AW: Heat
Ich habe ihn mir gerade mal wieder angesehen und kann den positiven Stimmen nur beipflichten. Ganz oben auf der Rangliste sehe ich ihn allerdings auch wieder nicht, da die Story nicht viel hergibt. Dafür ist die Verarbeitung erste Sahne.
Gestern Abend war es bei mir dann auch endlich mal wieder soweit! Die nötige Zeit und vorallem die richtige Stimmung für den Film waren vorhanden.
Lustigerweise, ohne Deinen Post noch im Hinterkopf gehabt zu haben, hätte eine Bemerkung auch von mir sein können, nämlich das im Grunde die Story nicht viel her gibt, dafür aber die Charaktere und die Inzenierung wirklich perfekt sind. Vieleicht liegt es auch daran das man mitlerweile viele Filme dieser Art gesehen hat. Das soll jetzt nicht heißen das ich den Film jetzt schlechter finde als damals, im Gegenteil er bekommt von mir immer noch eine klare
10/10, allerdings nicht wegen seiner so genialen und ausgefeilten Story, sondern vielmehr weil er in sich stimmig ist, die Charaktere sehr interessant sind und die Inzenierung einfach perfekt ist!
Ein Psychogramm zweier Big Egos, ein Psychogramm von Gut und Böse, mit der Erkenntnis, dass diese beiden Kategorien nie eindeutig sind.
Das hast Du wirklich perfekt in Worte gefasst
.
Das ist mir damals, aber besonders bei meiner jetzigen Sichtung, besonders aufgefallen, dass im Grunde die beiden Charaktere Vincent Hanna (
Al Pacino) und Neil McCauley (
Robert De Niro) sich sehr ähneln, beide zwar auf verschiedenen Seiten der Gesellschaft stehen, aber ansonsten gute Kumpels sein könnten, da sie sich so ähnlich sind. Beide haben Wesenszüge die sowohl als Gut aber auch als Böse bezeichnet werden könnten. Ich finde sogar, dass Neil im Grunde viel eher das Leben eines Polizisten hätte führen können, da er in dem was er tut viel konsequenter war indem er eben während seiner aktiven "Karriere" auf Familie verzichtet hat. Vincent hingegen versuchte es offenbar sein Leben lang beides zu vereinen, also Job und Familie, hat es aber (er war ja bereits zum dritten mal verheiratet) nicht so wirklich geschafft. Interessanter Weise fand ich es sehr auffällig das Vincent im Prinzip das Leben hatte wonach sich Neil auch gesehnt hat, sprich eine Frau und Kind, wenn auch nicht das eigene, aber dieses nicht mit seinem Job vereinbaren konnte. Neil hingegen war offenbar Jahrelang erfolgreich in dem was er tat, wurde aber durch die Tatsache das er dieses Leben aufgeben wollte und wahrscheinlich mit Eady sich ernsthaft eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollte, auch angreifbarer, vieleicht sogar etwas nachlässiger geworden. Beide waren also nur gut in dem was sie taten, indem sie ihr Privatleben nur sehr eingeschränkt genießen konnten. Hätte z.B. Vincent zum Schluss hin nicht auf den Pager reagiert hätte er vieleicht seine Ehe noch retten können, aber beruflich gesehen hätte er dadurch Neil nie bekommen. Das finde ich sehr interessant in den beiden Charakteren. Vincent hat sich bewusst gegen ein intaktes Familienleben entschieden und hatte dadurch wieder oberwasser, Neil hingegen hat sich für eine Familiengründung und ein Privatleben entschieden und es kam zu "Problemen im Beruf".
Schauspielerisch ist Heat eine Offenbarung.
Alle Darsteller liefern (Karriere-)Bestleistungen ab. Pacino und DeNiro waren danach nie wieder so gut und sind natürlich an Charismatik nicht zu übertreffen.
Dem stimme ich nur bedingt zu
. Ich gebe Dir recht das sowohl
Al Pacino als auch
Robert De Niro hier wirklich genial gespielt haben
, allerdings haben beide danach noch, zumindest für mich, sehr gute Filme gedreht. Pacino hat mir z.B. danach in
City Hall, Im Auftrag des Teufels, Donnie Brasco, Insomnia, 88 Minutes,
Das schnelle Geld und
Kurzer Prozess noch sehr gut gefallen. Schauspielerich war er da für mich auf einem sehr ähnlichen Niveau unterwegs. Auch
Robert De Niro hatte nach
Heat noch viele sehr Gute Filme wie z.B.
Sleepers, Jackie Brown, Cop Land, Ronin, The Score und
Kurzer Prozess. Aktuell gebe ich Dir recht, das De Niro bei weitem nicht mehr auf dem Niveau spielt, welches man von ihm gewohnt war. Aber natürlich haben beide hier in
Heat wirklich eine sehr sehr gute Leistung abgeliefert!
Kilmer, Sizemore, Trejo, Portman...sie alle spielen ihre (perfekt passenden Charaktere) mit einer solchen Inbrunst und Leidenschaft, dass selbst die extremen Charaktere glaubwürdig und menschlich wirken.
Hier stimme ich zu 100% mit Dir überein. Die "Nebencharaktere" sind hier auch alle sehr stimmig besetzt und mir fällg spontan niemand ein der unwichtig war, bzw. seinen Part zum Gesamtbild nicht gut abgeliefert hat.
Jeder Charakter hat eine Hintergrundgeschichte. Es gibt keine Klischee- oder Deus-Ex-Machina-Charaktere. Beispielhaft möchte ich den Charakter von Dennis Haysbert nennen (der Fluchtautofahrer): Michael Mann hätte jeden beliebigen Charakter aus McCauleys Gruppe für diesen Posten benutzen können, da der Charakter eh im Downtown-Shootout stirbt, hätte er auch einfach einen No-Name-Charakter erschaffen können. Mann jedoch, charakterisiert diese (im Grunde) unwichtige Rolle als Ex-Sträfling, der auf Bewährung draußen ist, Probleme mit Frau und seinem (korrupten) Chef hat, der sensibel und gezeichnet ist.
Für manche, sind diese Szenen unnötige Längen, für mich sind sie die kleinen aber umso wichtigeren Puzzleteile, die Heat zu einer in sich geschlossenen, kompletten Welt werden lassen.
Ein sehr schönes Beispiel hierzu! Man hätte es viel einfacher haben können in dem nur die letzte Szene im Film gezeigt worden wäre, in der Neil zufällig seinen alten Mithäftling in einer Burger-Bude arbeiten sieht und ihn für den Job kurzfristig gewinnen kann. So bekam man aber selbst für diese Nebenfigur eine Hintergrundgeschichte geliefert welche auch interessant war. Genauso war es mit Justine, Eady, Charlene usw. Man erfuhr, obwohl alle nur Nebenfiguren waren, dennoch sehr viele schöne kleine Details über sie, welche alle dazu führten das man als Zuschauer die beiden Hauptcharaktere Vincent und Neil einfach viel besser einschätzen konnte.
Heat bietet die spannendsten und bestinszenierten Actionszenen.
Ob nun der Überfall auf den Geldtransporter, die Verfolgungsjagd im Motel und am Flughafen oder der berühmt-berüchtigte Shootout in Downtown Los Angeles. All diese Szenen haben neue Maßstäbe was Kameraarbeit, Realismus und Choreographie betrifft gesetzt. Bis heute ist der Einfluss von Heat bei modernen Actionfilmen nicht von der Hand zu weisen (am deutlichsten wohl bei The Dark Knight).
Auch eine sehr interessante Beobachtung. Das
Heat das Thriller Genre verändert hat dürfte jedem klar sein. Der Genre Mix aus Thriller und gut dosierter Action, die aber dennoch so perfekt choreographiert und in Szene gesetzt ist, war damals sowohl als auch heute immer noch genial.
The Dark Knight ist hier wirklich ein sehr schönes Beispiel dafür!
Darunter Szenen die man in der Perfektion wohl noch nicht erlebt hat. Die Shoot-Out Szene ist mit das beste was man bisher in einem Film gesehen hat. Kann man nicht beschreiben muß man gesehen und gehört haben...
Meinst Du damit die Sequenz mit dem Banküberfall und dem anschließenden Gefecht zwischen Neil´s Crew und der Polizei oder meinst Du wirklich das Shoot-Out zwischen Vincent und Neil zum Schluss? Beide Sequenzen finde ich auch sehr schön gefilmt und absolut stimmig!
Die Cafe-Szene zählt für mich auch dazu...Obwohl ruhig und „unspäktakulär“ erzählt bekommt man bei ihr dieses Gänstehautfeeling. Man weiß das was man sieht ist großes Kino...
Man kann es sich auch nur schwer vorstellen das dies wirklich die erste gemeinsame Szene von
Al Pacino und
Robert De Niro in Ihrer Filmgeschichte bis dahin war. Zwar spielten sie bereits in
Der Pate im selben Film, aber nie in der gleichen Szene. Alleine deswegen ist diese Szene Kinomagie pur! Der Dialog ist aber auch erstklassig
Und über das Finale am Flughafen muß man auch nichts sagen. Dort endet was Enden muß. Dazu perfekt mit der Musik von Moby “God Moving Over the Face of the Waters” unterlegt.
Das gesamte Finale war auch sehr schön inzeniert. Generell muss man natürlich hier auch
Michael Mann noch ein großes Lob aussprechen das er diesen Film so perfekt inzeniert hat. Natürlich hatte er einen sehr guten Cast zur Verfügung, aber dennoch muss man es auch schaffen dieses richtig einzufangen und zu nutzen. Man hat es z.B. ja bei
Kurzer Prozess gesehen. Hier spielen bekannter weise Pacino und De Niro erneut zusammen, der Film ist zwar gut, aber eher durch das Spiel der beiden. Die Inzenierung von Regisseur
Jon Avnet hingegen war alles andere als perfekt. Es war zwar nicht schlecht, aber weit weg von dieser perfekten Inzenierung von
Michael Mann.