Cape Fear (Ein Köder für die Bestie)
Max Cady wird vom Rechtsanwalt Sam Bowden bei einer versuchten Vergewaltigung in flagranti erwischt. Da er Zeuge der Tat war, sagt er auch vor Gericht aus und bringt damit den Angeklagten für 8 Jahre hinter Gitter. Cady schmiedet im Gefängnis Rachepläne und taucht direkt nach seiner Entlassung im Wohnort von Familie Bowden auf und gibt sich auch direkt zu erkennen, damit Sam weiß das er und seine Familie fortan nicht mehr sicher sind. Allerdings ist Cady verdammt intelligent, weshalb er sich nichts zu Schulden kommen lässt, aber dennoch die Familie terrorisiert. Sein Endziel sieht aber bei Weitem nicht nur Terror vor.
J. Lee Thompson schuf mit „Cape Fear” einen richtigen Nervenzerrer, der sich schon früh im Film positioniert und die Spannungsschraube von Beginn an dreht. Cady entwickelt sich von Minute zu Minute mehr zu einem kalten, boshaften und hochintelligenten Scheusal, welches man einfach nur hassen kann. Aus diesem Grund geht der Film auch mutige und kontroverse Wege, da er dem Zuschauer jedes Verständnis abringt, diesen Menschen zu ermorden. Es ist fantastisch, wie er mit diesen Mitteln spielt, um den Zuschauern und auch der Familie Bowden zu diesen Überlegungen zu animieren. Man weiß, dass dieser Mensch etwas Schreckliches tun wird, kann aber nichts machen, weil man warten muss, bis er es getan hat. Diese Konstellation, die dadurch erschaffene Unruhe und die rechtlich abgesicherte Übermacht des Gegners, liefern einen wahnsinnig spannenden Film.
Allerdings lebt der Film auch durch seinen Bösewicht. Robert Mitchum spielt Max Cady einfach nur wahnsinnig bedrohlich. Seine Leistung ist wirklich unglaublich beeindruckend und er stellt auch sein Pendant Gregory Peck in den Schatten, der aber natürlich auch eine deutlich passivere Rolle hat. Aber was Mitchum hier rausholt, ist wirklich sensationell und steht seinem Auftritt in „Die Nacht des Jägers“ in nichts nach. Ein weiterer Clou des Films ist natürlich seine Nähe zu Alfred Hitchcock. Regisseur J. Lee Thompson hat sich während den Dreharbeiten öfter überlegt, wie Hitch verschiedene Szenen angegangen wäre, was sich auch im Film widerspiegelt. Nicht nur durch diverse Kameraeinstellungen, sondern in vielen weiteren Details. Mit Martin Balsam ist hier beispielsweise der gleiche Darsteller wie Privatdetektiv Arbogast aus „Psycho“ am Werk und auch das Psycho-Haus ist hier zu sehen. Die Begegnung zwischen Robert Mitchum und Barrie Chase findet nämlich in den gleichen Räumlichkeiten statt und die Szenerie wird von der Kamera aus der Vogelperspektive gefilmt. Das alles reicht immer noch nicht, denn es gibt noch weiteres „Hitchcock-Personal“. Stammeditor George Tomasini, der unzählige Werke des Meisters geschnitten hat, ist hier ebenso an Bord wie Bernard Herrmann, der erneut einen hervorragenden Score ablieferte. Trotz diesen klar zu erkennenden Zutaten bietet der Film aber ein völlig anderes Sujet, weshalb der Film komplett eigenständig und nicht als Hitchcock-Klon rüberkommt.
Auch hier ist es für mich absolut verwunderlich, dass der Film 1962 an den Kinokassen floppte. Manchmal steige ich nicht dahinter, denn dieser Film ist einfach nur erste Sahne!