Killer Cop
Kommissar Rolandi ist irgendwie ein wenig anders als andere. Dies wird schon direkt zu Beginn des Films hervorragend rausgearbeitet. Sei es durch seinen Wecker, den er so platziert, dass er kaputt geht, wenn er nicht aufsteht oder seinen Mercedes. Der ist zwar alt, aber er hebt sich dennoch komplett von den typischen italienischen Kleinwagen dieser Zeit ab. Rolandi ist eben nicht dieser typische Bulle. Er arbeitet in der Drogenfahndung und ermittelt in einem Hotel gegen einen Kongressabgeordneten, den er mit Hilfe des Portiers ablenken kann, um sein Zimmer zu durchsuchen. Nur doof, dass in diesem Moment eine Bombe im Hotel hochgeht, die einer Menge Menschen das Leben kostet. Natürlich ist die Explosion kein Fall mehr für die Drogenfahndung, weshalb der Generalstaatsanwalt die Ermittlungen persönlich übernimmt. Dennoch schaltet sich Rolandi nach einer Zeit auf eigene Faust in die Ermittlungen ein, da er durch einen Zeitungsbericht ein Detail wahrnimmt, das ihm äußerst seltsam vorkommt. Dies gefällt dem Generalstaatsanwalt absolut nicht.
Luciano Ercoli, der zu Beginn seiner sehr kurzen Karriere 3 hochklassige Gialli ablieferte, wechselte mit „Killer Cop“ zum Poliziesco, was allerdings dort sein einziger Beitrag bleiben sollte. Dies ist wirklich äußerst schade, da er auch in diesem Metier einen klasse Film abgeliefert hat. Im Gegensatz zu einigen anderen Filmen dieser Zeit, bewertet Ercoli den Bombenanschlag nicht politisch und setzt hierzu auch kein Statement. Das Gegenteil ist der Fall. Da Italien in den 70ern ja von mehreren Bombenanschlägen durchgeschüttelt wurde, die von links und rechts verübt worden, gab es viele Regisseure, die diese Thematik eben auch aus politischer Sicht filmten. Ercoli hingegen interessierten im Film nicht die Motive und er beleuchtet weder Hintermänner noch irgendwelche Verstrickungen. Er setzt den Fokus klar auf seinen ermittelnden Polizisten und die Schwierigkeiten der Polizei, wenn die Justizbehörde einen anderen Weg beschreitet. Auch deshalb ist „Killer Cop“ einmal mehr ein extrem dämlicher deutscher Titel, da der Originaltitel eher so etwas aussagt wie „Der Polizei sind die Hände gebunden“.
Mit Claudio Cassinelli als Kommissar hat man natürlich eine perfekte Wahl getroffen. Er spielt in etwa die gleiche Rolle wie in Sergio Martino`s „Suspected death of a minor“, die ihm einfach perfekt zu Gesicht steht. Ein äußerst intelligenter Polizist, der auch vor Taten nicht zurückschreckt und gerade wenn er ein Ziel vor Augen hat, auch nicht immer im Bereich des Gesetzes bleibt. Dazu immer ein wenig exzentrisch, introvertiert aber liebenswert. Mit ihm hätte ich mir auch eine ganze Serie anschauen können. Leider verstarb der Darsteller bei den Dreharbeiten zu „Paco“.
Aber nicht nur der Plot, die Darsteller und die Inszenierung machen den Film sehenswert, sondern ganz klar auch die Musik von Stelvio Cipriani, der zu meinen italienischen Favoriten gehört. Auch hier untermalt er die Bilder in seiner urtypischen Art und bringt dem Film massig Atmosphäre. Direkt schon zu Beginn fühlt man sich in dem Film durch die Musik sofort heimisch.
Wer also auf stimmige italienische Polizeifilme der 70er steht, kann hier bedenkenlos zugreifen.