In 80 Tagen um die Welt

2moulins

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#02 29.07.24 2moulins
 
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In 80 Tagen um die Welt

1872 schrieb Jules Verne den berühmten Roman „Reise um die Erde in 80 Tagen“ bzw. „In 80 Tagen um die Welt“. Veröffentlicht wurde dieser Ende Januar 1873, also etwa 6 Wochen nach dem Ende der beschriebenen Geschichte, die im Oktober 1872 ihren Anfang nahm.

Der englische Gentleman Phileas Fogg lässt sich im Londoner „Reform-Club“, einem typisch englischen Herrenclub, zu einer Wette hinreißen, da er davon überzeugt ist, dass man in 80 Tagen die Erde umrunden kann. Nachdem seine Club-Kollegen allesamt nicht glauben können, dass man dies schaffen kann, wettet er 20.000 Pfund, dass es ihm gelingen wird. Noch am gleichen Abend startet er mit seinem neuen Diener Passepartout, der gerade erst an diesem Tag seinen Dienst angetreten hat, die große Reise.

1956 produzierte Michael Todd unter der Regie von Michael Anderson mit großem Aufwand die gleichnamige Verfilmung des Romans. Gedreht wurde im Todd-AO-Verfahren, welches der Produzent kurz zuvor entwickeln ließ - ein 70 mm-Breitbildformat, welches mit nur einer Kamera und einem Projektor auskam. Nach „Oklahoma!“ war dies der zweite Film in diesem Bildformat.

Der knapp 3-stündige Film führt den Zuschauer in eine Welt, die im Erscheinungsjahr sicherlich schon durch die Schauplätze beeindruckte, da es den Massentourismus wie in späteren Jahren damals noch nicht gab.

Im Film führt die Reise zunächst von London nach Paris und von dort mit dem Fesselballon nach Spanien, wobei es im Buch weder eine Ballonfahrt noch eine Zwischenstation in Spanien gibt. Aber gerade dort verweilt im Film das Geschehen ziemlich lange, und man lässt sich viel Zeit, um spanische Gepflogenheiten wie den Flamenco-Tanz oder den Stierkampf darzustellen. Danach hält sich der Film an die Vorlage. Denn es geht recht schnell weiter zum Suezkanal, der übrigens tatsächlich erst 1869 eröffnet wurde. Und es folgt eine von mehreren Schiffspassagen. Mittlerweile hat sich ein Detektiv von Scotland Yard an die Fersen der Reisenden geheftet, weil dieser davon überzeugt ist, Fogg sei ein Bankräuber, der kurz vor der Abreise in London die Bank um 55.000 Pfund erleichterte und jetzt auf der Flucht ist.

In Indien angekommen, reist man auch mal mit einem Elefanten und rettet nebenbei eine Prinzessin, die gerade zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann im Rahmen einer religiösen Zeremonie verbrannt werden soll. Über Kalkutta geht es weiter nach Hongkong und nach Yokohama. Dabei stoßen die Reisenden immer wieder auf Widrigkeiten, die das Reiseziel und damit die Wette gefährden. Sie erleben kleine Abenteuer, verpassen die Abfahrtszeiten eingeplanter Verkehrsmittel und müssen mit Einfallsreichtum diese Stolpersteine überwinden.

Ab San Francisco geht es weiter mit der Eisenbahn Richtung Osten. Natürlich darf unterwegs eine Auseinandersetzung mit wilden Indianern nicht fehlen. Eine schwache Eisenbahnbrücke und eine Büffelherde sorgen für weiteren Zeitverlust. Am Ende müssen die komplette Einrichtung und alle Aufbauten eines Dampfschiffes verfeuert werden, um den nötigen Druck im Kessel aufrecht zu erhalten, um England zu erreichen.

Das Ganze vollzieht sich immer in einem heiteren Ton, so dass der Zuschauer gut unterhalten wird. David Niven ist der perfekte Darsteller für die Rolle des Phileas Fogg, den pedantischen Engländer, der auch unter den widrigsten Umständen auf seinen Vier-Uhr-Tee besteht und stets die Ruhe bewahrt, auch wenn die Lage aussichtslos scheint.

Auch die Rolle des Dieners Passepartout ist mit dem Mexikaner Cantinflas bestens besetzt. In der Rolle der indischen Prinzessin sieht man Shirley MacLaine in einer ihrer ersten Filmrollen. Robert Newton spielt als Inspector Fix seine letzte Rolle, denn er starb kurz nach den Dreharbeiten.

Man muss Jules Verne Tribut zollen für die tolle Geschichte, in die er aktuelle Entwicklungen und Entdeckungen aus der Entstehungszeit einfließen ließ. Er verstand es, ein spannendes Abenteuer zu erzählen, das am Ende jedem Leser gefallen haben dürfte. Ein solches Buch ist bereits die halbe Miete für eine gute Verfilmung.

Der Film, der früher oft an Feiertagen gezeigt wurde, macht auch heute durchaus noch Laune, wenngleich er einige Längen aufweist, insbesondere im ersten Drittel, wo man den Eindruck hat, dass man eher eine Reisedokumentation sieht, anstatt eines Filmabenteuers. Am Ende wartet der Film – wie auch das Buch – durch einen Twist auf, der den Ausgang der Wette entscheidend beeinflusst.

Bemerkenswert ist die hohe Anzahl von berühmten Gesichtern, die in kleinen Gastrollen auftauchen und für die eine oder andere Überraschung sorgen. Um nur einige wenige der bekanntesten zu nennen: Fernandel, Marlene Dietrich, Frank Sinatra, Buster Keaton, Sir John Gielgud und Peter Lorre. Dem Produzenten Michael Todd wird zugeschrieben, den „Cameo-Auftritt“ mit diesem Film erst erfunden zu haben.

Bei den Oscars 1957 war der Film mit 5 Trophäen sehr erfolgreich. Er wurde als Bester Film und für den Schnitt, das adaptierte Drehbuch, die Musik und für die beste Kamera ausgezeichnet. Dazu gab es noch 2 Golden Globes - für den besten Film und für Cantinflas als bester Darsteller in einer Komödie.

8/10

In Ermangelung einer Blu-ray, die es hierzulande noch nicht gibt, sah ich den Film auf DVD. Hier wäre wünschenswert, den Film einmal in restaurierter Form in einer würdigen HD-Edition herauszubringen.
 

Tarantino1980

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Danke für die schöne Vorstellung. Ein schöner klassiker den ich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Und das ist auch der punkt warum ich ihn schon so lange nicht mehr gesehen habe, ich hoffe auch sehr das er, zumindest mal in HD schön restauriert raus kommt. Verdient hätte er es.
 
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