Copy & Paste, daher halte ich mich mal nicht ganz an das vorgegebene Muster...
In mein Jahresendfazit fließen nun insgesamt 86 Filme von 2016 ein, wobei ich zum Maßstab gemacht habe, ob die Filme im Jahr 2016 in Deutschland erstmals öffentlich zugänglich gemacht wurden, sei es durch Kinostarts oder Heimkino-Veröffentlichungen. Das entspricht in etwa einem Drittel der insgesamt gesichteten Filme (247). Wie immer werden natürliche jede Menge Filme des gerade verstrichenen Jahres erst in den nächsten Jahren nachgeholt werden. Somit gibt ein Rückblick kurz nach Jahreswechsel nie ein abdeckendes Bild ab, es zeigt aber vielleicht ein wenig die persönlichen Präferenzen auf.
Kinobesuche gab es nur 7.
Gerade bei Serien bin ich naturgemäß eher Spätzünder; insgesamt sieben 2016er-Serien kann ich verzeichnen. Ansonsten viel Älteres, meist aus den Jahren 2014-2015. Zum dritten Mal hintereinander komme ich auf exakt 45 Serienstaffeln.
Ich unterteile die gesehenen Filme wie folgt:
Blockbuster / Comicverfilmung
Gerade in dieser Kategorie ist zu erkennen, dass das Kino den TV-Markt als Konkurrenz zu verstehen beginnt und nun sozusagen selbst in Serie geht, mit sündhaft teuren Episoden. Um hier inhaltlich immer alles verstehen zu können, sollte man wohl möglichst alle Teile gesehen haben. Marvel ist in dieser Disziplin natürlich weiterhin DAS Flaggschiff. The First Avenger: Civil War ist wohl der am stärksten vernetzte, logistisch komplexeste und aufwändigste Film und durchaus auch eine der besten Comicverfilmungen des Jahres, die man aber dennoch äußerst kritisch sehen muss - aufgrund der hohen Taktfrequenz, mit der Superheldenfilme immer noch die Kinos verstopfen, ist selbst dieser groß angelegte Film bei mir völlig unter Radar geflogen, bis er irgendwann auf Blu-ray erhältlich war. Bei der Sichtung habe ich mich außerdem mal in die Situation von jemandem versetzt, der die letzten zehn Jahre verschlafen hat: Wird so jemand in diesem Gewusel überhaupt noch zurecht kommen? Nicht, dass das bei einzelnen Ausgaben von Comics anders wäre, aber deswegen sind Comics ja auch Comics...
DC hechelt da als Spätzünder ein wenig hinterher, versucht aber mit hohem Tempo aufzuholen. Batman v Superman: Dawn Of Justice hat mir als BR-Erstsichtung im Extended Cut besser gefallen als dem Durchschnitt (und das, wo ich doch so Snyder-kritisch bin), ein durchaus bildgewaltiges und angenehm düsteres David-gegen-Goliath-Spektakel. Wieso man dann Suicide Squad mit aufgesetztem Humor (folgend aus aufgesetzten Figuren) und linearem Handlungsnonsens dermaßen in den Sand setzen musste, ist schwer nachzuvollziehen. Das wäre nämlich zu verhindern gewesen, indem man sich nicht derart auf Marktanalysen verlassen hätte. Dem Ziel, einen schlüssigen Bogen zu errichten, der alle Filme des Universums solide verbindet, ist man damit jedenfalls nicht näher gekommen.
Dann gab es da noch Fox, die mit einer schwarzem 0 aus dem Jahr 2016 hervorgehen, was Comicverfilmungen angeht: Mit Deadpool haben sie den pompösen Opern der Konkurrenz mal schön den Mittelfinger ausgestreckt und ein respektloses B-Movie (mit Schwächen, aber eben auch einer Sorglosigkeit, nach der sich viele Zuschauer sehnen) vorgelegt, nur um die einstige Qualitätsserie X-Men zugleich mit Apocalypse zu ihrem Tiefpunkt zu führen: Omnipotenz und Alles-ist-möglich als absoluter Spannungskiller. Langweiliger Gegenspieler, öder CGI-Look, schlecht getroffene 80er.
Soweit zu den Helden in Strumpfhosen; solche im All gab es auch mal wieder in zweifacher Ausführung, denn die alten Sternenlegenden traten gegeneinander an. Star Trek Beyond fährt nach dem fehlkonzipierten "Into Darkness" Kurskorrektur und liefert ein flottes SciFi-Abenteuer, ohne allerdings echte Wagnisse einzugehen, am Ende ist das auch nur flüchtiges Blockbuster-Entertainment. Mit Rogue One liefert das gerade erst reanimierte Star-Wars-Universum sein erstes Spin-Off und womöglich schon den ersten kreativen Sargnagel: Zwar sehen die Sternenschlachten am Ende besser aus als alles aus Episode VII, aber es macht sich irgendwie schon erste Serien-Müdigkeit breit wenn man bedenkt, was da noch kommen soll. Danke fürs Mürbeklopfen, Marvel...
Michael Bays Turtles-Neuauflage orientiert sich auch im zweiten Teil namens Out Of The Shadows deutlich an obigen Superhelden-Vorgaben und wird damit nimmermehr in irgendeiner Weise der Vorlage gerecht, aber immerhin ist der neue Film im Gegensatz zum ersten als hohle Dummdumm-Unterhaltung zu gebrauchen. Ähnlich verhält es sich mit Warcraft - The Beginning, der mit seinem Let's-Play-Gestus immerhin so selbstverständlich auftritt, dass man daran durchaus Freude haben kann, zumal es ohnehin nicht viel gute Fantasy gibt (Peter Jackson hat mit seinem Lebenswerk viel erreicht, ernsthafte Nachfolger hat er aber nicht hervorgebracht).
Neuauflagen bekannter Stoffe gab es auch. Etwa Independence Day, der wohl katastrophalste Blockbuster des Jahres, mit dem Emmerich alles falsch macht, was er falsch machen konnte. Um so tragischer, als dass das Original durchaus eine spaßige 20-Jahre-später-Fortsetzung hätte hergeben können. Weiter zurück reichen sogar die Wurzeln von Ghostbusters, dem ohne Frage streitbarsten Blockbuster des Jahres, der sich die Suppe zum Teil aber auch selbst eingebrockt hat, weil er mindestens so regressiv wie progressiv vorgeht. Dabei ist der Film nun wirklich schlecht genug, dass es nicht nur Frauenhasser sein müssen, die ihn nicht mögen. Vielleicht kann man noch Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln als Verfilmung einer klassischen Vorlage in diese Kategorie aufnehmen - noch schlechter als Tim Burtons Vorgänger und vermutlich bald schon vergessen wegen eines besonders haarsträubenden Falls von Style Over Substance.
Steven Spielberg wollte von all dem seelenlosen Krawall nichts wissen und schickte den altmodisch anmutenden Big Friendly Giant ins Rennen. Dabei lieferte er ein Big Friendly Movie, harmlos, niedlich und ein wenig belanglos. Ein reiner Kinderfilm eben, als solcher gar nicht so schlecht, aber aufgrund der fortschreitenden Animationstechnik sicher schon bald wieder überholt, denn immer noch sehen menschenähnliche CGI-Kreationen nicht wirklich überzeugend aus (was aber auch ein Problem von Rogue One war).
In die Sparte Blockbuster-Trash gehören The Huntsman And The Ice Queen mit dem erbärmlichen Versuch, selbst ohne die Titelfigur eine Franchise aufzubauen, sowie Gods Of Egypt, der so schlecht ist, schlechter noch als die kämpfenden und zornigen Titanen der letzten Jahre, dass man das eigentlich nur als Absicht nehmen kann. Auf diese Weise macht er mit einem Bier in der Hand vielleicht sogar Spaß.
Im Dschungel tanzte auch der Bär: The Jungle Book möchte man wegen all der animierten Tiere und des künstlichen Looks fast schon in die Kategorie Animationsfilm packen, Legend Of Tarzan bereitet die ebenfalls über Disney bekannte und hier von Warner vertriebene Geschichte etwas unzeitgemäß auf. Immerhin macht die Affenprügelei schon wieder Appetit auf den kommenden dritten Teil von "Planet der Affen", der hoffentlich mit all den vorangegangenen Filmen den Boden aufwischen wird.
Animationsfilm
Same Procedure as every year: Knopfäugige Puschelwesen, viel Action und am Ende wird getanzt. Gerade über Pets wurde ja mit unendlich vielen Üs in "süß" berichtet und ist als Film über Haustiere natürlich ein Selbstläufer, dabei beweist er erschreckend wenig Beobachtungsgabe für die Hausbewohner (was man im Trailer sieht, ist schon das Ende der Fahnenstange). Einer der schwächeren Animationsfilme des Jahres. Die Videospielverfilmung Ratchet & Clank war natürlich noch schlechter, aber was will man schon vom "Barbie"-Animationsstudio erwarten... von Angry Birds dagegen erwartete man nichts und bekam zumindest in der ersten Hälfte immerhin eine bissige Satire auf Massenblödheit aus der Feder von Simpsons-Autor Jon Vitti, bevor die Videospielmechanismen übernahmen. Unter den gängigen Animationsfilmen begeisterten noch am meisten Kung Fu Panda 3 mit seinem nach wie vor einzigartigen Look und fantasiereichen Design sowie der sehr erwachsene und ausgefeilt wirkende Zoomania, dessen Plot mehr Substanz hat als jeder der anderen genannten. Wirklich herausragend war aber nur der Stop-Motion-Film Anomalisa von Charlie Kaufman, eine wunderbare Abhandlung über Identität und Routine.
Action
Mit Hardcore hat wenigstens ein Film Innovationen ins Actionfach gebracht. Auch wenn er nicht in jeder Hinsicht geglückt ist, könnte der POV-Film Wegbereiter werden für ausgefeiltere Werke dieser Art. Da würde man gerne mehr von sehen.
Davon abgesehen ist nicht viel mit Innovation: zum dritten Mal schlüpft Donnie Yen in die Rolle des Ip Man (neben drei weiteren Verfilmungen ohne seine Beteiligung), Jason Statham kloppt sich für die Fortsetzung The Mechanic - Resurrection routiniert durch Gegnerreihen (immerhin im hübschen Inselambiente), Kathryn Bigelows Point Break wurde mit Sinn für verwegene Stunts in schöner Umgebung, aber ohne jeden Hauch von Seele neu aufgelegt und seine Rückkehr als Jason Bourne hätte sich Matt Damon sparen können - hier gab es keinerlei Bedarf. Auch London Has Fallen ist einfach nur noch reaktionärer Stumpfsinn, nachdem der etwas bessere Vorgänger auch schon dem Konkurrenzprodukt "White House Down" in vielen Dingen unterlegen war. Jackie Chan lasst mit Skiptrace seine Buddy-Erfolgsformel noch einmal aufleben (gar nicht so ununterhaltsam, aber doch sehr formelhaft) und mit Kickboxer – Die Vergeltung wurde der wohl einfältigste Kampfsportfilm aller Zeiten geremaked, nur hat man dabei dessen naiven Charme vergessen. American Ultra gehört dann zu den comicartigeren Vertretern im weiteren Bereich Action, ist aber eigentlich ein Genrezwitter und genauso gut als Komödie oder Drama rezipierbar.
Michael Bay ging es ausnahmsweise mal seriöser an und machte dabei nicht einmal eine schlechte Figur (13 Hours – The Secret Soldiers Of Benghazi), auch Bastille Day war sehr nah an der Realität, vielleicht etwas zu nah, da er von der Realität eingeholt wurde, aber zumindest als flott choreografiertes Actionkino mit Buddy-Elementen funktioniert. Auf das Stichwort "Realismus" hört auch Triple 9, doch der hätte sich gerne mehr Zeit nehmen dürfen, um den lückenhaften Plot zu vervollständigen; so sieht das aus wie ein Zusammenschnitt aus einer TV-Miniserie. No Escape tarnt sich ebenfalls als realistischer Film, ist aber eher ein rasant geschnittener Survival-Thriller mit reißerischen Tendenzen, unterhaltend und manipulierend.
Auf dem Videosektor habe ich mich mit Extraction – Operation Condor noch einmal vergewissert, weshalb man heutzutage keinem Film trauen sollte, der mit Bruce Willis auf dem Cover wirbt, und John Travolta tritt mit dem Rachefilm Rage – Tage der Vergeltung in die Fußstapfen von Nicolas Cage, ohne ganz an dessen Motivation heranzureichen.
Horror / Creature Feature / Thriller
Das Horror-Genre hatte mich letztes Jahr mit einigen Innovationen begeistert, in diesem Jahr ist davon nicht mehr so viel übrig. Zwar habe ich mit dem existenzialistischen Baskin in Tradition von „Hellraiser“ möglicherweise zum ersten Mal einen türkischen Film gesehen und einen sehr ambitionierten noch dazu, es überwog aber das Spiel auf Sicherheit: Ein Conjuring 2 steht den anderen starken Geisterfilmen der Wan-Schule handwerklich in nichts nach (die von Stefan erwähnte Geist-mit-Bild-Szene ist für mich ebenfalls der Horrormoment des Jahres), verströmt aber reine Routine. Obwohl ich es im Nachhinein verstörend fand zu erfahren, dass die eindeutig CGI-getrickste und dadurch wenig gruselige Hundeverwandlungsszene, für die ich mir Javier Botet als realen Darsteller gewünscht hätte, de facto NICHT animiert war – und von Botet gespielt wurde! Das machte es dann doch wieder gruselig...
Geister hatten auch sonst mal wieder Konjunktur. Mit Lights Out durfte der Regisseur des gleichnamigen Kurzfilms sein Langspieldebüt feiern und macht dabei handwerklich auch eine gute Figur, auch wenn sich erst noch herausstellen muss, ob er mehr kann als das Licht an- und auszuschalten; in Abbatoir wird eine optisch sehr kreative Geisterwelt aus gestohlenen Räumen (!) erschaffen, die aber in Sachen Drehbuch, Regie und Schauspiel wenig überzeugend aussfällt; The Forest reanimiert noch einmal die von „Ring“ und „The Grudge“ vor langer Zeit ausgelöste Nippon-Horror-Welle und überzeugt zwar optisch mit atmosphärischen Waldbildern, leidet aber an der schwachen Story und einer unsympathischen Hauptdarstellerin. The Boy ist altmodischer Puppenhorror im Schloss-Ambiente, in allen Belangen eher zweite Klasse. Ein jüngeres Publikum gruselte sich in der überraschend gelungenen Hommage an das Lebenswerk des Autoren der Gänsehaut-Bücher.
Creature Features haben nicht viele in meinen Player gefunden. Tremors 5 zu schauen war natürlich obligatorisch. Auch viele Jahre nach der Hauptreihe ist der neue Teil der Graboidensaga nicht besser oder schlechter als die erste und zweite Fortsetzung (besser aber als die dritte). Nach dem sehr ordentlichen „Big Ass Spider“ (und weil ohnehin ein Faible für guten Spinnenhorror vorhanden ist) war auch Lavalantula an der Reihe. Mendez kann es besser als die Asylum-Quarknasen, dennoch bewegt sich das alles genau in diese Richtung. Die Rückkehr zu echtem Trash mit handgemachten Effekten würde viel mehr Spaß machen, immerhin macht es Laune, alte Police-Academy-Darsteller wiederzusehen. Mit Freaks Of Nature ist der Hype um wild gemischte Werwölfe, Vampire und Zombies hoffentlich bald mal zu Ende; letztere vermischt „Stolz und Vorurteil & Zombies“ immerhin einigermaßen homogen mit einem historischen Stoff und geht dabei back to the 90s, als Hollywood-Kämpferinnen in Fetischklamotten wie Cameron Diaz oder Milla Jovovich gerne mal an Wirework hingen. Cloverfield Lane überrascht mit dem härtesten Genre-Bruch des Jahres und kann dabei als beklemmendes Kammerspiel überzeugen; ähnlich beklemmend fiel Blake Livelys Zweikampf mit einem angepissten Hai aus. Haifilme hat ja dank Asylum zuletzt niemand mehr ernst genommen und da kommt plötzlich The Shallows daher und macht zwar nicht Spielbergs Meilenstein Konkurrenz, aber legt sich mit allem an, was danach kam. Wenn man Cabin Fever – The New Outbreak auch als Creature Feature bezeichnen will, markiert es das Schlusslicht und überhaupt einen der schlechtesten und überflüssigsten Filme des Jahres.
Ja und wo ist eigentlich der Torture Porn hin? Glücklicherweise fast zum Stillstand gekommen, lediglich Rape & Revenge wirft hin und wieder mal ein paar Früchte ab. Mir fiel Rache – Bound To Vengeance in die Hände, einem Film, dem ich von Cover wegen als dreistes Rip Off von „I Spit On Your Grave“ nie über den Weg getraut hätte, der im Rahmen seiner Möglichkeiten aber doch recht motiviert einen originellen Plot aufrollt.
In Sachen Retro-Kino habe ich mich mit Francesca befasst, ein leider fehlgeschlagener Versuch, den Giallo wiederzubeleben. So wie hier mit Farbfiltern, grellen Kontrasten und voyeuristischen Perspektiven herumgeschleudert wird, zeugt es nur von einem oberflächlichen Verständnis für dieses Genre.
Weniger Horror als vielmehr Thrill wird im Bankettfilm The Invitation geboten, dessen spannende Prämisse nur teilweise aufgeht.
Des Beste zum Schluss: The VVitch – A New-England Folktale, gerade erst gesichtet, ein Kleinod suggestiven Horrors, ganz ohne Buh-Effekte oder sonstige Spielereien. Kleines Detail am Rande: Etwa in Minute 40 (Blu-ray, auf DVD etwa Minute 38), sieht man in einem einzelnen Frame eine kurze Einblendung „00J3“, während ein diabolischer Hase durchs Bild hoppelt. Scheint keine inhaltliche Bedeutung zu haben, sondern wohl eher ein Filmfehler zu sein, aber bezeichnend, dass daraus bereits Verschwörungstheorien gestrickt werden. Aberglauben ist schließlich auch eines der dominierenden Themen des Films.
SciFi
Fand praktisch nicht statt. Ich bin regelrecht verblüfft, dass in der Abrechnung nur zwei Titel verzeichnet werden können: einmal Midnight Special, ein ambitionierter, aber in meiner Wahrnehmung leider gescheiterter Mystery-SciFi-Film des Regisseurs von „Take Shelter“ und „Mud“, dann noch Denis Villeneuves Arrival, dessen intelligenter Gegenentwurf zum Krawallkino die Ehre Hollywoods rettet und der auch zu den besten Filmen des Jahres gehört.
Komödie
Komödien sind nie einfach, das sieht man dann auch an den diesjährigen Ergebnissen wieder: mit Hail, Caesar! und The Nice Guys finden sich immerhin zwei vergnügliche Produktionen, die den jeweiligen Stil ihrer Macher reflektieren, ohne an deren Glanzzeiten heranreichen zu können. Der Rest war mau bis grauenvoll: Daddy's Home eine typische Ferrell-Klamotte, Zoolander No. 2 eine unerwünschte Rückkehr des Zoolander-Kults, den schon beim ersten Teil nicht jeder kapiert hat, Der Spion und sein Bruder schießt den Vogel des schlechten Geschmacks ab mit der Innenansicht der Vagina einer Elefantenkuh, die gerade penetriert wird. Und Bad Neighbors 2 ist tatsächlich sogar noch schlechter als dieser Film.
Drama / Historisch / Biografie / Dokumentation
Naturgemäß findet hier die breiteste Streuung statt. Die Stylebombe des Jahres kommt mal wieder von NWR: The Neon Demon ist ebenso leer wie sein Sujet, als glitzerndes Selbstexperiment aber durchaus reizvoll. Quentin Tarantino konnte mich mit The Hateful 8 erstmals nicht überzeugen, obwohl das ganze Ambiente wie für mich gemacht schien; ebenso wie der ähnlich verschneite und zähe The Revenant, das Naturportrait, für das DiCaprio eben gerade nicht den Oscar hätte bekommen sollen in einer gerechten Welt. Leer erschien zwar auch Bone Tomahawk, doch im Gegensatz zu den anderen beiden nutzte er die Leere geschickt als Stilmittel für einen herrlich garstigen, staubtrockenen Western mit Horrorspitzen.
Das Boxerdrama Creed erwies sich als einer der stärksten Beiträge der Reihe mit einem tollen Gespür für die Figuren und die Stadt, in der er spielt; und wo wir bei Charakterportraits sind, darf das Biografie-Genre nicht fehlen. Hier machte Don Cheadle mit seinem Film über Jazztrompeter Miles Davis auf sich aufmerksam. Hinter Miles Ahead stecken zehn Jahre Arbeit und das spürt man dem ungewöhnlich arrangierten Film durchaus an, auch wenn Cheadle nicht wirklich optisch an Davis erinnert. Tom Hardy portraitierte gleich zwei historische Figuren und ist als Zwillingsbruderpaar Ronnie und Reggie Kray in Legend eine echte Schau; schade, dass der Film selbst dramaturgisch eher weniger gelungen ist. Spotlight und The Big Short befassten sich weniger mit realen Personen als vielmehr mit realen Ereignissen und gingen ähnliche Sujets auf sehr unterschiedliche Weise an, jedes auf seine Art unterhaltsam und im einen oder anderen Sinne informativ. Derweil versuchte sich Colin Hanks an mit All Things Must Pass einer Dokumentation über Aufstieg und Fall der berühmten Tower Records und liefert dabei ein spannendes Zeitdokument ab.
John Travolta, der schon im Action-Abschnitt zur Sprache kam, gehört zu den fleißigsten Darstellern des Jahres, hat er doch weiterhin in der Post-Tarantino-Krimigroteske Criminal Activities einen Gauner gespielt und sich dabei deutlich an seine Rolle in „Password: Swordfish“ angelehnt und weiterhin eine tragende Nebenrolle in der Thriller-Drama-Schmonzette Der Strum – Life On The Line übernommen, die den Linemen und ihrem gefährlichen Beruf ein Denkmal setzen möchte. Im spartanischen B-Movie Blood Father beweist Mel Gibson wieder seine enorme Leinwandpräsenz. Ein Hologramm für den König ist ebenso typisch für Hanks wie für Tykwer – eine obskurer Mainstream-Film über kulturelle Brücken, der die Haupthandlung irgendwann für eine aufkeimende Romanze links liegen lässt. Ruf der Macht ist mit einer Besetzung, die vor Jahren als hochkarätig bezeichnet worden wäre, ein schnell vergessener Psychothriller. Wenn schon Psycho, dann mit Raum, der erst da richtig zu schmerzen anfängt, wo andere Filme bereits in den Abspann übergehen. The Lobster ist mit seiner Geschichte über Singles, die in Tiere ihrer Wahl verwandelt werden definitiv der schrägste Film in dieser Liste... wobei, da wäre ja noch der mexikanische Experimentalfilm We Are The Flesh, den man nur hassen oder respektieren, aber wohl kaum lieben kann für seinen Mut, Perversionen und expliziten Sex in ein metaphorisches Gewand zu hüllen und fortwährend in Bildern zu sprechen.
Deutscher Film
Den deutschen Film, der in den letzten Jahren eigentlich nie eine besondere Rolle gespielt hat in meiner Abrechung, möchte ich noch einmal gesondert behandeln, weil er mich mit einigen starken Beiträgen überrascht hat. Wenngleich es bei Unfriend gemessen an US-Horrorfilmen noch relativ konventionell vonstatten geht, so handelt es sich dabei doch um einen überraschend soliden Film, der für eine deutsche Produktion vor allem durch sein Bekenntnis zum Genrefilm überrascht. Ebenso Der Nachtmahr, der im Vergleich aber wesentlich „deutscher“ aussieht (da er auch ein Berlin-Portrait ist). Der Bunker erweist sich als Kleinod des skurrilen Humors und Toni Erdmann, obgleich weder ein Genrefilm noch besonders angenehm zu konsumieren, gehört aufgrund seiner treffenden Beobachtung des Kapitalismus und des ungemein facettenreich dargestellten Verhältnisses zwischen einem Vater und der entfremdeten Tochter aber in die Top 5 des Jahres.
TV-Serie
Woody Allen hat sich von Amazon breitschlagen lassen, eine TV-Serie zu drehen, lieferte frecherweise aber mit Crisis In Six Scenes einfach einen überlangen Film in sechs Akten ab, der unter anderem wegen Miley Cyrus' trampeliger Rolle überhaupt nicht funktioniert. Mit Preacher feiert eine verrückte Comicserie ihren Einstand, die sich durch kantige Darsteller und staubiges Setting auszeichnet und immer unberechenbar bleibt. Ash vs Evil Dead wurde in Deutschland gleich mit zwei Staffeln am Stück zugänglich gemacht und in beiden geht es ordentlich zur Sache; nie hätte ich gedacht, dass den Filmen in einer Serienverwurstung auch nur ansatzweise Gerechtigkeit widerfährt. Fear The Walking Dead wird spätestens mit der zweiten Staffel völlig obsolet. Into The Badlands hat tolle Kampfchoreografien und als Dystopie gute Ansätze, leidet aber an Längen und einem konfusen Plot. Mad Dogs, ein Serien-Remake, war ein knackiger Sommerspaß für zwischendurch, der als abgeschlossene Staffel eine gute Figur macht. Und selbst hier ist Deutschland vertreten mit der Mystery-Serie (!) Weinberg, die sich anfangs zwar arg bei „Twin Peaks“ bedient, in den Weinbergen aber einen sehr fotogenen Schauplatz findet.
Wichtige nachgeholte Klassiker
Endlich begonnen, mich mit Louis Malles Lebenswerk auseinanderzusetzen (Fahrstuhl zum Schafott, Die Liebenden, Zazie); Einstieg ins Universum von Jean Rollin (Sexual-Terror der entfesselten Vampire). Generell ist der Entschluss gewachsen, noch mehr von Regisseuren wie Mario Bava und Gleichgesinnten zu sichten.
Beste Heimkinoveröffentlichung
Da ist die Mario Bava-Collection von Koch Media wohl ganz oben. Tolle Filme in einer superben Verpackung mit netten Extras. Auch die 4-Disc-Edition von The Neon Demon hat mir grundsätzlich sehr gefallen (zumal der starke Soundtrack dabei ist), allerdings sprang meine Blu-ray an ein, zwei Stellen und man vernimmt, dass ich nicht der einzige bin, bei dem das der Fall ist.
Ansonsten habe ich ein paar sehr schöne VÖs von Wicked Vision gekauft. Hier begeistert mich vor allem die Jean-Rollin-Reihe, die in diesem Jahr ja fortgesetzt wird.