AW: Kriterien für ein gute schauspielerische Performance?
Die hier schon oft angesprochene Überzeugungskraft eines Schauspielers ist natürlich der wichtigste Punkt. Wenn jemand völlig deplatziert agiert, fängt man an über den Film nachzudenken, wie es
dax bereits schon ansprach. Ich meine damit, dass man über den Film als Film nachdenkt und das ist imo sehr ungüstig, da man den Film dann nicht mehr als Geschichte wahrnimmt in dessen Dialoge, Bilder und Sound man sich bei der Sichtung eingräbt. Da reicht schon eine inadäquate Minirolle. Besonders schlimm ist es aber natürlich, wenn eine Hauptrolle davon betroffen ist. Da schaltet man dann sehr schnell mal im Kopf ab.
Das Drehbuch und seine Umsetzung fließen selbstverständlich auch stark in die Bewertung ein. Ein ansonsten als
gut erachteter Schauspieler kann auch das schlechteste Drehbuch nicht retten. Allerdings mittelmäßige Drehbücher. Da kommt mir "Panik im Needle Park" in den Sinn, dessen Storyline eher langweilig daher kommt. Al Pacino verleiht dem Film aber eine ganz eigene Aura. Wie man so sagt, "trägt er den Film". Nicht viele Schauspieler sind in der Lage einen Film (oder gar Serie) zu tragen. Die, die es aber können, sind für mich ganz klar "gute" bis "sehr gute" SchauspielerInnen. Wie bereits erwähnt gehört für mich Al Pacino in diese Kategorie. Ebenfalls würde ich James Stewart, Bradley Cooper, Jon Hamm, Grace Kelly und den unglaublich wandelbaren James Franco hinzuzählen, deren meisten Filme mich äußerst begeisterten. Auch darf man Jake Gyllenhaal nicht unterschätzen und vor allem Cuba Gooding Jr., der imo einer der meist unterschätzten Schauspieler ist.
Klar, Sympathie und Charisma spielen auch eine große Rolle. Was nutzt die beste objektive Leistung, wenn ich den Typen subjektiv einfach nicht mag? Da wird's dann echt schwer, mich zu überzeugen. Aber z.B. ein James Franco hat das schon bei mir geschafft, den ich in den Spiderman-Filmen unausstehlich fand. Heute mag ich seine Kunst sehr.
Ein feiner Punkt. Ich mochte Tim Roth zum Beispiel nie so wirklich. Nachdem ich "Reservoir Dogs" gesehen habe, sank meine Sympathie weiter. Dann kam die Serie "Lie To Me" in meinen Player geflattert, dessen Kernthema mich sehr ansprach. Tim Roth bringt die Fälle dort so gut rüber, dass ich ihn mittlerweile sehr mag.
Andersherum funktioniert das eher: das einer so gut wie gar nicht oder schlecht schauspielern kann aber dank Sympathie recht hoch in meiner Gunst steht oder stand.
Auch ein guter Punkt. Charlie Sheen zeigt beispielsweise in fast allen seinen Filmen ähnliche bis identische Gesichtszüge und Verhaltensmuster; verleiht der Rolle also keine individuelle Charakteristik. Dennoch mag ich fast alle Filme mit ihm (und das liegt nicht daran, weil man quasi schon dazu genötigt wird "Two and a half Men" zu mögen). Auch ist Sylvester Stallone wahrlich nicht der beste Schauspieler unter der Sonne. Trotzdem liebe ich die beiden Typen, da sie beide etwas gewisses an sic haben. Was das ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Bei Stallone ist es wahrscheinlich die Brachialität.