Öffentlichkeit mit ein. Durch diesen Druck startet die Polizei dann eben doch noch mit einer Suchaktion rund um das Gebiet, in dem die Tochter verschwunden ist. In diesem Areal findet man schließlich Leichen. Berge von Leichen…… Die wiederum gehören aber nicht alle zum gleichen Täter.
Auf den Film bin ich letztlich erst aufmerksam geworden, da Thomasin McKenzie mitspielt, die mir in „Last Night in Soho“ richtig gut gefallen hat. Da der Film aber auf wahre Begebenheiten beruht, hat der Film mir noch zusätzliche Lesestunden bereitet, da ich das Thema so interessant fand, dass ich noch viel dazu recherchiert habe.
Der sogenannte „Craigslist-Ripper“ bzw „Long Island Ripper“ trieb wahrscheinlich erst in den 2000er sein Unwesen. Dies ist aber nicht komplett geklärt, da einige Leichen viel älter waren. Einen Teil davon konnte man Joel Rifkin zuordnen, der zwischen 1989 und 1993 wahrscheinlich 17 Prostituierte getötet hat. Da er eben auch in Long Island unterwegs war und man nicht alle seine Opfer gefunden hat, ist dies sehr naheliegend. Für die Fälle ab 2007 kann er aber nicht verantwortlich gewesen sein, da er zu diesem Zeitpunkt das perfekte Alibi hatte: Er saß im Hochsicherheitstrakt von Clinton.
Das heißt in diesem Areal haben mindestens 2 Serienkiller, völlig unabhängig voneinander, ihre Opfer hinterlassen. Weitere gefundene Leichen konnte man hingegen keinem der beiden Serientäter anhängen, da sie absolut nicht ins Profil passten. Entweder gab es noch einen Dritten oder verschiedene Einzeltäter, die sich dem Gelände bedienten. Eventuell besteht auch eine Verbindung zu einer Mordserie in Atlantic City, da die Herangehensweise dort, sehr viele Ähnlichkeiten aufweist. Dies sind jetzt allerdings keine Spoiler, da ich die meisten Infos aus Zusatzliteratur entnommen habe, da dies alles im Film nur am Rand thematisiert wird.
Der Film ist nämlich nicht als reiner Thriller aufgebaut, sondern besitzt sehr viele Drama Elemente. Er konzentriert sich auf den Kampf von Mari Gilbert, die ihre Tochter sucht und unerbittlich gegen langsame und unzureichende Polizeiarbeit kämpft. Zusätzlich rücken auch die Hinterbliebenen von bekannten Opfern in den Fokus. Nur von bekannten Opfern deshalb, weil einige Leichen bis heute nicht identifiziert bzw. einem bestimmten Täter zugeordnet werden konnten.
Dennoch bietet der Film gleichzeitig sehr viele Elemente des Thrillers, weshalb auch für genügend Spannung gesorgt ist. Die Ermittlungen von Mari Gilbert selbst, sind durchweg spannend und auch die Auftritte des Polizeichefs, der nebenbei erwähnt von Gabriel Byrne gespielt wurde, sind immer interessant. Mir hat diese Mischung gut gefallen und obendrein wurde noch ein äußerst interessantes Thema für mich eröffnet.
Die mehrfach für den Oscar nominierte Dokumentarfilmerin Liz Garbus hat hier ihren ersten abendfüllenden Spielfilm abgeliefert. Das sie aus dieser Richtung stammt, merkt man dem Film gut an, da er sehr authentische Bilder abliefert und inhaltlich versucht, so nah wie möglich an der bekannten Wahrheit zu bleiben, statt dramaturgischen Stuss einzubauen. Das glasklare Bild bei Netflix, fügte sich hervorragend in das Gesamtbild ein, da man die partiell unwirtliche Gegend richtig greifen konnte. Starker und hochgradig interessanter Debutfilm!