Honeymoon Killers
Ray Fernandez verdient sich als Heiratsschwindler seinen Lebensunterhalt. Über Anzeigen kontaktiert er alleinstehende Frauen und bringt sie um ihre Ersparnisse. Auf diesem Weg lernt er Martha Beck kennen, der er letztendlich erklären muss, wie er sein Geld verdient. Martha ist alles egal, da sie von nun an ihr Leben dem charmanten Ray unterwirft. Deshalb begehen sie die Taten von nun an gemeinsam, was recht gut funktioniert, da er sie bei seinen künftigen Opfern als Schwester ausgibt. Allerdings steht ihnen immer wieder die Eifersucht von Martha im Weg, die es nicht ertragen kann, ihren Geliebten mit den anderen Frauen zu sehen. Das führt zu Fehlern und die führen zu Mord. Je öfter das passiert, desto kaltblütiger werden sie.
Die Opferzahl der „Lonely hearts killers“ ist nicht umfassend bekannt, aber man vermutet das 20 Menschen, in den Jahren zwischen 1947 und 1949, ihr Leben lassen mussten. Ja, richtig gelesen. Die Inhaltsangabe ist keine fiktive Geschichte, denn die Beiden gab es wirklich. Regisseur Leonard Kastle, legte bei seinem ersten und einzigen Film, viel Wert auf die Authentizität der Geschichte und ging dabei den Film verdammt mutig an. Er verzichtete auf alle Stilmittel eines Thrillers, da er hier keinerlei Elemente des Spannungskinos einbaut. Es gibt beispielsweise keine Ermittlungen, oder eine Tätersuche. Man erfährt nie etwas darüber, ob die Polizei einen Verdacht hat, ob sie ihnen auf der Spur sind oder wie die Fälle von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Wir sind lediglich bei den Tätern. Wir sehen zu, wie sie sich kennenlernen, wie sie ihre Taten planen, Streitgespräche und letztendlich eben ihre Verbrechen. Auch wenn der Film bereits im Jahr 1970 erschien, sind die Bilder auch heute noch unangenehm. Ebenso die Morde, die manchmal im Off stattfinden, da der Zuschauer die Bilder dazu selbst produziert. Aus diesem Grund ist der Film für Filmfreunde, die sich nur ein wenig unterhalten wollen, völlig ungeeignet. Man findet keinen Zugang zu den Charakteren, die völlig faszinierend, aber auch befremdlich gezeichnet werden. Insgesamt ist das Bild der Beiden auch psychologisch interessant, da man davon ausgeht, dass sie erst durch ihr Zusammentreffen zu den Taten fähig wurden. Sozusagen eine toxische Verbindung, die hier entstand. Zudem fehlt eine Romantisierung des Killerpärchens, wie etwa bei „Bonnie and Clyde“. Man bleibt als Zuschauer komplett auf Distanz und empfindet eher Abneigung als Sympathie. Auch visuell bekommt man einen kargen und nüchternen Film geboten, der in schwarz-weiß Bildern, die Erzählweise perfekt unterstreicht. Die Musik stammt von Gustav Mahler. Logischerweise hat er sie nicht für den Film geschrieben, sondern seine Werke wurden einfach thematisch brillant zu den Bildern verwendet. Trotzdem gilt, dass „Honeymoon Killers“ kein einfacher Film ist, sondern nur für Leute geeignet, die entweder gerne mal über den Tellerrand hinausblicken, oder eben für Menschen, die sich für das Thema wirklich interessieren. Letztere bekommen dann ein Brett!