AW: Kino in der Krise
Was bleibt dem Kino also als Anreiz? Sicher die Atmosphäre, die große Leinwand und der Premierenbonus. Nicht wenige werden einen ruhigen Abend vor dem heimischen Bildschirm bevorzugen, weil dort nicht ein paar hundert Leute sitzen, die irgendwann mal husten müssen, aufs Klo rennen, rumknistern, irgendwelche Gespräche anfangen oder im Bild sitzen. An der großen Leinwand kann man sich sattsehen und für daheim einen Beamer beziehungsweise eine mächtige Glotze anschaffen. Bleib also der Anreiz, einen Streifen als erstes im Kino sehen zu können. Und was entscheidet nun darüber, ob ich dem erliege? Eclipsed hat es meiner Meinung nach schon richtig gesagt: einzig die Qualität des Filmes. Meinetwegen kann man hier die Qualität mit der Erwartung an den Film gleichsetzen.
Es ist nicht nur der Anreiz des Films als erstes im Kino zu sehen, sondern Kino ist heutzutage mit Entertaiment gleichzusetzen und daher spiel die Qualität der Filme meines Erachtens auch nicht mehr so eine große Rolle wie früher. Zum Beispiel findet das erste Date oft im Kino statt und wird vielleicht mit einem Restaurantbesuch vor oder nach dem Film ausgeschmückt. Cliquen gehen ins Kino um gemeisam über die neue Adam Sandler- oder Ben Stiller-Komödie zu lachen. Kino ist Gemeinschaft und Unterhaltung und unsere heutige Zeit zeigt, dass Unterhaltung nicht gleichzusetzen ist mit Qualität. In diesem Sinne müssen Kinos mehr zu einem Event werden! Das schmeckt natürlich dem Cineasten gar nicht, welcher den neuen Lynch oder Woody Allen-Film im Kino sehen will, aber durch diese Vorgehensweise erwirtschaftet das Kino am meisten.
Die Frage, die sich mir in erster Linie stellt, ist, ob ich einen Film unbedingt sehen will oder muß. Ist die Erwartungshaltung riesig, aus welchen Gründen auch immer, dann spielt der Preis für eine Ticket nicht die größte Rolle.
Das stimmt auch wieder in einer Hinsicht und das beste Beispiel dürfte „Avatar“ darstellen, aber unter diesem Gesichtspunkt leiden vor allem kleinere Produktionen, Independentfilme und zum Teil auch die Durchschnittsware, welche für den gemütlichen Pärchenabend konzipiert worden sind, denn bei höheren Preisen überlegt man sich vielleicht zweimal ob man seine Freundin ins Kino einlädt oder vielleicht doch einen gemeinsamen Abend woanders verbringt.
Ganz so schlecht kann es dem Kino doch gar nicht gehen, solange noch neue Umsatzrekorde eingefahren werden. Mag sein, daß es sich etwas zuspitzt und ein Avatar dann alles in den Schatten stellt, während andere Produktionen darunter leiden. Dann ist es aber höchstens ein Problem in der Breite und keineswegs in der Spitze.
Wie schon oben geschildert. Die Eventfilme locken die Leute, denn schließlich hat fast jeder in Deutschland über „Avatar“ geredet und schließlich will man ja mitreden können.
Und wenn ich mir die
Zahlen der deutschen Kinogänger so Jahr für Jahr betrachte, dann wird doch deutlich, daß Ende der 60er, Anfang der 70er ein starker Abschwung da war. Seitdem ist das Bild doch ziemlich gleich geblieben, wenn man die Schwächephase Mitte bis Ende der 80er außen vorläßt. 1972 sind 149,8 Millionen Zuschauer in die Kinos gewandert, 2009 waren es 146,3 Millionen. Bei den ganzen gesellschaftlichen und medialen Entwicklungen eigentlich ziemlich erstaunlich, daß das Niveau gehalten werden konnte.
In dieser Hinsicht sehen die Zahlen wirklich nicht so „schlecht“ aus, aber dennoch ist für mich noch deutlich Luft nach oben. Auch weiß ich nicht ob man in dieser Hinsicht die nackten Zahlen so einfach vergleichen kann aus dem Jahre 2009 mit denen aus den 70er Jahren, denn es wirken noch eine Menge andere Faktoren mit u.a. Anzahl der Kinos etc.. Ich werde mich auf jeden Fall noch näher mit den Zahlen auseinandersetzen.
Ich denke, daß es eher die Qualität der Filme insgesamt war, die nicht noch mehr Menschen ins Kino gelockt hat. Ein "Rekordjahr" wie 2001, das schon heraussticht, ist für mich nicht anders zu erklären.
Ich würde es wieder einmal nicht unbedingt nicht auf die Qualität schieben, sondern auf den 3-D-Zuschlag, den digitalen Zuschlag und generell der Preisanstieg, denn aus diesem Grund sind sehr viele Familien nicht mehr ins Kino genganen. Außerdem fand wieder einmal eine WM statt und diese bereitet den Kinos immer Probleme. Hinzu kommen noch komische Verleihfenster von Kinofilmen in Deutschland. Eine Schwemme an Animationsfilme am Ende des Jahres, „Oscarfilme“ zu Beginn und zwischenzeitlich jede Woche ein neuer „Frauenfilm“. Im Winter hat das Wetter verrückt gespielt und unter so welchen Faktoren leidet das Kino ungemein.
Vielleicht hätte der Autor ganz einfach deutsche Filme und internationale Filme in der Betrachtung einfach strikter trennen müssen. Denn auf unser Thema hier übersetzt mußte die Frage ja lauten: Deutsche Kinofilme in der Krise?
Das würde ich nicht als Aufhänger für den ganzen Artikel ansehen, denn schließlich stellt dieses Jahr für den deutschen Film eigentlich nur eine Ausnahme dar, denn die letzten Jahren liefen für den deutschen Film astrein und seine Forderung nach Komödien war nur zukunftsorientiert, denn auch mir scheint es so, dass zurzeit sehr viel mehr Dramen entstehen.
Denn das scheint mir der Aufhänger zu sein, daß deutsche Produktionen im abgelaufenen Kalenderjahr kaum Zuspruch an den Kassen erfahren haben und er als Drehbuchlieferant indirekt darunter zu leiden hat. Ich bin ja auch der Meinung, daß sich Komödien wie die von oder mit Til Schweiger glänzend bei uns machen und die Leute das gerne sehen wollen. Ebenso Bullys Produktionen, die finden offensichtlich regen Zuspruch. Nur muß deshalb alles gleich Komödie sein? Auch hier sehe ich mehr ein generelles Qualitätsproblem. Kann sich ein deutscher Actionfilm mit einem aus Hollywood messen, dessen Budget womöglich vielfach höher ist und mit wesentlich bekannteren Gesichtern locken kann? Scheinbar nicht so richtig, das dürfte im humorigen Genre leichter sein, weil globale Produktionen aus der Traumfabrik sicher nicht die Feinheiten unseres Humors berücksichtigen oder den Streifen darauf zuschneiden. Das ist zwar verallgemeinert, aber immerhin mein Erklärungsansatz, warum Filme aus den USA in der Spitze sehr viel mehr Besucher anlocken und nur heimische Produktionen aus dem Genre Komödie mehrere Millionen Zuschauer vorzuweisen haben.
Ihn als Drehbuchlieferant zu bezeichnen, ist eher unpassend, denn er beschäftigt sich viel mehr mit der Kinowirtschaft als mit der kreativen Arbeit dieses Gewerbes. Deine Ansichten, warum Komödien erfolgreichen sind als andere Filme kann ich vollkommen zustimmen.
Das ist eine sehr interessante Frage! Ich bin mir da nicht sicher ob es am fehlendem Talent oder am Zutrauen liegt. Fakt ist, das wenn mal ein deutscher Film gedreht wird es sich entweder um eine Komödie handelt, oder aber um eine TV Produktion die meisten mit immer den selben Leuten gedreht wird! Der Mut, auch mal unbekannten Schauspielen bei einem größeren Projekt die Chance zu geben sich zu beweisen scheint mir einfach in Deutschland nicht vorhanden. Da muss ein Mario Adorf oder ein Hannes Jänicke oder eine Veronika Ferres mit an Bord sein damit so ein Projekt irgendwie bemerkt wird und wahrscheinlich auch die nötige Finanzierung bekommt.
Das ist wahrlich eine Problem beim deutschen Film, aber auch beim deutschen Kinopublikum, denn viele schrecken generell vor deutschen Produktionen zurück und Experimente beim Thema Film werden in Deutschland zu wenig vorgenommen, was u.a. auch am Geld liegt.
Aber von der Art und Weise her einfach nur miserabel, obwohl man versucht hat den ganzen Film etwas internationaler Wirken zu lassen, aber man hat halt wieder nur kopiert anstatt eigenes mit reinzubringen.
Und dennoch haben diese Filme noch gute bis solide Einschaltquoten und daher gibt es anscheinend noch genug Leute, die sich für diese Kopien interessieren.
Und da sind die Schweden z.B. einfach konsequenter. Sie drehen Filme anders und so wie sie meinen das es wirkt und der Erfolg gibt einem recht. Man wird nie in einem schwedischen Film den üblichen Sterotyphen eines Cops aus den USA sehen. Es sind andere Charaktere die aber genau diesen Charme dieser Filme ausmachen!
Schweden ist ein gutes Beispiel für eine Filmkulutur, die sich in den letzten Jahren international ein gutes Image aufgebaut hat. Dennoch muss auch hier gesagt werden, wie bei allen anderen Filmnationen, dass nur ein Bruchteil der Filme es nach Deutschland ins Kino oder auf DVD schaffen. Es gibt also einen Filter, der den übelsten Schund sofort im anderen Land lässt. Diesen Filter gibt es bei den deutschen Film nicht und daher entsteht das subjektive Gefühl, dass Deutschland mehr Müll prodziert als andere Nationen.
Da wirst Du nunmal keinen Kommisar finden der eine Tür eintritt oder eine wilde Verfolgungsjagd über die A1 macht wo unzählige Autos zu Bruch gehen! Sowas würde sich kein Polizeibeamter in der Realität rausnehmen! Verdächtigte werden zwar verfolgt, aber halt nur solange nicht das Leben des Beamten oder anderer in Gefahr ist.
Im Amerika sind auch nicht alle Cops so drauf wie in den Filmen.
Es gibt durchaus viele anders gelagerte deutsche Filme, als Beispiele seien nur mal "Gegen die Wand", "Das Experiment", "Muxmäuschenstill" oder "Requiem" genannt. Leider haben deutsche Filme dieser Art im Kino nur selten Erfolg (wenn sie dort überhaupt denn überhaupt laufen), weil eben die Leute lieber in Hollywood-Blockbuster rennen. Was ja auch irgendwie nachvollziehbar ist: eine bombastische Effektorgie kommt im Kino nunmal besser als ein dialoglastiger, womöglich noch ein eingeschaltetes Gehirn voraussetzender Film.
Genau das meine ich. Effekte und Bombast sind Anzieher für's Kino und nicht unbedingt die Qualität. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder.
Ich denke auch dass es viele Faktoren sind, die die den langsamen Zerfall begründen. Faktoren die einfach mit der Veränderung unseres Umfeldes zusammenhängen. Wenn man sich nur mal den Technischen Fortschritt der letzten 20 Jahre anschaut, seien es Computer, Handys, Autos, Spielkonsolen, Fernseher oder was auch immer.
Wie gesagt, für mich ist die Krise ein Konstrukt aus diesen ganzen Veränderungen. Ich will ganz bestimmt nicht auf alle davon verzichten, aber so ein kleines gemütliches Kino zum kleinen Preis in der Nachbarschaft/Nachbarort...ja das hätte was. Da wären mir Bild und Ton auch nicht so wichtig, das Feeling wäre mir da viel wichtiger.
Durch diese Veränderungen leidet das Kino indirekt auch und vor allem die mulimedilaen Dinge bieten auch Unterhaltung und sind somit Konkurrenz für's Kino.
Ich bin der Meinung, was hier auch schon mal erwähnt wurde, das die Kinos dann und wann einfach Themenabende machen sollten.
In dieser Hinsicht habe ich es sehr gut, denn in Münster gibt es sehr oft so welche spezielle Veranstaltungen. Entweder Aktionen, die über mehrere Wochen hinweg gehen und als Thema haben: Nouvelle Vague, Science-Ficiton-Klassiker, Filme von Jean Luc-Godard, Filme von den Coen-Brüdern und auch das Cineplex hat an einem Wochenende viele Eastood-Filme gezeigt.
Nur bekommen viele Kinobetreiber den Hals nicht voll. Da baut einer ein CinemaxX - dann muss der nächste gleich mal ein UCI daneben setzen. Das ist doch idiotisch. Die Menschen gehen doch deswegen nicht öfter in die Kinos. Die Kinobetreiber machen sich damit selbst das Leben schwer!
Dennoch geht das Kinosterben weiter voran und viele kleine Kinos können sich nicht mehr halten.
Das Problem am Deutschen Film ist halt, dass diese Branche es nicht versteht, sich selbst zu vermarkten.
Die Musikindustrie macht das wesentlich besser.
Casting-Shows, X-Faktor, DSDS usw sind schon clevere Projekte.
Deutsche Filmschauspieler kennt hingegen kaum jemand. Hier fehlen ganz einfach die STARS. Um das für die BUNTE, GALA usw. interessant zu machen, müssen sich Stars auch wie eben solche verhalten und nicht nur in Jeans und T-Shirt auf Premieren auflaufen.
Frankreich macht das schon seit Jahrzehnten viel besser.
So eine Filmkultur fehlt in Deutschland leider.
Auch hier kann ich zustimmen, denn Deutschland besitzt wirklich keine richtige Filmkultur. Dennoch bin ich froh, dass die Filmindustrie es nicht der Musikindustrie nachmacht, denn so vielen neuen Dreck, wie es die Musikindustrie macht, könnte ich in der Filmwelt nicht ertragen. Außerdem ist für mich DSDS schon lange keine Talensuche mehr, sondern eine Freakshow.