Jung und unschuldig

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Jung und unschuldig

Robert Tisdall findet die Leiche einer bekannten Schauspielerin am Strand und eilt schnell weiter, um Hilfe zu holen. Zwei junge Frauen, die kurze Zeit später bei der Leiche auftauchen, sehen ihn noch davonlaufen, weshalb er hinterher des Mordes beschuldigt wird, zumal er die Ermordete kannte und auch in ihrem Nachlass großzügig bedacht wurde. Somit besitzt er ein Motiv und da er eben gesehen wurde, wie er sich schnell vom Tatort entfernt, ist die Polizei von seiner Schuld restlos überzeugt. Ausgerechnet die Tochter des Polizeichefs besitzt Zweifel und hilft ihm bei der Flucht, bei der er nur ein Ziel kennt: Seine Unschuld zu beweisen!

Durch die letzten Erfolge die Hitchcock im Thriller erntete, ist er nun endgültig in seinem Hauptmetier angekommen, auch wenn er weiterhin gelegentlich mal ein anderes Terrain betrat. „Young and innocent“ kann aber auch als Einleitung seines Abschieds aus England wahrgenommen werden, denn trotz dieser Hochphase seines britischen Schaffens, bröckelte langsam sein Umfeld. Sein vorheriger Produzent, Michael Balcon, beispielsweise wurde, neben vielen anderen Mitarbeitern, wegen wirtschaftlichen Engpässen gefeuert und sein langjähriger Drehbuchschreiber, Michael Bennett, verließ die Produktion, da er ein lukratives Angebot aus Hollywood erhielt. Bei Wikipedia steht dieser Umstand falsch drin, aber das nur nebenbei. Das fertige Produkt wurde zusätzlich sehr gut in den USA aufgenommen, was David O. Selznick ebenfalls registrierte, weshalb auch schon die ersten Angebote und Einladungen im Hause Hitchcock ankamen.

Der Film überzeugte aber auch wieder durch seine Charaktere und dem fantastischen Inszenierungsstil. Die Kamerafahrten, die durch den höchsten verfügbaren Kran in England bewerkstelligt wurden, sind aber auch einfach faszinierend und für das Entstehungsjahr innovativ und großartig zugleich. Zusätzlich bleibt aber auch die Szene mit dem Fahrzeug in der alten Mine im Gedächtnis, für die Hitchcock in den Pinewood Studios riesige Aufbauten anfertigen ließ, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Die Produktion hatte aber auch viele schöne Nebenschauplätze zu bieten. Hitchcock selbst und auch Hauptdarstellerin Nova Pilbeam waren völlig in den Hund vernarrt, der im Film ebenfalls eine wichtige Rolle spielte, weshalb Hitchcock eine zusätzliche Szene schrieb, um ihn ein paar Tage länger am Set haben zu können. Nova Pilbeam selbst war ebenfalls eine Überraschung. Auch wenn nur 3 Jahre zwischen „Der Mann, der zuviel wusste“, in dem sie die entführte Tochter spielte, und „Jung und unschuldig“ lagen, habe ich sie kaum wiedererkannt. Unbedingt erwähnen muss ich hier aber noch Edward Rigby, der den Landstreicher spielt und für wundervolle und heitere Momente sorgt, die dem Film zusätzlich eine besondere Note verleihen.

Der Mordfall an sich, spielt hier insgesamt eher eine untergeordnete Rolle und dient lediglich als Aufhänger für die Flucht, auf der sich die beiden Hauptprotagonisten kennenlernen, sich näher kommen und trotzdem in einem spektakulären Finale alles geben müssen. Der Weg ist hier also wieder das Ziel, weshalb der Fokus auf leichtfüßigen Gefilden liegt, die aber richtig viel Spaß machen. Insgesamt also ein Wohlfühl-Hitchcock, der zwar spannend ist, aber dennoch einen größeren Wert auf Zutaten der romantischen Komödie legt, ohne dabei die Thriller-Elemente zu vernachlässigen. Eine Mischung, die Hitchcock einfach fabelhaft beherrschte.


Zur Blu Ray sei angemerkt, dass hier hervorragendes Bonusmaterial existiert. Einmal ist sein deutschsprachiger Auftritt beim „Frankfurter Stammtisch“ zu sehen, der, falls man ihn nicht von youtube kennt, eine Unmenge Freude bereitet und zudem ist noch eine Deutsch untertitelte Dokumentation über seine britische Phase enthalten, weshalb allein deshalb die Anschaffung der Disc quasi Pflichtprogramm ist. Zusätzlich sind auch noch beide Synchronisationen an Bord, allerdings habe ich trotzdem den britischen Ton bevorzugt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.928
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
Der Film überzeugte aber auch wieder durch seine Charaktere und dem fantastischen Inszenierungsstil.
Es war meine erste Sichtung des Films und er hat mir gut gefallen. Allerdings weiß ich nicht, wie der Film auf mich gewirkt hätte, würde ich jetzt nicht den kompletten vorherigen filmischen Weg von Hitchcock kennen und hätte ihn mir einfach nur mal so "zwischendurch" an einem Abend angeschaut. Also gerade für die Erstsichtung seiner mir noch nicht bekannten Werke spüre ich gerade einfach, das die chronoligische Retrospektive definitiv Sinn macht und Filme dadurch viel intensiver wirken.

Es ist auch schön zu sehen, dass er immer wieder den Modellbau, welchen er bereits in Number Seventeen für den Film verwendete, einsetzte und verfeinerte. Hier gibt es allerdings eine Einstellung die mir das Ganze zu sehr als Modell entlarfte und zwar der Moment als man den Güterbahnhof sah und das Auto mit Erica und Robert. In der totalen sah man leider zu deutlich das es ein Modell war und sogar zwei Modelfiguren an dem Auto standen, was man natürlich dank der tollen Restauration nun noch viel besser enttarnen konnte, als wahrscheinlich 1937 als diese Szene im Kinosaal lief. Aber ansonsten, auch wenn man natürlich mittlerweile weiß, das es Modelle sind, sah es auch hier wieder toll aus und machte den Film bzw. diese Sequenz sehr lebendig auch wenn es natürlich noch nicht perfekt war. Aber dennoch absolut sehenswert!

Was die Charaktere angeht bin ich auch absolut bei Dir. Sowohl Erica als auch Robert waren super geschrieben, inszeniert und natürlich gespielt von den Beiden. Man fiebert regelrecht mit Ihnen mit ob sie es schaffen Robert´s Unschuld zu beweisen oder ob es ein Bad End wird. Als Zuschauer hat man natürich wieder den großen Vorteil das man durch die Eröffnungsequenz zwar nicht den eigentlichen Mord an Christine Clay sah, aber dennoch kaum ein Zweifel entstanden ist, das es ihr Ex-Mann war der sie aus Eifersucht ermordet hat und es dem vermeindlichen Liebhaber in die Schuhe schieben wollte.

Daher weiß ich nicht, wie die Zuschauer mit der Figur des Roberts symphatisiert hätten, wenn seine Unschuld nicht von Anfang an sehr klar gewesen wäre wenn auch nicht komplett, aber doch so deutlich von Hitchcock inszeniert das man ein sehr starkes Gefühl hat das er unschuldig ist. Und man sah natürlich auch wie er sie Leiche gefunden hat und für mich war es kein wegrennen sondern ein Hilfe holen. Natürlich sah es für Außenstehende wie ein wegrennen aus. Die Eröffnungsszene, auch wenn sie zum restlichen heiteren Grundtin des Films nicht so recht passt, sorgt dafür die Symphatie von Anfang an bei Robert war. Es galt nur noch zu Erfahren, wie er es schafft seine Unschuld zu beweisen.

Die Kamerafahrten, die durch den höchsten verfügbaren Kran in England bewerkstelligt wurden, sind aber auch einfach faszinierend und für das Entstehungsjahr innovativ und großartig zugleich.
Auch wieder eine tolle Szene die mit sehr großer Sicherheit zum Entstehungszeitpunkt ihres gleichen suchte! Auch hier kann ich mir nur wieder ansatzweise vorstellen wie Leute um Hitchcock herum reagiert haben müssen, wenn er mit solchen Wünschen am Set ankam und ihnen sagte er brauche so einen Kran für eine Innenszene. Ich bin mir sicher das niemand außer ihm vorher auch nur die leiseste Idee hatten was er mit diesem Kran auf einem Innenset machen wollte.

Zusätzlich bleibt aber auch die Szene mit dem Fahrzeug in der alten Mine im Gedächtnis, für die Hitchcock in den Pinewood Studios riesige Aufbauten anfertigen ließ, die einen bleibenden Eindruck hinterließen.
Bei dieser Szene musste ich irgendwie unweigerlich, auch wenn es thematisch nichts damit zu tun hatte, an Indiana Jones denken. Irgendwie kam mir da direkt Harrison Ford in mein filmisches Hirn, was aber auch wieder für die tolle Inszenierung von Hitchcock spricht, der hier einen Film im Jahr 1937 inszenierte, dessen Szenerie mich an eine Filmreihe erinnerte, die aber erst rund vierzig Jahre später das Licht der Welt erblickte. Und wenn das ein Film 2024 immer noch schafft, kann ich mir nur ansatzweise vorstellen wie diese Szene damals im Kino auf die Zuschauer gewirkt haben muss! Einfach unglaublich!

Die Produktion hatte aber auch viele schöne Nebenschauplätze zu bieten. Hitchcock selbst und auch Hauptdarstellerin Nova Pilbeam waren völlig in den Hund vernarrt, der im Film ebenfalls eine wichtige Rolle spielte, weshalb Hitchcock eine zusätzliche Szene schrieb, um ihn ein paar Tage länger am Set haben zu können.
Den Hund fand ich auch ein schönes und lockeres Elememt, auch wenn er dann leider ein sehr unschönes Ende fand. Es wurde zwar nicht explizit erwähnt das er in der Mine ums Leben kam, man sah ihn zwar noch aus dem Auto springen, aber wirklich gesehen hat man ihn danach nicht mehr. Er kann es zwar überlebt haben aber ob er danach sein Leben als Streuner verbringen müsste oder ihn die Polizei doch noch gefunden hat überlässt Hitchcock aus meiner Sicht der Phantasie des Zuschauers.

Nova Pilbeam selbst war ebenfalls eine Überraschung. Auch wenn nur 3 Jahre zwischen „Der Mann, der zuviel wusste“, in dem sie die entführte Tochter spielte, und „Jung und unschuldig“ lagen, habe ich sie kaum wiedererkannt.
Man muss hier aber auch wieder das Drehbuch lobend erwähnen. Man hat ihr eine wirklich tolle Rolle auf den Leib geschrieben. Wärhrend in der Romanvolage "das Mädchen" nur ein Nebencharakter war, wurde sie im Hitchcock Film zur Hauptdarstellerin. Eine junge intelligente smarte Frau, die sich aber auch verbal zu helfen wusste. Ich fand den Dialog mit dem LKW Fahrer in Tom´s Hat einfach nur grandios. Eine behütete junge Dame, die wahrscheinlich ihr ganzes Leben noch nicht in so einer Örtlichkeit war, weiß sich selbst zu verteitigen und gekonnt zu kontern. Einfach grandios!

Ich musste auch danach erstmal recherchieren wie alt Nova Pilbeam in The Man, who knew too much, tatsächlich schon war. Für die, die es nicht nachrechnen wollen sie war damals bereits 15, spielte aber aus meiner Sicht ein Mädchen das so max. 12 Jahre alt sein sollte. Ich denke auch hier musste die Produktion auf Grund des Jugendschutzes einen kleinen Kompromiss eingehen, um gewisse Szenen und vielleicht auch die Dauer ihres Einsatzes überhaupt genehmigt zu bekommen. Sonst hätte man hier ja auch eine deutlich jüngere Darstellerin nehmen können. Sie spielte die Rolle dort schon gut, aber konnte natürlich noch nicht soviel zeigen wie nun in Young and innocent. Hier konnte Nova Pilbeam wirklich mehrer Facetten von sich zeigen und hat mir auch gut gefallen in dem Film.

Unbedingt erwähnen muss ich hier aber noch Edward Rigby, der den Landstreicher spielt und für wundervolle und heitere Momente sorgt, die dem Film zusätzlich eine besondere Note verleihen.
In der Tat eine schöne Nebenrolle welche aber auch wichtig für das große Finale war. Wäre es nur der Mantel gewesen, der Roberts Unschuld bewiesen hätte, wäre dies etwas zu einfach gewesen. Dadurch das er den Mantel aber vom eigentlichen Mörder erhalten hatte, war er natürlich eine wichtige Figur um den eigentlichen Täter zu identifizieren.

Der Mordfall an sich, spielt hier insgesamt eher eine untergeordnete Rolle und dient lediglich als Aufhänger für die Flucht, auf der sich die beiden Hauptprotagonisten kennenlernen, sich näher kommen und trotzdem in einem spektakulären Finale alles geben müssen. Der Weg ist hier also wieder das Ziel, weshalb der Fokus auf leichtfüßigen Gefilden liegt, die aber richtig viel Spaß machen. Insgesamt also ein Wohlfühl-Hitchcock, der zwar spannend ist, aber dennoch einen größeren Wert auf Zutaten der romantischen Komödie legt, ohne dabei die Thriller-Elemente zu vernachlässigen. Eine Mischung, die Hitchcock einfach fabelhaft beherrschte.
Das hast Du perfekt zusammen gefasst deadly! Man darf bei Hitchcock eigentlich so gut wie nie den klassischen "whodunit" oder Thriller mit "Aha" Moment erwarten, wobei auch hier natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen ;)

Aber wie Du es so treffend formuliert hast ist hier, wie in sovielen seiner Filme, der Weg das Ziel und dieser Weg macht einfach tierisch spaß. Je mehr ungesehen Filme ich nun von Hitchcock sehe, bzw. sie nun im zeitlichen Kontext chronologisch sichte, wird mir bewusst wie oft Hitchcock in seinen Filmen Elemente der romantischen Komödie mit hat einfließen lassen, ohne sie zu schnulzig bzw. sie zuviel Raum in seinen Filmen einnehmen zu lassen. Ich frage mich langsam wirklich ob es daran lag, das ihm dieses Genre im Grunde sehr gefallen hat, ihm aber die damaligen Filme, welche in diese Richtung gingen, zu bieder waren und er diese Elemente deshalb auf seine Art verfilmen wollte, oder ob es vielleicht sogar ein kalkuiertres Element war um zum einen die Filme für eine breitere Masse zugänglich zu machen und zum anderen vielleicht auch die Zensoren etwas milder zu stimmen bei gewissen Themen. Den gerade durch seinen Genremix in den Filmen sprach er sicherlich deutlich mehr Leute im Kino an, als wenn es alles reinrassige ernste Kriminalfilme gewesen wären in denen immer ein Inspektor von Scotland Yard ermittelt hätte der dann auch immer als Hauptfigur fungiert hätte. Alleine aus diesem Aspekt her, sind seine Filme schon sehr interessant, da sie sich deutlich von der Masse abheben.

Dennoch konnte Hitchcock aber Krimi/Thriller Elemente mit unterbringen und lockerte diese eben mit einer schönen humoristischen Liebesgeschichte auf. Ich fand z.B. auch die Szene auf dem Kindergeburstag von Erica´s Tante sehr spannend inszeniert. Hier kann ich Hitchcock verstehen, das er sehr verärgert darüber war, das diese Sequenz damals in den USA herausgeschnitten wurde, da sie wirklich ein schönes Beispiel dafür ist, wie Hitchcock gerne Spannung aufbaut. Erica´s Onkel hat verstanden das die beiden jungen Leute es eilig hatten und keine Lust mehr hatten auf die neugierigen Fragen der Tante zu antworten. Dadurch das sich aber Robert und Erica zuvor nicht absprechen konnten wer Robert überhaupt in dem Moment sein sollte, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis ihre Lügengeschichte auffliegt. Und diese Spannung gipfelt dann auch noch in der Szene als die neugierige Tante beim Blindekuh spielen bewusst auf der Suche nach Robert war. Eine sehr spannende Szene, auch wenn es hier weder um einen Mord oder ähnliches ging!

Zusätzlich sind auch noch beide Synchronisationen an Bord, allerdings habe ich trotzdem den britischen Ton bevorzugt.
Auch diesen Film habe ich wieder im O-Ton gesichtet, da hier die Synchronisationen zwar etwas besser waren, ich aber keine perfekte für mich gefunden hatte. In der West Synchro hat mir die Synchronstimme von Robert besser gefallen, in der Ost Synchro die von Erica, welche ich in der West Synchro total unpassend fand. Also habe ich mich auch hier recht schnell wieder für den O-Ton entschieden. Man spürt einfach das zum damaligen Entstehungszeitpunkt die Synchronisation noch nicht so weit war wie sie heute ist, und die Synchronfassungen für das deutsche Fernsehn, erst wesentlich später entstanden sind. Ich bin da kein Fachmann, aber das Thema wurde einmal bei X-Rated aufgegriffen die ja auch einige Male schon für Gialli erstmalig neue Synchronisationen erstellt haben. Und selbst da wirken sie etwas befremdlich, also Bild und Ton wirken asynchron, obwohl man sich richtig Mühe gegeben hat, was aber wohl daran liegt das das Bildmaterial deutlich älter als der Ton ist. Anders ist es, wenn die Synchro direkt in dem Zeitraum erstellt wurde, als der Film dann wirklich auch gedreht wurde. Diesen Luxus haben die deutschen Fans bei den ganz alten Hitchcock Filmen leider nicht gehabt, was mich jetzt aber auch nicht groß stört, da es mir wie gesagt bei den britischen Filmen deutlich leichter fällt dem gesprochenem Wort zu folgen.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Es war meine erste Sichtung des Films und er hat mir gut gefallen. Allerdings weiß ich nicht, wie der Film auf mich gewirkt hätte, würde ich jetzt nicht den kompletten vorherigen filmischen Weg von Hitchcock kennen und hätte ihn mir einfach nur mal so "zwischendurch" an einem Abend angeschaut. Also gerade für die Erstsichtung seiner mir noch nicht bekannten Werke spüre ich gerade einfach, das die chronoligische Retrospektive definitiv Sinn macht und Filme dadurch viel intensiver wirken.
Das macht tatsächlich richtig viel Sinn und bringt sehr viel Spaß.
Es ist auch schön zu sehen, dass er immer wieder den Modellbau, welchen er bereits in Number Seventeen für den Film verwendete, einsetzte und verfeinerte. Hier gibt es allerdings eine Einstellung die mir das Ganze zu sehr als Modell entlarfte und zwar der Moment als man den Güterbahnhof sah und das Auto mit Erica und Robert. In der totalen sah man leider zu deutlich das es ein Modell war und sogar zwei Modelfiguren an dem Auto standen, was man natürlich dank der tollen Restauration nun noch viel besser enttarnen konnte, als wahrscheinlich 1937 als diese Szene im Kinosaal lief. Aber ansonsten, auch wenn man natürlich mittlerweile weiß, das es Modelle sind, sah es auch hier wieder toll aus und machte den Film bzw. diese Sequenz sehr lebendig auch wenn es natürlich noch nicht perfekt war. Aber dennoch absolut sehenswert!
Ja, die Modelle waren an dieser Stelle sehr auffällig aber da konnte man mit leben.
Was die Charaktere angeht bin ich auch absolut bei Dir. Sowohl Erica als auch Robert waren super geschrieben, inszeniert und natürlich gespielt von den Beiden. Man fiebert regelrecht mit Ihnen mit ob sie es schaffen Robert´s Unschuld zu beweisen oder ob es ein Bad End wird. Als Zuschauer hat man natürich wieder den großen Vorteil das man durch die Eröffnungsequenz zwar nicht den eigentlichen Mord an Christine Clay sah, aber dennoch kaum ein Zweifel entstanden ist, das es ihr Ex-Mann war der sie aus Eifersucht ermordet hat und es dem vermeindlichen Liebhaber in die Schuhe schieben wollte.
Ja, die Charaktere waren für mich ebenfalls gut geschrieben und es machte sehr viel Spaß sie zu begleiten.
Daher weiß ich nicht, wie die Zuschauer mit der Figur des Roberts symphatisiert hätten, wenn seine Unschuld nicht von Anfang an sehr klar gewesen wäre wenn auch nicht komplett, aber doch so deutlich von Hitchcock inszeniert das man ein sehr starkes Gefühl hat das er unschuldig ist. Und man sah natürlich auch wie er sie Leiche gefunden hat und für mich war es kein wegrennen sondern ein Hilfe holen. Natürlich sah es für Außenstehende wie ein wegrennen aus. Die Eröffnungsszene, auch wenn sie zum restlichen heiteren Grundtin des Films nicht so recht passt, sorgt dafür die Symphatie von Anfang an bei Robert war. Es galt nur noch zu Erfahren, wie er es schafft seine Unschuld zu beweisen.
Das fand ich für die Stimmung des Films ebenfalls sehr wichtig, dass keine Zweifel beim Zuschauer waren. Sonst hätte es nicht so gut funktioniert.
Auch wieder eine tolle Szene die mit sehr großer Sicherheit zum Entstehungszeitpunkt ihres gleichen suchte! Auch hier kann ich mir nur wieder ansatzweise vorstellen wie Leute um Hitchcock herum reagiert haben müssen, wenn er mit solchen Wünschen am Set ankam und ihnen sagte er brauche so einen Kran für eine Innenszene. Ich bin mir sicher das niemand außer ihm vorher auch nur die leiseste Idee hatten was er mit diesem Kran auf einem Innenset machen wollte.
Das habe ich mir auch gedacht. :lol: Hätte gerne die Gesichter der Leute gesehen, wenn er mit solchen Ideen ankam. Genau wie in "Der Mieter", wenn er den Glasboden vorgeschlagen hat.
Den Hund fand ich auch ein schönes und lockeres Elememt, auch wenn er dann leider ein sehr unschönes Ende fand. Es wurde zwar nicht explizit erwähnt das er in der Mine ums Leben kam, man sah ihn zwar noch aus dem Auto springen, aber wirklich gesehen hat man ihn danach nicht mehr. Er kann es zwar überlebt haben aber ob er danach sein Leben als Streuner verbringen müsste oder ihn die Polizei doch noch gefunden hat überlässt Hitchcock aus meiner Sicht der Phantasie des Zuschauers.
ich vermute jetzt einfach mal, das er das überlebt hat.:nice:
Aber wie Du es so treffend formuliert hast ist hier, wie in sovielen seiner Filme, der Weg das Ziel und dieser Weg macht einfach tierisch spaß. Je mehr ungesehen Filme ich nun von Hitchcock sehe, bzw. sie nun im zeitlichen Kontext chronologisch sichte, wird mir bewusst wie oft Hitchcock in seinen Filmen Elemente der romantischen Komödie mit hat einfließen lassen, ohne sie zu schnulzig bzw. sie zuviel Raum in seinen Filmen einnehmen zu lassen. Ich frage mich langsam wirklich ob es daran lag, das ihm dieses Genre im Grunde sehr gefallen hat, ihm aber die damaligen Filme, welche in diese Richtung gingen, zu bieder waren und er diese Elemente deshalb auf seine Art verfilmen wollte, oder ob es vielleicht sogar ein kalkuiertres Element war um zum einen die Filme für eine breitere Masse zugänglich zu machen und zum anderen vielleicht auch die Zensoren etwas milder zu stimmen bei gewissen Themen. Den gerade durch seinen Genremix in den Filmen sprach er sicherlich deutlich mehr Leute im Kino an, als wenn es alles reinrassige ernste Kriminalfilme gewesen wären in denen immer ein Inspektor von Scotland Yard ermittelt hätte der dann auch immer als Hauptfigur fungiert hätte. Alleine aus diesem Aspekt her, sind seine Filme schon sehr interessant, da sie sich deutlich von der Masse abheben.

Im Buch konnte man ja nachlesen, das er das romantische Element mit drin haben wollte, weil eben oftmals die Damen an der Kinokasse entschieden hatte, welchen Film man sich ansieht. Allerdings glaube ich auch, dass es ihm einfach gelegen hat. Zu oft hat er hier wirklich perfekte Szenarien entworfen, als dass es nur kalkuliert gewesen wäre.
Dennoch konnte Hitchcock aber Krimi/Thriller Elemente mit unterbringen und lockerte diese eben mit einer schönen humoristischen Liebesgeschichte auf. Ich fand z.B. auch die Szene auf dem Kindergeburstag von Erica´s Tante sehr spannend inszeniert. Hier kann ich Hitchcock verstehen, das er sehr verärgert darüber war, das diese Sequenz damals in den USA herausgeschnitten wurde, da sie wirklich ein schönes Beispiel dafür ist, wie Hitchcock gerne Spannung aufbaut. Erica´s Onkel hat verstanden das die beiden jungen Leute es eilig hatten und keine Lust mehr hatten auf die neugierigen Fragen der Tante zu antworten. Dadurch das sich aber Robert und Erica zuvor nicht absprechen konnten wer Robert überhaupt in dem Moment sein sollte, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis ihre Lügengeschichte auffliegt. Und diese Spannung gipfelt dann auch noch in der Szene als die neugierige Tante beim Blindekuh spielen bewusst auf der Suche nach Robert war. Eine sehr spannende Szene, auch wenn es hier weder um einen Mord oder ähnliches ging!
Diese Szenen, die er in diesen Filmen immer wieder eingebracht hat, hatten etwas Leichtfüßiges, was ich einfach sehr in diesen Filmen mochte. Sie laden auch deshalb einen ein, sie öfter zu sehen.
Auch diesen Film habe ich wieder im O-Ton gesichtet, da hier die Synchronisationen zwar etwas besser waren, ich aber keine perfekte für mich gefunden hatte. In der West Synchro hat mir die Synchronstimme von Robert besser gefallen, in der Ost Synchro die von Erica, welche ich in der West Synchro total unpassend fand. Also habe ich mich auch hier recht schnell wieder für den O-Ton entschieden. Man spürt einfach das zum damaligen Entstehungszeitpunkt die Synchronisation noch nicht so weit war wie sie heute ist, und die Synchronfassungen für das deutsche Fernsehn, erst wesentlich später entstanden sind.
Aus diesem Grund hatte ich bei den meisten Filmen aus dieser Ära den O-Ton an, da die Synchros oftmals viel später entstanden und irgendwie nicht so richtig gepasst haben.
 
Oben