Kriterien für eine gute schauspielerische Performance?

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Kriterien für ein gute schauspielerische Performance?

Erfahrung als Schauspieler haben wir doch im Normalfall nur, wenn wir eine Krankheit vorspielen, um nicht zur Schule oder zur Arbeit zu müssen.

Hey, ich hatte in der Grundschule die Hauptrolle in 'ner Schulaufführung. In der höheren Schule hat's nur noch für 'ne Nebenrolle gereicht. Mein Abstieg als Kinderstar begann also recht früh... ;)

Mann, bin ich froh, dass es damals noch keine Handykameras gab. :D
 

TheEnemy_Inside

Leinwandlegende
Registriert
26 Jan. 2011
Beiträge
5.586
Filmkritiken
16
AW: Kriterien für ein gute schauspielerische Performance?

Die hier schon oft angesprochene Überzeugungskraft eines Schauspielers ist natürlich der wichtigste Punkt. Wenn jemand völlig deplatziert agiert, fängt man an über den Film nachzudenken, wie es dax bereits schon ansprach. Ich meine damit, dass man über den Film als Film nachdenkt und das ist imo sehr ungüstig, da man den Film dann nicht mehr als Geschichte wahrnimmt in dessen Dialoge, Bilder und Sound man sich bei der Sichtung eingräbt. Da reicht schon eine inadäquate Minirolle. Besonders schlimm ist es aber natürlich, wenn eine Hauptrolle davon betroffen ist. Da schaltet man dann sehr schnell mal im Kopf ab.

Das Drehbuch und seine Umsetzung fließen selbstverständlich auch stark in die Bewertung ein. Ein ansonsten als gut erachteter Schauspieler kann auch das schlechteste Drehbuch nicht retten. Allerdings mittelmäßige Drehbücher. Da kommt mir "Panik im Needle Park" in den Sinn, dessen Storyline eher langweilig daher kommt. Al Pacino verleiht dem Film aber eine ganz eigene Aura. Wie man so sagt, "trägt er den Film". Nicht viele Schauspieler sind in der Lage einen Film (oder gar Serie) zu tragen. Die, die es aber können, sind für mich ganz klar "gute" bis "sehr gute" SchauspielerInnen. Wie bereits erwähnt gehört für mich Al Pacino in diese Kategorie. Ebenfalls würde ich James Stewart, Bradley Cooper, Jon Hamm, Grace Kelly und den unglaublich wandelbaren James Franco hinzuzählen, deren meisten Filme mich äußerst begeisterten. Auch darf man Jake Gyllenhaal nicht unterschätzen und vor allem Cuba Gooding Jr., der imo einer der meist unterschätzten Schauspieler ist.

Klar, Sympathie und Charisma spielen auch eine große Rolle. Was nutzt die beste objektive Leistung, wenn ich den Typen subjektiv einfach nicht mag? Da wird's dann echt schwer, mich zu überzeugen. Aber z.B. ein James Franco hat das schon bei mir geschafft, den ich in den Spiderman-Filmen unausstehlich fand. Heute mag ich seine Kunst sehr.

Ein feiner Punkt. Ich mochte Tim Roth zum Beispiel nie so wirklich. Nachdem ich "Reservoir Dogs" gesehen habe, sank meine Sympathie weiter. Dann kam die Serie "Lie To Me" in meinen Player geflattert, dessen Kernthema mich sehr ansprach. Tim Roth bringt die Fälle dort so gut rüber, dass ich ihn mittlerweile sehr mag.

Andersherum funktioniert das eher: das einer so gut wie gar nicht oder schlecht schauspielern kann aber dank Sympathie recht hoch in meiner Gunst steht oder stand.

Auch ein guter Punkt. Charlie Sheen zeigt beispielsweise in fast allen seinen Filmen ähnliche bis identische Gesichtszüge und Verhaltensmuster; verleiht der Rolle also keine individuelle Charakteristik. Dennoch mag ich fast alle Filme mit ihm (und das liegt nicht daran, weil man quasi schon dazu genötigt wird "Two and a half Men" zu mögen). Auch ist Sylvester Stallone wahrlich nicht der beste Schauspieler unter der Sonne. Trotzdem liebe ich die beiden Typen, da sie beide etwas gewisses an sic haben. Was das ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Bei Stallone ist es wahrscheinlich die Brachialität. :D
 

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.270
Ort
Duckburg
Filmkritiken
113
AW: Kriterien für eine gute schauspielerische Performance?

Nachdem ich heute Meryl Streep und Tommy Lee Jones in Wie beim ersten Mal gesehen habe, ist wohl der wichtigste Punkt überhaupt, das man beim Schauen eines Filmes völlig vergessen muss, das man "nur" Schauspielern bei der Arbeit zuguckt oder - wie dax es schon erwähnt hat - das wir überhaupt einen Film gucken.
Und wenn das jemand wie Meryl Streep in so vielen überaus verschieden Rollen schafft, dann ist das wirklich ganz große Kunst. :bet:

Das Hauptkriterium ist also eine sowohl natürliche wie auch glaubwürdige Darstellung einer anderen Person bei gleichzeitiger Unsichtbarkeit des eigenen Ichs. Oder so ähnlich... :D
 
Oben