Guardians of the Galaxy Vol. 3
Nach nunmehr sechs Jahren war es dann endlich so weit, die Guardians kamen – wie am Ende von Teil 2 angekündigt und versprochen – zurück. Auch wenn man sich dessen eine Zeitlang nicht sicher sein konnte, da James Gunn zwischenzeitlich von Disney gekündigt, dann aber – zum Glück – doch wieder zurückgeholt wurde. Zum Glück, weil er mit Guardians 1 und 2 zwei Weltraumspektakel geschaffen hatte, die mich jeweils komplett abgeholt und begeistert haben. Umso erstaunlicher, dass ich die Veröffentlichung von Teil 3 im Vorfeld überhaupt nicht auf dem Schirm hatte und erst davon erfuhr, als er am 03. Mai 2023 in den Kinos anlief. Es mussten weitere sechs Wochen ins Land ziehen, bis ich es dann gestern endlich ins Kino geschafft hab. Spoiler vorab: Es hat sich mehr als gelohnt.
Doch bevor ich weiterschreibe, muss ich anmerken, dass ich mich nach wie vor kaum im Marvel Universum bewege, ich keinerlei Plan von irgendwelchen Comic-Vorlagen habe bzw. hatte. Auch war mir bewusst, dass die Guardians zw. Teil 2 und 3 in irgendeiner Form in anderen (Avengers?) Filmen aufgetaucht sind, dessen Handlungsstränge mir fehlen. Habe ich das in Teil 3 negativ bemerkt? Nein. Es gab offensichtlich gewisse Entwicklungen, die mir nicht bekannt waren, aber die – aus meiner Sicht – gut im Film aufgegriffen werden. Somit war auch meine Sorge im Vorfeld unbegründet, dass ich mich möglicherweise im Kino etwas verloren fühle. Für mich funktionieren die Guardians als eigenständige Triloge fabelhaft, was auch immer meine Hoffnung war.
Nun aber endlich zum eigentlichen Film, denn James Gunn hat es wieder getan. Erneut hat er es geschafft, nach zwei absolut abgedrehten, spaßigen, bunten, epischen, lustigen Filmen eine Fortsetzung zu liefern, die meiner hohen Erwartungshaltung gerecht wurde, nein sie sogar noch übertroffen hat. Denn auch beim dritten Ableger schafft es Gunn auf der einen Seite Zutaten wieder zu verwenden, die man in Teil 1 und 2 geliebt hat – sei es der Humor, die Sprüche, die genialen Acton-Sequenzen, oder die grandiose Nutzung von erstklassigen Songs – und auf der anderen Seite nochmals neue, verrückte Wege zu gehen, wieder zu überraschen und zu begeistern. Kein Guardians Film fühlt sich wie ein langweiliger Aufguss an, der einfach nur der Regel „höher, weiter, schneller“ folgt. Jeder Film hat seinen besonderen Fokus und punktet mit aberwitzigen Ideen. Und auch wenn man glaubt, es könnte nicht noch verrückter und abgedrehter werden, James Gunn beweist das Gegenteil. Ich musste zeitweise hier sogar an Burton und Batman denken. Warum? Bekanntermaßen hat Burton mit „Batman“ einen großartigen aber noch – für seine Verhältnisse – bodenständigen Film abgeliefert. Wohingegen er bei „Batman Rückkehr“ sämtlichen Freiheiten hatte, was man entsprechend bemerkt. So fühlt sich für mich auch der dritte Guardians an. Das heißt nicht, dass Teil 1 und 2 bodenständige Filme waren, auch hier ist an allen Ecken und Enden Gunns Handschrift zu sehen, aber in Teil 3 geht er aus meiner Sicht nochmals einen Schritt weiter und haut wirklich alles raus. Teilweise sogar so, dass auch ich mich – vor allem in den ersten 30-45 Minuten – akklimatisieren musste. Doch spätestens dann war ich komplett im Film und in der Welt gefangen.
Was die Handlung betrifft, so liegt der Fokus hier zunächst vor allem auf Rocket und seiner Geschichte, die auch diverse Rückblenden bietet, so dass man einiges über ihn erfährt. Doch generell wird bei diesem Film immer wieder hinter die Fassade der einzelnen Protagonisten geblickt, was sie einen noch näherbringt. Auch hier gibt es immer wieder Momente, die einen emotional komplett mitnehmen und berühren, so skurril die Situation an sich vllt. auch gerade sein mag. Auch das rechne ich Gunn sehr hoch an. Er schafft es trotz der besonderen Figuren / Situationen eine emotionale Tiefe zu erschaffen. Ein extrem schmaler Grat, bei dem andere Filmemacher / Autoren sicherlich komplett versagen würden und man eher Fremdscham empfinden würde. Ganz und gar nicht jedoch hier.
Daher bleibt mir nach all den Superlativen zusammenfassend nur noch folgendes zu sagen: Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist ein audiovisuelles Meisterwerk mit bombastischen Actionszenen, einer großartigen Portion Humor und Selbstironie, tollen Figuren, einen Soundtrack, der zu jeder Zeit mitreißt und perfekt eingebaut ist. Ein Werk, welches gekonnt an Teil 1 und 2 anknüpft und trotzdem wieder eigene Wege geht. Eine Trilogie, eine Weltraumsaga, die ihresgleichen sucht.
10/10