Jojo Rabbit
Es ist schön – und leider eher selten – wenn man einen Film einlegt und am Ende einfach nur positiv überrascht ist und gar nicht so richtig glauben kann, sowas gutes gesehen zu haben. Noch schöner ist es, wenn man den Film lange Zeit gar nicht auf dem Schirm hatte und so der Überraschungseffekt noch größer ist. Zugegeben, nach den ersten Rückmeldungen hier im Forum zu „Jojo Rabbit“ hatte ich eine gewisse Erwartung, aber selbst die wurde übertroffen.
„Jojo Rabbit“ aus dem Jahre 2019 ist vom neuseeländischen Regisseur Taika Waititi, der bisher unter anderem bei „Thor: Tag der Entscheidung“, „Wo die wilden Menschen jagen“ und „5 Zimmer Küche Sarg“ in Erscheinung trat. Waititi schrieb auch das Drehbuch, das auf dem Roman „Caging Skies“ von Christine Leunes basiert und wofür er 2020 den Oscar in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ gewann.
Die Handlung spielt kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs und man folgt dem 10-jährigen Johannes „Jojo“ Betzler (Roman Griffin Davis), der nicht nur ein überzeugtes Mitglied der Hitlerjugend ist, sondern sich als imaginären Freund auch Adolf Hitler (gespielt von Tiki Waititi selbst) erschaffen hat. Sein Weltbild gerät ins Wanken, als er herausfindet, dass seine Mutter (Scarlett Johansson) eine Jüdin (Thomasin McKenzie) im eigenen Haus versteckt hält.
Wie dieses Werk an die Zeit des Nationalsozialismus herangeht ist großartig und in der Form einzigartig sowie gleichermaßen erfrischend. Eine Satire auf den zweiten Weltkrieg wie man es bisher nicht kannte. Man sieht die Dinge durch die Kinderaugen des zunächst fanatischen „Jojo“ und dabei schafft es der Film wie wenig andere Humor, Trauer und auch die Brutalität des dritten Reiches so zu vereinen. Allein die Gespräche zwischen Jojo und seinem imaginären Freund sind genial. Je länger der Film geht desto ernster wird er, verliert jedoch nie seine humorvolle ironische Note.
Neben der Optik und grandiosen Sets, die der Film an den Tag legt und die manchmal – aufgrund ihrer Detailverliebtheit – an Wes Anderson erinnern, sind es vor allem die Darsteller, welche ebenfalls massiv zur Genialität des Films beitragen. Nicht nur die bereits oben genannten (Haupt)-Darsteller machen ihren Job perfekt, sondern auch jede kleine Nebenrolle ist superb besetzt. Vor allem Sam Rockwell als Hauptmann Klenzendorf zusammen mit seinem Assistent Finkel (Alfie Allen) sind für mich ein kleines Highlight und gemeinsam sorgen sie für einige denkwürdige Szenen. Das zweite kleine Highlight ist aus meiner Sicht Archie Yorks, der den Freund von Jojo – Yorki - spielt. Man sieht ihn zwar nur selten, aber auch diese Szenen sind Gold wert, sympathisch und trotzdem tiefgreifend.
Zu guter Letzt muss noch der Soundtrack erwähnt werden. Dieser überzeugt sowohl mit den eigens komponierten Stücken als auch mit Songs von den Beatles, Tom Waits, Love oder Bowie. Gemeinsam mit den gezeigten Bildern sorgen diese für mehrere Gänsehaut-Momente und kommen perfekt zum Einsatz. Auch hier leistet sich der Film keine Schwäche und bleibt qualitativ auf einem sehr hohen Niveau.
Wie man erahnen könnte, hat mir „Jojo Rabbit“ absolut gefallen und er stellt für mich ein kleines Meisterwerk dar. Inhalt, Drehbuch, Optik, Sets, Darsteller, Soundtrack, das alles ist von allerhöchster Güte. Ich kann nur jedem empfehlen, sich diesen Film zuzulegen und anzuschauen.